Analphabetismus bezeichnet die individuell eingeschränkte oder völlig fehlende Schreib-und Lesefähigkeit einer Person.
Gemäß der leo. - Level-One Studie der Universität Hamburg waren im Jahre 2011 in Deutschland rund 4 % (entspricht etwa 2 Millionen) der Erwachsenen totale, sowie mehr als 14 % (7,5 Millionen) sogenannte funktionale Analphabeten. [1]
Formen des Analphabetismus:
Die Mehrheit der funktionalen Analphabeten entwickelt mit der Zeit gezielt Strategien, um ihre Lese- und Schreibschwäche zu verbergen. Zu kleine Schrift oder die vergesse Brille sind Standardvorwände um sich das geschriebene Wort vorlesen zu lassen oder Hilfe beim Ausfüllen des Formulars zu bekommen. Dabei arbeiten viele funktionale Analphabeten sogar in regulären Jobs, ohne dass ihre Chefs und ihr Umfeld je von ihrer Lese- und Schreibschwäche erfahren. Sie vermeiden Papierkram und andere für sie potentiell gefährliche Situationen wie etwa Fortbildungen. Allerdings stoßen die Vertuschungsstrategien gelegentlich an ihre Grenzen und so kündigen Betroffene aus Scham gelegentlich trotz schlechter Chancen auf dem Arbeitsmarkt sogar ihren Job, damit niemandem ihre Schwäche auffällt.
Selbst funktionale Analphabeten werden teilweise von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen, denn bürokratische Formulare, Rechnungen oder Hinweisschilder sind für sie fast unüberwindbare Barrieren. Obwohl Analphabetismus zu einer erheblichen Einschränkung der persönlichen und sozialen Integration des einzelnen Menschen führt, gilt dies in Deutschland nicht als rechtlich anerkannte Form der Behinderung.
Keine Einbürgerung für ausländische Analphabeten
Laut Urteil des Verwaltungsgerichtshofs Baden-Württemberg im Februar 2009 hat ein ausländischer Analphabet in Deutschland keinen Anspruch darauf, eingebürgert zu werden. Eine soziale, politische und gesellschaftliche Integration setze die Möglichkeit voraus, deutsche Medien zu verstehen und mit der deutschen Bevölkerung zu kommunizieren. Für eine ausreichende Integration sei zu verlangen, dass er schriftliche Erklärungen, die in seinem Namen abgegeben werden, zumindest ihrem wesentlichen Inhalt nach selbstständig auf Richtigkeit überprüfen könne. [2]
Stand: Januar 2019
[1] LEO 2010 und LEO 2018 http://blogs.epb.uni-hamburg.de/leo/
[2] https://www.welt.de/politik/article3279294/Analphabeten-haben-kein-Recht-auf-Einbuergerung.html
Tags: Schriftlosigkeit Mündlichkeitskultur Oralität Illiteralität Zahlen Analphabetismus Dyskalkulie funktionale Analphabeten Rate Alphabetisierung Grad Schriftspracherwerb Aufschreibesystem Illettrismus Legasthenie Dyslexie Agrafie Schreib-und Lesefähigkeit Leseförderung Kompetenz Behinderung
Gemäß der leo. - Level-One Studie der Universität Hamburg waren im Jahre 2011 in Deutschland rund 4 % (entspricht etwa 2 Millionen) der Erwachsenen totale, sowie mehr als 14 % (7,5 Millionen) sogenannte funktionale Analphabeten. [1]
Formen des Analphabetismus:
- Primärer Analphabetismus: das Individuum kann weder schreiben noch lesen und hat beides auch nie gelernt hat.
- Sekundärer Analphabetismus: Verlust der Schreibfähigkeit ,obwohl diese zu einem früheren Zeitpunkt vorhanden war.
- Semi-Analphabetismus: die betroffene Person kann zwar lesen, aber nicht schreiben.
- Funktionaler Analphabetismus: Die Unfähigkeit, die Schrift im Alltag so zu gebrauchen, wie es im sozialen Kontext als selbstverständlich angesehen wird. Funktionale Analphabeten sind Menschen, die zwar Buchstaben erkennen und durchaus in der Lage sind, ihren Namen und ein paar Wörter zu schreiben, die jedoch den Sinn eines etwas längeren Textes entweder gar nicht verstehen oder nicht schnell und mühelos genug verstehen, um praktischen Nutzen davon zu haben.
Die Mehrheit der funktionalen Analphabeten entwickelt mit der Zeit gezielt Strategien, um ihre Lese- und Schreibschwäche zu verbergen. Zu kleine Schrift oder die vergesse Brille sind Standardvorwände um sich das geschriebene Wort vorlesen zu lassen oder Hilfe beim Ausfüllen des Formulars zu bekommen. Dabei arbeiten viele funktionale Analphabeten sogar in regulären Jobs, ohne dass ihre Chefs und ihr Umfeld je von ihrer Lese- und Schreibschwäche erfahren. Sie vermeiden Papierkram und andere für sie potentiell gefährliche Situationen wie etwa Fortbildungen. Allerdings stoßen die Vertuschungsstrategien gelegentlich an ihre Grenzen und so kündigen Betroffene aus Scham gelegentlich trotz schlechter Chancen auf dem Arbeitsmarkt sogar ihren Job, damit niemandem ihre Schwäche auffällt.
Selbst funktionale Analphabeten werden teilweise von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen, denn bürokratische Formulare, Rechnungen oder Hinweisschilder sind für sie fast unüberwindbare Barrieren. Obwohl Analphabetismus zu einer erheblichen Einschränkung der persönlichen und sozialen Integration des einzelnen Menschen führt, gilt dies in Deutschland nicht als rechtlich anerkannte Form der Behinderung.
Keine Einbürgerung für ausländische Analphabeten
Laut Urteil des Verwaltungsgerichtshofs Baden-Württemberg im Februar 2009 hat ein ausländischer Analphabet in Deutschland keinen Anspruch darauf, eingebürgert zu werden. Eine soziale, politische und gesellschaftliche Integration setze die Möglichkeit voraus, deutsche Medien zu verstehen und mit der deutschen Bevölkerung zu kommunizieren. Für eine ausreichende Integration sei zu verlangen, dass er schriftliche Erklärungen, die in seinem Namen abgegeben werden, zumindest ihrem wesentlichen Inhalt nach selbstständig auf Richtigkeit überprüfen könne. [2]
Stand: Januar 2019
[1] LEO 2010 und LEO 2018 http://blogs.epb.uni-hamburg.de/leo/
[2] https://www.welt.de/politik/article3279294/Analphabeten-haben-kein-Recht-auf-Einbuergerung.html
Tags: Schriftlosigkeit Mündlichkeitskultur Oralität Illiteralität Zahlen Analphabetismus Dyskalkulie funktionale Analphabeten Rate Alphabetisierung Grad Schriftspracherwerb Aufschreibesystem Illettrismus Legasthenie Dyslexie Agrafie Schreib-und Lesefähigkeit Leseförderung Kompetenz Behinderung