Arbeitszeitbetrug liegt vor, wenn ein Arbeitnehmer absichtlich falsche Arbeitszeiten angibt, um nicht geleistete Arbeitsstunden vergütet zu bekommen. Dies geschieht etwa, wenn er während der als Arbeitszeit erfassten Zeit private Tätigkeiten ausführt oder falsche Angaben in Zeiterfassungssystemen macht. Wichtig ist die Abgrenzung zu unbeabsichtigten Verstößen: Nur bei vorsätzlicher Täuschung liegt tatsächlich Arbeitszeitbetrug vor.
Generell stellt Arbeitszeitbetrug ein tief verwurzeltes Problem in deutschen Unternehmen dar und umfasst sowohl Arbeitnehmer, die mehr Stunden angeben, als sie tatsächlich leisten, als auch Arbeitgeber, die weniger Stunden vergüten, als gearbeitet wurden.
Der Betrug von Seiten des Arbeitgebers reicht von ungenauer Zeiterfassung zum Nachteil des Arbeitnehmers, inkl. gezielter Kürzung von Zeiterfassungsdaten, über unzulässige Veränderung von Pausenzeiten und Unterdrückung von Zeitausgleich oder Gleitzeitansprüchen bis hin zur schlichten Nichtbezahlung von Überstunden.
Die von TimO im September 2024 durch das Marktforschungsinstitut Consumerfieldwork durchgeführte Studie „Arbeitszeitbetrug: Ein unterschätztes Problem in Unternehmen“ offenbart, dass Arbeitszeitbetrug weit verbreitet ist. Zu den häufigsten Praktiken von Seiten der Arbeitnehmer gehören unvollständige Pausenerfassungen/ Verlängern von Pausen, private Tätigkeiten während der Arbeitszeit, sowie falsche Angaben zu Arbeitsbeginn oder -ende. Etwa neun Prozent der Mitarbeiter fälschen Überstunden, und fünf Prozent täuschen sogar Anwesenheit vor.
Problematisch ist nicht nur die weite Verbreitung des Arbeitszeitbetruges selbst, sondern auch die gesellschaftliche Bewertung der bewussten Täuschung: inkorrekte Arbeitszeiterfassung gilt als Kavaliersdelikt und bei vielen Arbeitnehmern fehlt ein Unrechtsbewusstsein. Besonders auffällig ist der laxe Umgang mit der Dokumentationspflicht insbesondere in jüngeren Altersgruppen (18–29 Jahre). Interessant ist auch, dass höhere Einkommen nicht mit präziserer Zeiterfassung korrelieren.
Eine besondere Situation entsteht im Homeoffice wo die fließenden Grenzen zwischen Arbeits- und Privatzeit die Hemmschwelle für Falschangaben weiter senken. Private Erledigungen wie Einkäufe oder Kinderbetreuung während der Arbeitszeit werden oft nicht als Betrug, sondern als Ausgleich für Flexibilität gesehen.
Die TimO Studie identifiziert unbezahlte Überstunden als Hauptantrieb für Arbeitszeitbetrug (32 Prozent), gefolgt von Frustration über ungerechte Arbeitsbedingungen (16 Prozent) und privaten Verpflichtungen wie familiären Pflichten (13 Prozent). Diese Motive zeigen, dass Arbeitszeitbetrug oft als eine Reaktion auf vermeintlich erlittenes Unrecht erfolgt. Aus Sicht vieler Arbeitnehmer ist die längere Pause, etc. somit lediglich ein legitimer Ausgleich für zuvor erfahrene Ungerechtigkeit.
Für Arbeitnehmer können die rechtlichen Folgen ihres Arbeitszeitbetruges weitreichend sein. Nach der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts stellt vorsätzliche Manipulation, etwa durch falsches Ausfüllen von Zeiterfassungsformularen oder Missbrauch der Stempeluhr, einen wichtigen Grund für eine fristlose Kündigung dar. Entscheidend ist hier nicht primär der unmittelbare finanzielle Schaden durch den konkreten Betrugsfall, sondern der generelle Vertrauensbruch. Arbeitgeber sind auf eine korrekte Dokumentation angewiesen, denn sie ist oft nur schwer zu kontrollieren. Ein vorsätzlich falsches Ausfüllen von Formularen verletzt die Rücksichtnahmepflicht des Arbeitnehmers erheblich.
Selbst kleinere Vergehen wie privates Surfen während der Arbeitszeit können bei Wiederholung eine Kündigung begründen. Arbeitgeber haben zudem die Möglichkeit, Strafanzeigen wegen Betrugs (§ 263 StGB) zu erstatten - wobei eine lückenlose Dokumentation der Verstöße entscheidend ist.
Die wirtschaftlichen Schäden durch Arbeitszeitbetrug sind erheblich. Über 70 Prozent der Arbeitgeber in der TimO-Studie befürchten finanzielle Einbußen, ein Drittel schätzt diese auf über 10 Prozent des Umsatzes, in Extremfällen bis zu 30 Prozent.
In Bezug auf die sozialen Auswirkungen sehen Arbeitgeber stärkere negative Effekte auf die Teamleistung (33 Prozent bewerten diese als „stark“) als Arbeitnehmer, welche diese oft als gering einschätzen (37 Prozent sehen „keine“ Auswirkungen). Wiederholter Arbeitszeitbetrug durch immer dieselben Mitarbeiter kann aber definitiv zu Konflikten im Team führen. Nur sehr wenige Menschen melden die beim Kollegen beobachteten Verstöße beim Chef, aber jeden Tag Zigarettenpausen im Halbstundentakt, etc. mitansehen zu müssen, schürt insbesondere bei hoher Arbeitsbelastung Ressentiment.
Schulungen zur Arbeitszeitdokumentation und offene Kommunikation über Konsequenzen können helfen, bei den Mitarbeitern ein generelles Bewusstsein für die Wichtigkeit korrekter Zeiterfassung zu etablieren. Letztendlich ist der Arbeitgeber aber auf die Ehrlichkeit seiner Mitarbeiter angewiesen und Betrug nicht vollständig vermeidbar.
Stand: September 2025
https://www.timo24.de/blog/wp-content/uploads/2024/11/Studienzusammenfassung_timo24_Arbeitszeiterfassung_2024-1.pdf
Hinweis: Die Studie wurde von einem Unternehmen in Auftrag gegeben, welches Zeiterfassungssysteme vertreibt. Es besteht also ein Interesse daran, das Problem Arbeitszeitbetrug möglichst gravierend darzustellen. Allerdings hat wahrscheinlich jeder Arbeitnehmer mit ein paar Jahren Arbeitserfahrung in Deutschland das weitverbreitete Phänomen schon selbst beobachten können. Die Zahlen scheinen durchaus glaubwürdig.
Tags: Vertrauen Täuschungen Unbezahlte Überstunden Arbeitszeit Manipulation Zeit Erfassung Betrug Stechuhr Buddy punching Raucher Zigaretten Pausen Präsentismus Absentismus Krankfeiern Blaumachen Kranken Stand Schein Krankschreibung Abmahnung Kündigung
Generell stellt Arbeitszeitbetrug ein tief verwurzeltes Problem in deutschen Unternehmen dar und umfasst sowohl Arbeitnehmer, die mehr Stunden angeben, als sie tatsächlich leisten, als auch Arbeitgeber, die weniger Stunden vergüten, als gearbeitet wurden.
Der Betrug von Seiten des Arbeitgebers reicht von ungenauer Zeiterfassung zum Nachteil des Arbeitnehmers, inkl. gezielter Kürzung von Zeiterfassungsdaten, über unzulässige Veränderung von Pausenzeiten und Unterdrückung von Zeitausgleich oder Gleitzeitansprüchen bis hin zur schlichten Nichtbezahlung von Überstunden.
Die von TimO im September 2024 durch das Marktforschungsinstitut Consumerfieldwork durchgeführte Studie „Arbeitszeitbetrug: Ein unterschätztes Problem in Unternehmen“ offenbart, dass Arbeitszeitbetrug weit verbreitet ist. Zu den häufigsten Praktiken von Seiten der Arbeitnehmer gehören unvollständige Pausenerfassungen/ Verlängern von Pausen, private Tätigkeiten während der Arbeitszeit, sowie falsche Angaben zu Arbeitsbeginn oder -ende. Etwa neun Prozent der Mitarbeiter fälschen Überstunden, und fünf Prozent täuschen sogar Anwesenheit vor.
Problematisch ist nicht nur die weite Verbreitung des Arbeitszeitbetruges selbst, sondern auch die gesellschaftliche Bewertung der bewussten Täuschung: inkorrekte Arbeitszeiterfassung gilt als Kavaliersdelikt und bei vielen Arbeitnehmern fehlt ein Unrechtsbewusstsein. Besonders auffällig ist der laxe Umgang mit der Dokumentationspflicht insbesondere in jüngeren Altersgruppen (18–29 Jahre). Interessant ist auch, dass höhere Einkommen nicht mit präziserer Zeiterfassung korrelieren.
Eine besondere Situation entsteht im Homeoffice wo die fließenden Grenzen zwischen Arbeits- und Privatzeit die Hemmschwelle für Falschangaben weiter senken. Private Erledigungen wie Einkäufe oder Kinderbetreuung während der Arbeitszeit werden oft nicht als Betrug, sondern als Ausgleich für Flexibilität gesehen.
Die TimO Studie identifiziert unbezahlte Überstunden als Hauptantrieb für Arbeitszeitbetrug (32 Prozent), gefolgt von Frustration über ungerechte Arbeitsbedingungen (16 Prozent) und privaten Verpflichtungen wie familiären Pflichten (13 Prozent). Diese Motive zeigen, dass Arbeitszeitbetrug oft als eine Reaktion auf vermeintlich erlittenes Unrecht erfolgt. Aus Sicht vieler Arbeitnehmer ist die längere Pause, etc. somit lediglich ein legitimer Ausgleich für zuvor erfahrene Ungerechtigkeit.
Für Arbeitnehmer können die rechtlichen Folgen ihres Arbeitszeitbetruges weitreichend sein. Nach der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts stellt vorsätzliche Manipulation, etwa durch falsches Ausfüllen von Zeiterfassungsformularen oder Missbrauch der Stempeluhr, einen wichtigen Grund für eine fristlose Kündigung dar. Entscheidend ist hier nicht primär der unmittelbare finanzielle Schaden durch den konkreten Betrugsfall, sondern der generelle Vertrauensbruch. Arbeitgeber sind auf eine korrekte Dokumentation angewiesen, denn sie ist oft nur schwer zu kontrollieren. Ein vorsätzlich falsches Ausfüllen von Formularen verletzt die Rücksichtnahmepflicht des Arbeitnehmers erheblich.
Selbst kleinere Vergehen wie privates Surfen während der Arbeitszeit können bei Wiederholung eine Kündigung begründen. Arbeitgeber haben zudem die Möglichkeit, Strafanzeigen wegen Betrugs (§ 263 StGB) zu erstatten - wobei eine lückenlose Dokumentation der Verstöße entscheidend ist.
Die wirtschaftlichen Schäden durch Arbeitszeitbetrug sind erheblich. Über 70 Prozent der Arbeitgeber in der TimO-Studie befürchten finanzielle Einbußen, ein Drittel schätzt diese auf über 10 Prozent des Umsatzes, in Extremfällen bis zu 30 Prozent.
In Bezug auf die sozialen Auswirkungen sehen Arbeitgeber stärkere negative Effekte auf die Teamleistung (33 Prozent bewerten diese als „stark“) als Arbeitnehmer, welche diese oft als gering einschätzen (37 Prozent sehen „keine“ Auswirkungen). Wiederholter Arbeitszeitbetrug durch immer dieselben Mitarbeiter kann aber definitiv zu Konflikten im Team führen. Nur sehr wenige Menschen melden die beim Kollegen beobachteten Verstöße beim Chef, aber jeden Tag Zigarettenpausen im Halbstundentakt, etc. mitansehen zu müssen, schürt insbesondere bei hoher Arbeitsbelastung Ressentiment.
Schulungen zur Arbeitszeitdokumentation und offene Kommunikation über Konsequenzen können helfen, bei den Mitarbeitern ein generelles Bewusstsein für die Wichtigkeit korrekter Zeiterfassung zu etablieren. Letztendlich ist der Arbeitgeber aber auf die Ehrlichkeit seiner Mitarbeiter angewiesen und Betrug nicht vollständig vermeidbar.
Stand: September 2025
https://www.timo24.de/blog/wp-content/uploads/2024/11/Studienzusammenfassung_timo24_Arbeitszeiterfassung_2024-1.pdf
Hinweis: Die Studie wurde von einem Unternehmen in Auftrag gegeben, welches Zeiterfassungssysteme vertreibt. Es besteht also ein Interesse daran, das Problem Arbeitszeitbetrug möglichst gravierend darzustellen. Allerdings hat wahrscheinlich jeder Arbeitnehmer mit ein paar Jahren Arbeitserfahrung in Deutschland das weitverbreitete Phänomen schon selbst beobachten können. Die Zahlen scheinen durchaus glaubwürdig.
Tags: Vertrauen Täuschungen Unbezahlte Überstunden Arbeitszeit Manipulation Zeit Erfassung Betrug Stechuhr Buddy punching Raucher Zigaretten Pausen Präsentismus Absentismus Krankfeiern Blaumachen Kranken Stand Schein Krankschreibung Abmahnung Kündigung
