Nettosteuerzahler sind Menschen, die insgesamt mehr Steuern und Abgaben zahlen als sie an staatlichen Transfers und Leistungen beziehen.
Die in den Sozialen Medien häufig verbreitete Zahl von 15 Millionen Nettosteuerzahler in Deutschland geht wohl ursprünglich zurück auf einen im Jahre 2018 im Manager Magazin veröffentlichten Artikel von Daniel Stelter. In dem Artikel wird argumentiert, dass die vermeintlich 12 Millionen beim Staat beschäftigten Menschen von den insgesamt 27 Millionen Nettosteuerzahler in Deutschland abzuziehen seien, da erstere von den Steuergeldern anderer finanziert werden und üblicherweise auch nichts erwirtschaften. Verbleiben ergo rund 15 Millionen echte Nettosteuerzahler, die in Deutschland das Gemeinwesen tragen. [1]
Allerdings arbeiteten laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2018 lediglich rund 5 Millionen Menschen im öffentlichen Dienst und die Zahl der steuerpflichtigen Menschen in Deutschland beträgt tatsächlich gut 42 Millionen. Darüber hinaus ist die Grenze zwischen Nettozahler und Nettoempfänger nicht immer eindeutig und natürlich nicht nur abhängig vom individuellen Einkommen, sondern auch von Art und Umfang der empfangenen Transferzahlungen. Wie so oft bei Berechnung dieser Art, hängt das Ergebnis folglich stark von der Methodik ab und wie genau die einzelne Positionen definiert werden.
Ein großer Faktor bei der Berechnung sind zum Beispiel die Rentenzahlungen. Rentner pauschal als Nettoempfänger zu betrachten ist korrekt insofern als dass die Rentner zum Zeitpunkt des Rentenbezuges Empfänger von Transferzahlungen aus dem Umlagesystem der gesetzlichen Rentenversicherung sind. Die Momentaufnahme ist gleichzeitig aber unvollständig, da sie während ihres Arbeitslebens in der Regel Beiträge in die Rentenkasse eingezahlt haben.
Generell ist auch zu berücksichtigen, dass das Verhältnis in großen Teilen natürlich dynamisch ist. So erhält der Durchschnittsbürger in Deutschland normalerweise bis zu einem Alter von 24 Jahren mehr Geld vom Staat als er insgesamt an Steuern zahlt. Mit Mitte 20 wird er dann zum Nettosteuerzahler und zahlt in einem Alter von Mitte 50 Jahren üblicherweise am meisten. Im Rentenalter wird der Durchschnittsbürger mit dem Bezug der Altersrente aus der gesetzlichen Rentenversicherung sodann wieder zum Nettoempfänger.
Zudem sagt die absolute Anzahl der Nettosteuerzahler an sich wenig aus. Wenn in einem fiktiven Szenario jeder Nettosteuerzahler nur lediglich 1000 Euro mehr einzahlt als er entnimmt, auf der Gegenseite aber pro Nettoempfänger 4000 Euro entnommen werden, ist auch bei einem scheinbar ausgewogenen Verhältnis von einem Nettozahler zu einem Nettoempfänger die Staatspleite garantiert.
Das Institut der deutschen Wirtschaft veröffentlichte im Jahr 2020 eine Studie zu Nettosteuerzahlern in Deutschland, bei der gezahlte Steuern und Sozialabgaben mit erhaltenen Transferleistungen verrechnet wurden. Laut Berechnungen des IW sind demnach etwa die Hälfte der Haushalte Nettozahler, wobei höhere Haushaltseinkommen erwartungsgemäß zu einem höheren positiven Saldo führen. Die reichsten zehn Prozent zahlten im Jahr 2019 rund 47.600 Euro mehr an Steuern und Abgaben, als sie an Transfers erhielten, während das zweitärmste Zehntel mit 6.400 Euro pro Haushalt die höchsten Nettozuflüsse hatte. [2]
In den Massenmedien wird das Thema Nettosteuerzahler gern als eine von rechten Ansichten geprägte Diskussion gebrandmarkt. Jenseits jeglicher politischer Ideologie ist es aber schlicht eine Tatsache, dass ein Wohlfahrtsstaat nur funktionieren kann, wenn ihn jemand finanziert. Kurzfristig mag das über Schuldenaufnahme oder Ausweitung der Geldmenge funktionieren. Langfristig braucht es aber eben Menschen, welche die Transferzahlung mit ihrer wertschöpfenden Arbeit tatsächlich erwirtschaften.
Und gerade die Bereitschaft der Zahlenden, die Last auch weiterhin zu tragen schwindet in Deutschland zusehends. Viele Menschen sind nicht mehr bereit immer mehr zu zahlen und gleichzeitig immer schlechtere Leistungen von Seiten des Staates zu bekommen. Sie ziehen die Konsequenzen und wandern aus. Seit dem Jahr 2005 haben mehr als eine Millionen Deutsche ihre Heimat dauerhaft verlassen. Die meisten von ihnen gut ausgebildete Leistungsträger – und ehemalige Nettosteuerzahler.
Stand: September 2025
[1] https://www.manager-magazin.de/politik/deutschland/rente-keine-sicherung-durch-umverteilung-a-1225336.html
[2] https://www.iwkoeln.de/presse/pressemitteilungen/martin-beznoska-wer-zahlt-wer-empfaengt.html
Tags: Lohn Gehalt Einkommenssteuer Umsatzsteuer Steuern Abgaben Sozialversicherung Kosten Infrastruktur Gerechtigkeit Beamte Lehrerinnen Soldaten Richter Polizisten Öffentlicher Dienst Bremer Soziologieprofessor Gunnar Heinsohn Wirtschaft Volkswirtschaft
Die in den Sozialen Medien häufig verbreitete Zahl von 15 Millionen Nettosteuerzahler in Deutschland geht wohl ursprünglich zurück auf einen im Jahre 2018 im Manager Magazin veröffentlichten Artikel von Daniel Stelter. In dem Artikel wird argumentiert, dass die vermeintlich 12 Millionen beim Staat beschäftigten Menschen von den insgesamt 27 Millionen Nettosteuerzahler in Deutschland abzuziehen seien, da erstere von den Steuergeldern anderer finanziert werden und üblicherweise auch nichts erwirtschaften. Verbleiben ergo rund 15 Millionen echte Nettosteuerzahler, die in Deutschland das Gemeinwesen tragen. [1]
Allerdings arbeiteten laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2018 lediglich rund 5 Millionen Menschen im öffentlichen Dienst und die Zahl der steuerpflichtigen Menschen in Deutschland beträgt tatsächlich gut 42 Millionen. Darüber hinaus ist die Grenze zwischen Nettozahler und Nettoempfänger nicht immer eindeutig und natürlich nicht nur abhängig vom individuellen Einkommen, sondern auch von Art und Umfang der empfangenen Transferzahlungen. Wie so oft bei Berechnung dieser Art, hängt das Ergebnis folglich stark von der Methodik ab und wie genau die einzelne Positionen definiert werden.
Ein großer Faktor bei der Berechnung sind zum Beispiel die Rentenzahlungen. Rentner pauschal als Nettoempfänger zu betrachten ist korrekt insofern als dass die Rentner zum Zeitpunkt des Rentenbezuges Empfänger von Transferzahlungen aus dem Umlagesystem der gesetzlichen Rentenversicherung sind. Die Momentaufnahme ist gleichzeitig aber unvollständig, da sie während ihres Arbeitslebens in der Regel Beiträge in die Rentenkasse eingezahlt haben.
Generell ist auch zu berücksichtigen, dass das Verhältnis in großen Teilen natürlich dynamisch ist. So erhält der Durchschnittsbürger in Deutschland normalerweise bis zu einem Alter von 24 Jahren mehr Geld vom Staat als er insgesamt an Steuern zahlt. Mit Mitte 20 wird er dann zum Nettosteuerzahler und zahlt in einem Alter von Mitte 50 Jahren üblicherweise am meisten. Im Rentenalter wird der Durchschnittsbürger mit dem Bezug der Altersrente aus der gesetzlichen Rentenversicherung sodann wieder zum Nettoempfänger.
Zudem sagt die absolute Anzahl der Nettosteuerzahler an sich wenig aus. Wenn in einem fiktiven Szenario jeder Nettosteuerzahler nur lediglich 1000 Euro mehr einzahlt als er entnimmt, auf der Gegenseite aber pro Nettoempfänger 4000 Euro entnommen werden, ist auch bei einem scheinbar ausgewogenen Verhältnis von einem Nettozahler zu einem Nettoempfänger die Staatspleite garantiert.
Das Institut der deutschen Wirtschaft veröffentlichte im Jahr 2020 eine Studie zu Nettosteuerzahlern in Deutschland, bei der gezahlte Steuern und Sozialabgaben mit erhaltenen Transferleistungen verrechnet wurden. Laut Berechnungen des IW sind demnach etwa die Hälfte der Haushalte Nettozahler, wobei höhere Haushaltseinkommen erwartungsgemäß zu einem höheren positiven Saldo führen. Die reichsten zehn Prozent zahlten im Jahr 2019 rund 47.600 Euro mehr an Steuern und Abgaben, als sie an Transfers erhielten, während das zweitärmste Zehntel mit 6.400 Euro pro Haushalt die höchsten Nettozuflüsse hatte. [2]
In den Massenmedien wird das Thema Nettosteuerzahler gern als eine von rechten Ansichten geprägte Diskussion gebrandmarkt. Jenseits jeglicher politischer Ideologie ist es aber schlicht eine Tatsache, dass ein Wohlfahrtsstaat nur funktionieren kann, wenn ihn jemand finanziert. Kurzfristig mag das über Schuldenaufnahme oder Ausweitung der Geldmenge funktionieren. Langfristig braucht es aber eben Menschen, welche die Transferzahlung mit ihrer wertschöpfenden Arbeit tatsächlich erwirtschaften.
Und gerade die Bereitschaft der Zahlenden, die Last auch weiterhin zu tragen schwindet in Deutschland zusehends. Viele Menschen sind nicht mehr bereit immer mehr zu zahlen und gleichzeitig immer schlechtere Leistungen von Seiten des Staates zu bekommen. Sie ziehen die Konsequenzen und wandern aus. Seit dem Jahr 2005 haben mehr als eine Millionen Deutsche ihre Heimat dauerhaft verlassen. Die meisten von ihnen gut ausgebildete Leistungsträger – und ehemalige Nettosteuerzahler.
Stand: September 2025
[1] https://www.manager-magazin.de/politik/deutschland/rente-keine-sicherung-durch-umverteilung-a-1225336.html
[2] https://www.iwkoeln.de/presse/pressemitteilungen/martin-beznoska-wer-zahlt-wer-empfaengt.html
Tags: Lohn Gehalt Einkommenssteuer Umsatzsteuer Steuern Abgaben Sozialversicherung Kosten Infrastruktur Gerechtigkeit Beamte Lehrerinnen Soldaten Richter Polizisten Öffentlicher Dienst Bremer Soziologieprofessor Gunnar Heinsohn Wirtschaft Volkswirtschaft
