Die Deutsche Bank AG ist nach Bilanzsumme und Mitarbeiterzahl das größte
Kreditinstitut Deutschlands. Die Universalbank setzt weiterhin stark auf das Investmentbanking
und ist einer der größten Devisenhändler der Welt. Über die DWS Investments, eine 100%ige Tochter der Deutschen
Bank, ist sie darüber hinaus im Fondsgeschäft tätig.
Während die Deutsche Bank noch im Jahre 2009 unter dem damaligen Chef Josef Ackermann eine Eigenkapitalrendite von 25% als das Maß der Dinge auslobte, gilt in der Bank seit dem Jahr 2012 offiziell eine neue Bescheidenheit. Laut „Strategie 2015+“ will sich das Institut in Zukunft mit einer Rendite von nur noch „mindestens zwölf Prozent“ zufrieden geben und eine gänzlich neue Kultur in der Bank etablieren. [1] So verkündete Jürgen Fitschen bei der Präsentation der neuen Strategie, dass Mitarbeiter, die "nur zur Deutschen Bank kommen, weil sie schnell reich werden wollen", angeblich nicht mehr gern gesehen sind.
Die mit den üblichen Symbolhandlungen werbewirksam inszenierte neue Unternehmenskultur ist allerdings eher kein Ausdruck echter Einsicht sondern nur die übliche Kosmetik um sich in Zeiten eines hart umkämpften Bankenmarktes als vertrauenswürdiger Partner zu präsentieren. Tatsächlich ist der propagierte Kulturwandel weniger der Erkenntnis geschuldet, sondern eher eine strategisch geboten erscheinende Image-Kampagne und letztlich einfach ökonomische Notwendigkeit. So beruht die in zarten Ansätzen gezeigte Reue wohl eher unter anderem auf der Annahme, dass sich dadurch der Reformdruck der Politiker gegenüber der Bankenbranche in Deutschland auch weiterhin gering halten lässt.
Um insgesamt 4,5 Milliarden Euro pro Jahr bis zum Jahr 2015 einzusparen, will die Deutsche Bank unter anderem insgesamt mindestens 1900 Stellen streichen sowie erfolgsabhängige Vergütungen reduzieren. So sollen Zuschläge für Führungskräfte statt bisher sukzessive über drei Jahre künftig erst nach fünf Jahren ausgezahlt werden. Zusätzlich soll die gesamte Vergütungsstruktur des Geldinstituts durch ein unabhängiges Expertengremium mit Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft sowie „Vergütungsexperten“ überprüft werden. [1]
Was als Bescheidenheit verkauft wird, könnte in Wahrheit schlichter Kapitalbedarf sein. Das Institut räumt selbst ein, dass Boni ein enormer Kostenfaktor sind. Insgesamt zahlte die Deutsche Bank z.B. im Jahr 2011 ca. 3,5 Milliarden Euro an Boni aus – Tendenz trotz der Finanzkrise insgesamt eher steigend. Mit den in Zukunft einbehaltenen Boni kann die Bank ihre dünne Eigenkapitalbasis stärken und nebenbei gleichzeitig rechnerisch zumindest kurzfristig den Gewinn steigern.
Der Beschluss des Aufsichtsrates der Bank, Rolf Breuer für den millionenschweren Vergleich mit den Erben des Medienunternehmers Kirch in Haftung zu nehmen, folgt demselben Muster. [2] Zum einen kann der Regress des Ex-Vorstandssprechers medienwirksam inszeniert werden und zum zweiten generiert die Bank damit weitere Einnahmen - anscheinend hat das Institut trotz der im Juni 2014 über eine Kapitalerhöhung eingesammelten 8,5 Milliarden Euro weiterhin dringenden Kapitalbedarf.
Das Ziel von zwölf Prozent Rendite auf das Eigenkapital ist ebenfalls eher eine Frage der Formulierung als echte Bescheidenheit. Denn gemeint ist hier die Rendite nach Steuern. Mit den von Josef Ackermann propagierten 25 Prozent vor Steuern ist dies nur bedingt vergleichbar. (Unter Berücksichtigung der Steuern, läge das aktuelle Renditeziel tatsächlich eher bei 18%.)
Da die gesetzlichen Eigenkapitalanforderungen mittlerweile erhöht wurden und insbesondere größere Institute wie die Deutsche Bank mehr Eigenkapital vorhalten müssen, ist das Ziel tatsächlich sogar sehr ambitioniert. Insbesondere da sich die Deutsche Bank mit ca.1000 (!) Gerichtsverfahren mit einem Streitwert von mehr als 100.000 Euro konfrontiert sieht. Der Aufwand allein für die Rechtsberatungen summierte sich im Jahr 2013 auf 350 Millionen Euro. Darüber hinaus hat die Bank die Rückstellungen für eventuell aus den Prozessen resultierende Strafzahlungen ausgeweitet und macht damit deutlich, dass sie selbst mittlerweile die Zahlungen in Milliardenhöhe -zumindest teilweise- für sehr wahrscheinlich hält.
In der Tat bestehen Medienberichten zufolge z.B. bei den US-Töchtern der Deutschen Bank weiterhin massive strukturelle Qualitätsprobleme: Die amerikanische Notenbank als Aufsichtsbehörde hat unter anderem eine schlampige Buchführung, eine unzureichende Kontrolle und mangelhafte technische Systeme angemahnt. Die Fed habe „erhebliche Fehler und eine schwache Datenintegrität" in den Pflichtveröffentlichungen der Bank festgestellt. Schlimmer noch: die Bank habe bislang „keine Fortschritte" bei der Lösung zuvor festgestellter Probleme gemacht. [3]
Nachdem die Bank nach kürzester Zeit das Programm im Geschäftsbericht mit den Worten „2013 erzielte die Deutsche Bank enorme Fortschritte bei der Umsetzung der Strategie 2015+.“ bereits als Erfolg feierte, musste sie im Sommer 2014 einräumen, dass unerwartete Kosten aufgelaufen seien. Diese sollen nun mit verstärkten Sparanstrengungen ausgeglichen werden und so sollen gemäß der neuen Planung die Kosten bis Ende des Jahres 2018 über die bereits bekannten Pläne hinaus um bis zu 2,5 Milliarden Euro verringert werden. [4] [5]
Im Privatkundengeschäft will man mit dem Programm "Next" die Abläufe im Online- und Mobilebanking optimieren. Die stärkere Digitalisierung der Vermögensverwaltung und die Annahme von mehr Aufträgen für externe Kunden in der Wertpapierabwicklung sollen nun Kosteneinsparungen erzielen. Leichtere Aufgaben sollen nach Indien oder Rumänien verlagert werden.
Insbesondere letzteres zeigt, dass die Bank in Wahrheit keine zukunftsfähige Strategie hat, sondern vielmehr vom Markt getrieben vollkommen kopflos agiert und mittlerweile auch gar nicht mehr weiß was nachhaltige Unternehmensführung und eine gesunde Unternehmenskultur überhaupt sind.
Stand: August 2014
[1] „[Strategie 2015+] ist nicht nur die Weiterentwicklung des nachhaltigen Geschäftsmodells, sondern schließt auch einen tiefgreifenden kulturellen Wandel des Instituts ein.“ https://www.db.com/medien/de/content/3862_4199.htm
[2] http://www.welt.de/wirtschaft/article130797230/Fall-Kirch-Deutsche-Bank-nimmt-Breuer-in-Regress.html
[3] http://www.wsj.de/article/SB10001424052702304058404580045841986979162.html
[4] https://www.deutsche-bank.de/ir/de/download/Deutsche_Bank_Geschaeftsbericht_2013_gesamt.pdf
[5] http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken/milliarden-sparpaket-deutsche-bank-muss-noch-mehr-sparen/10248578.html
Tags: Deutsche Bank Unternehmen Kultur Wandel Strategie 2015+ Operational Excellence Programm Investment Banking Boni erfolgsabhängige Vergütungen Leistung aus Leidenschaft Eigenkapital Rendite Libor Devisen Skandal Manipulation Immobilien Darlehen USA Klagen Gericht
Während die Deutsche Bank noch im Jahre 2009 unter dem damaligen Chef Josef Ackermann eine Eigenkapitalrendite von 25% als das Maß der Dinge auslobte, gilt in der Bank seit dem Jahr 2012 offiziell eine neue Bescheidenheit. Laut „Strategie 2015+“ will sich das Institut in Zukunft mit einer Rendite von nur noch „mindestens zwölf Prozent“ zufrieden geben und eine gänzlich neue Kultur in der Bank etablieren. [1] So verkündete Jürgen Fitschen bei der Präsentation der neuen Strategie, dass Mitarbeiter, die "nur zur Deutschen Bank kommen, weil sie schnell reich werden wollen", angeblich nicht mehr gern gesehen sind.
Die mit den üblichen Symbolhandlungen werbewirksam inszenierte neue Unternehmenskultur ist allerdings eher kein Ausdruck echter Einsicht sondern nur die übliche Kosmetik um sich in Zeiten eines hart umkämpften Bankenmarktes als vertrauenswürdiger Partner zu präsentieren. Tatsächlich ist der propagierte Kulturwandel weniger der Erkenntnis geschuldet, sondern eher eine strategisch geboten erscheinende Image-Kampagne und letztlich einfach ökonomische Notwendigkeit. So beruht die in zarten Ansätzen gezeigte Reue wohl eher unter anderem auf der Annahme, dass sich dadurch der Reformdruck der Politiker gegenüber der Bankenbranche in Deutschland auch weiterhin gering halten lässt.
Um insgesamt 4,5 Milliarden Euro pro Jahr bis zum Jahr 2015 einzusparen, will die Deutsche Bank unter anderem insgesamt mindestens 1900 Stellen streichen sowie erfolgsabhängige Vergütungen reduzieren. So sollen Zuschläge für Führungskräfte statt bisher sukzessive über drei Jahre künftig erst nach fünf Jahren ausgezahlt werden. Zusätzlich soll die gesamte Vergütungsstruktur des Geldinstituts durch ein unabhängiges Expertengremium mit Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft sowie „Vergütungsexperten“ überprüft werden. [1]
Was als Bescheidenheit verkauft wird, könnte in Wahrheit schlichter Kapitalbedarf sein. Das Institut räumt selbst ein, dass Boni ein enormer Kostenfaktor sind. Insgesamt zahlte die Deutsche Bank z.B. im Jahr 2011 ca. 3,5 Milliarden Euro an Boni aus – Tendenz trotz der Finanzkrise insgesamt eher steigend. Mit den in Zukunft einbehaltenen Boni kann die Bank ihre dünne Eigenkapitalbasis stärken und nebenbei gleichzeitig rechnerisch zumindest kurzfristig den Gewinn steigern.
Der Beschluss des Aufsichtsrates der Bank, Rolf Breuer für den millionenschweren Vergleich mit den Erben des Medienunternehmers Kirch in Haftung zu nehmen, folgt demselben Muster. [2] Zum einen kann der Regress des Ex-Vorstandssprechers medienwirksam inszeniert werden und zum zweiten generiert die Bank damit weitere Einnahmen - anscheinend hat das Institut trotz der im Juni 2014 über eine Kapitalerhöhung eingesammelten 8,5 Milliarden Euro weiterhin dringenden Kapitalbedarf.
Das Ziel von zwölf Prozent Rendite auf das Eigenkapital ist ebenfalls eher eine Frage der Formulierung als echte Bescheidenheit. Denn gemeint ist hier die Rendite nach Steuern. Mit den von Josef Ackermann propagierten 25 Prozent vor Steuern ist dies nur bedingt vergleichbar. (Unter Berücksichtigung der Steuern, läge das aktuelle Renditeziel tatsächlich eher bei 18%.)
Da die gesetzlichen Eigenkapitalanforderungen mittlerweile erhöht wurden und insbesondere größere Institute wie die Deutsche Bank mehr Eigenkapital vorhalten müssen, ist das Ziel tatsächlich sogar sehr ambitioniert. Insbesondere da sich die Deutsche Bank mit ca.1000 (!) Gerichtsverfahren mit einem Streitwert von mehr als 100.000 Euro konfrontiert sieht. Der Aufwand allein für die Rechtsberatungen summierte sich im Jahr 2013 auf 350 Millionen Euro. Darüber hinaus hat die Bank die Rückstellungen für eventuell aus den Prozessen resultierende Strafzahlungen ausgeweitet und macht damit deutlich, dass sie selbst mittlerweile die Zahlungen in Milliardenhöhe -zumindest teilweise- für sehr wahrscheinlich hält.
In der Tat bestehen Medienberichten zufolge z.B. bei den US-Töchtern der Deutschen Bank weiterhin massive strukturelle Qualitätsprobleme: Die amerikanische Notenbank als Aufsichtsbehörde hat unter anderem eine schlampige Buchführung, eine unzureichende Kontrolle und mangelhafte technische Systeme angemahnt. Die Fed habe „erhebliche Fehler und eine schwache Datenintegrität" in den Pflichtveröffentlichungen der Bank festgestellt. Schlimmer noch: die Bank habe bislang „keine Fortschritte" bei der Lösung zuvor festgestellter Probleme gemacht. [3]
Nachdem die Bank nach kürzester Zeit das Programm im Geschäftsbericht mit den Worten „2013 erzielte die Deutsche Bank enorme Fortschritte bei der Umsetzung der Strategie 2015+.“ bereits als Erfolg feierte, musste sie im Sommer 2014 einräumen, dass unerwartete Kosten aufgelaufen seien. Diese sollen nun mit verstärkten Sparanstrengungen ausgeglichen werden und so sollen gemäß der neuen Planung die Kosten bis Ende des Jahres 2018 über die bereits bekannten Pläne hinaus um bis zu 2,5 Milliarden Euro verringert werden. [4] [5]
Im Privatkundengeschäft will man mit dem Programm "Next" die Abläufe im Online- und Mobilebanking optimieren. Die stärkere Digitalisierung der Vermögensverwaltung und die Annahme von mehr Aufträgen für externe Kunden in der Wertpapierabwicklung sollen nun Kosteneinsparungen erzielen. Leichtere Aufgaben sollen nach Indien oder Rumänien verlagert werden.
Insbesondere letzteres zeigt, dass die Bank in Wahrheit keine zukunftsfähige Strategie hat, sondern vielmehr vom Markt getrieben vollkommen kopflos agiert und mittlerweile auch gar nicht mehr weiß was nachhaltige Unternehmensführung und eine gesunde Unternehmenskultur überhaupt sind.
Stand: August 2014
[1] „[Strategie 2015+] ist nicht nur die Weiterentwicklung des nachhaltigen Geschäftsmodells, sondern schließt auch einen tiefgreifenden kulturellen Wandel des Instituts ein.“ https://www.db.com/medien/de/content/3862_4199.htm
[2] http://www.welt.de/wirtschaft/article130797230/Fall-Kirch-Deutsche-Bank-nimmt-Breuer-in-Regress.html
[3] http://www.wsj.de/article/SB10001424052702304058404580045841986979162.html
[4] https://www.deutsche-bank.de/ir/de/download/Deutsche_Bank_Geschaeftsbericht_2013_gesamt.pdf
[5] http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken/milliarden-sparpaket-deutsche-bank-muss-noch-mehr-sparen/10248578.html
Tags: Deutsche Bank Unternehmen Kultur Wandel Strategie 2015+ Operational Excellence Programm Investment Banking Boni erfolgsabhängige Vergütungen Leistung aus Leidenschaft Eigenkapital Rendite Libor Devisen Skandal Manipulation Immobilien Darlehen USA Klagen Gericht