Wer bei einem Einzelhändler ein Produkt über eine Null-Prozent-Finanzierung erwirbt, schließt neben dem Kaufvertrag mit dem Händler auch einen Kreditvertrag mit einer kooperierenden Kreditbank ab.
Der Kredit selbst ist -abgesehen von der Besonderheit des fehlenden Zinses- meist ein klassischer Ratenkredit mit fester Laufzeit und Ratenhöhe. Der Kaufpreis für die Ware wird über die Kreditauszahlung direkt an den Händler beglichen, der Kunde tilgt den Kredit durch Ratenzahlung an die Kreditbank.
Während früher hauptsächlich hochpreisige und langlebige Konsumgüter wie Autos mittels Kredit finanziert wurden, werden mittlerweile auch Verbrauchsgüter mit einem Kaufpreis von unter 1000 Euro ganz selbstverständlich kreditfinanziert. Die Elektronik-Ketten Saturn und Media-Markt werben in Deutschland schon seit Jahren regelmäßig mit Nullzins-Krediten.
Wer verdient an dem Geschäft?
Für die Händler sind die Finanzierungen eine Möglichkeit zur Umsatzsteigerung. (Das ggf. an die Bank zu zahlende Entgelt für die Finanzierung wird in der Preiskalkulation des Händlers natürlich entsprechend berücksichtigt.)
Für die Banken sind die Nullprozent-Kredite im Einzelhandel primär ein Marketinginstrument. Der Logik der Kreditinstitute folgend rechnen sich solche Finanzierungen trotz fehlender Zinseinnahmen allein schon durch die Gewinnung neuer Kunden und vermeintlich wertvoller Kundendaten. Die Banken hoffen, dass ihnen das Geschäft mit dem Handel neue Kunden für andere Bankprodukte bringt.
Die Targobank bekennt offen, dass Absatzfinanzierungen ein wichtiger Kanal zur Gewinnung von Neukunden sind. Im Jahr 2011 schloss das Institut z.B. rund 800.000 solcher Kredite mit einem Durchschnittswert von 800 Euro ab. Das entspricht gut einem Viertel des gesamten Kreditvolumens der Bank.
Wie in fast allen Geschäftsfeldern, so ist die Strategie der Banken auch im Bereich der Nullprozent-Kredite im Einzelhandel nicht nachhaltig und zu kurzfristig gedacht. Konsumentenkredite haben generell zwar ein eher niedriges Ausfallrisiko, allerdings verdienen die Banken an den Null-Prozent-Finanzierungen auch kaum etwas. Denn tatsächlich fallen natürlich Zins- und Bearbeitungskosten an, welche sich üblicherweise die Bank und der Händler teilen. (Der Anteil der Bank richtet sich dabei meist nach Anzahl der potentiell zu gewinnenden Neukunden. Bei einem Massenprodukt wie z.B. Fernsehern des unteren Preissegments trägt die Bank in der Regel einen höheren Kostenanteil.)
Die gewonnenen Kundendaten sind hingegen objektiv betrachtet wahrscheinlich nur von beschränktem Nutzen. Die große Gruppe der aufgeklärten Verbraucher wird sich nicht zum Kauf weiterer Bankprodukte überreden lassen und mit planlosen Konsumenten erzielte Geschäftsabschlüsse müssen aufgrund von Geldmangel schon nach kurzer Zeit wieder storniert werden.
Nachteile der Null-Prozent-Kredite
Stand: Dezember 2015
Jahresbericht Bankenfachverband „Finanzierung 2014“: http://www.bfach.de/media/file/7562.Finanzierung_2014_Jahresbericht_BFACH.pdf
Tags: Null Prozent Zins Raten Verbraucher Konsumenten Absatz Kredit Point-of-Sale POS Finanzierung Einzelhandel Elektroartikel Möbel GfK Konsum Kredit Index Banken Fachverband Commerz Finanz Santander Consumer Bank Targobank Widerrufsrecht § 491 BGB Einwendungsdurchgriff Rücktritt Verbraucher Darlehen Kredit Kauf Vertrag Warenrückgabe Bundesgerichtshof Az.: XI ZR 168/13
Der Kredit selbst ist -abgesehen von der Besonderheit des fehlenden Zinses- meist ein klassischer Ratenkredit mit fester Laufzeit und Ratenhöhe. Der Kaufpreis für die Ware wird über die Kreditauszahlung direkt an den Händler beglichen, der Kunde tilgt den Kredit durch Ratenzahlung an die Kreditbank.
Während früher hauptsächlich hochpreisige und langlebige Konsumgüter wie Autos mittels Kredit finanziert wurden, werden mittlerweile auch Verbrauchsgüter mit einem Kaufpreis von unter 1000 Euro ganz selbstverständlich kreditfinanziert. Die Elektronik-Ketten Saturn und Media-Markt werben in Deutschland schon seit Jahren regelmäßig mit Nullzins-Krediten.
Wer verdient an dem Geschäft?
Für die Händler sind die Finanzierungen eine Möglichkeit zur Umsatzsteigerung. (Das ggf. an die Bank zu zahlende Entgelt für die Finanzierung wird in der Preiskalkulation des Händlers natürlich entsprechend berücksichtigt.)
Für die Banken sind die Nullprozent-Kredite im Einzelhandel primär ein Marketinginstrument. Der Logik der Kreditinstitute folgend rechnen sich solche Finanzierungen trotz fehlender Zinseinnahmen allein schon durch die Gewinnung neuer Kunden und vermeintlich wertvoller Kundendaten. Die Banken hoffen, dass ihnen das Geschäft mit dem Handel neue Kunden für andere Bankprodukte bringt.
Die Targobank bekennt offen, dass Absatzfinanzierungen ein wichtiger Kanal zur Gewinnung von Neukunden sind. Im Jahr 2011 schloss das Institut z.B. rund 800.000 solcher Kredite mit einem Durchschnittswert von 800 Euro ab. Das entspricht gut einem Viertel des gesamten Kreditvolumens der Bank.
Wie in fast allen Geschäftsfeldern, so ist die Strategie der Banken auch im Bereich der Nullprozent-Kredite im Einzelhandel nicht nachhaltig und zu kurzfristig gedacht. Konsumentenkredite haben generell zwar ein eher niedriges Ausfallrisiko, allerdings verdienen die Banken an den Null-Prozent-Finanzierungen auch kaum etwas. Denn tatsächlich fallen natürlich Zins- und Bearbeitungskosten an, welche sich üblicherweise die Bank und der Händler teilen. (Der Anteil der Bank richtet sich dabei meist nach Anzahl der potentiell zu gewinnenden Neukunden. Bei einem Massenprodukt wie z.B. Fernsehern des unteren Preissegments trägt die Bank in der Regel einen höheren Kostenanteil.)
Die gewonnenen Kundendaten sind hingegen objektiv betrachtet wahrscheinlich nur von beschränktem Nutzen. Die große Gruppe der aufgeklärten Verbraucher wird sich nicht zum Kauf weiterer Bankprodukte überreden lassen und mit planlosen Konsumenten erzielte Geschäftsabschlüsse müssen aufgrund von Geldmangel schon nach kurzer Zeit wieder storniert werden.
Nachteile der Null-Prozent-Kredite
- Widerrufsrecht Aus formaljuristischer Sicht sind Null-Prozent-Verträge keine Verbraucherdarlehensverträge. Das bedeutet, dass das beim üblichen (verzinsten) Ratenkredit bestehende 14-tägige Widerrufsrecht bei Null-Prozent-Krediten entfällt. Wenn es nicht explizit im Kreditvertrag vereinbart wurde, gibt es bei Null-Prozent-Verträgen kein gesetzliches Widerrufsrecht.
- Rücktritt Kaufvertrag Der Bundesgerichtshof bestätigte, dass zins- und gebührenfreie Kreditverträge nicht als Verbraucherdarlehensverträge einzustufen sind, da diese laut Gesetzestext nur entgeltliche Darlehen umfassen. Tritt der Kunde später z.B. aufgrund eines mangelhaften Produktes vom Kaufvertrag zurück und gibt die fehlerhafte Ware zurück, kann die finanzierende Bank trotzdem auf Erfüllung des Kreditvertrages bestehen. Der Käufer wiederrum kann sich freilich an den Händler wenden, um sein Geld zu bekommen. Die Raten gegenüber der Kreditbank werden aber in jedem Fall fällig.
- Versteckte Kosten Auch in vermeintlich kostenfreien Angeboten können sich Kosten wie Gebühren für Kontoauszüge/ Ratenplanänderung, etc. oder Prämien für die meist überflüssige Restschuld-Versicherung versteckten. Insbesondere bei den bei Autokrediten gelegentlich vereinbarten Ballonfinanzierungen kann es zudem vorkommenden, das nach Ablauf der vereinbarten zinsfreien Laufzeit tatsächlich noch nicht der gesamte Darlehensbetrag getilgt ist und ggf. hohe Zinsraten für die Restsumme anfallen.
- Kaufpreis/ Versteckte Quersubventionierung Eine Null-Prozent-Finanzierung bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Ware selbst zu einem günstigen Preis erworben wird. Unter Umständen ist das Produkt teurer als bei einem anderen Anbieter, denn die tatsächlich anfallenden Finanzierungskosten müssen vom Einzelhandel auf anderen Wegen hereingeholt werden, ggf. durch vorherigen Aufschlag auf den ursprünglichen Preis des Produktes.
- Barzahlungsrabatte sind bei auf Kreditfinanzierung fokussierten Einzelhändlern oft nicht möglich. Der Spielraum bezüglich eines Rabatts auf den Kaufpreis ist häufig stark eingeschränkt.
- Preispräsentation Null-Prozent-Finanzierungen nehmen bei der Preispräsentation im Einzelhandel einen immer größeren Raum ein. Besonders ärgerlich ist es, wenn der Händler den Preis nur noch als „18 bequeme Monatsraten zu nur 55 Euro“ oder ähnliches anpreist und der Kunde den tatsächlichen Preis erst selbst ausrechnen muss um diesen überhaupt mit dem Preis des Mitbewerbers vergleichen zu können.
- Zielgruppe Kunden mit schwacher Bonität Die aggressive Werbung suggeriert gerade finanziell schwachen Verbrauchern, sich das Produkt problemlos leisten zu können. Problematisch dabei ist, dass die Kredite im Einzelhandel zunehmend auch bei Kunden herausgelegt werden, die bei ihrer Bank keinen Kredit mehr bekämen. Die Kreditverträge im Einzelhandel werden nicht nur nach lascheren Anforderungen vergeben, sondern werden auch weniger streng geprüft, denn im Einzelhandel soll es beim Geschäftsabschluss vor allem schnell gehen.
- Überschuldung Eine echte Gefahr sind die im Einzelhandel meist nur über kleinere Summen abgeschlossenen Ratenkredite jedoch nur für Menschen mit sehr geringen Kompetenzen im Finanzbereich. Sie laufen Gefahr spontan immer neue Kreditverträge zu unterschreiben und am Ende die Übersicht über die eingegangenen Verbindlichkeiten zu verlieren.
- Schufa Verbraucherschützer warnen, dass ein neuer Ratenkredit und dessen Eintrag bei der Schufa unter Umständen den Score verschlechtert, was wiederum negative Auswirkungen auf die Kondition des nächsten Kreditangebots haben kann. Wird die spätere Baufinanzierung infolge des zinsfreien Konsumkredits teurer, war die ursprünglich günstig erscheinende Null-Prozent-Finanzierung ein schlechtes Geschäft. Dieses von den Verbraucherschützern bemühte Beispiel ist allerdings etwas konstruiert. Zum einen dürften die wenigsten Kunden kurz nach Aufnahme eines Ratenkredites spontan noch eine Baufinanzierung abschließen und zum zweiten verschlechtert nicht jeder Kleinkredit zwangsläufig den Score bei der Schufa. Tatsächlich ist es so, dass sich ein ordnungsgemäß bedienter und zurückgezahlter Kleinkredit sogar positiv auf den von der Schufa berechneten Score auswirken kann. (Konsequent eingesetzt kann ein Ratenkredit folglich sogar gezielt dazu benutzt werden um den Score aktiv zu verbessern.)
- Datenweitergabe/ Werbung Kunden geben mit Abschluss des Kreditvertrages ihre Daten preis und stimmen deren Verwertung zu. Kunden, die z.B. bei Media Markt ein Smartphone mit Null-Prozent-Finanzierung kaufen, erhalten später Werbeanrufe von der finanzierenden Targobank.
- Unüberlegter Konsum Problematisch an den günstigen Null-Prozent-Krediten ist, dass sie den gedankenlosen Konsum fördern. Der Kunde kann dem spontanen Kaufimpuls sofort nachgeben ohne über die finanziellen Folgen des Konsums nachdenken zu müssen.
- Ressourcenverbrauch Die Finanzierungsangebote im Einzelhandel tragen dazu bei, auch bei geringer Anschaffungsneigung den Absatz aufrecht zu erhalten. Laut Jahresbericht Bankenfachverband gaben im Rahmen einer Studie der GfK Finanzmarktforschung immerhin 53 % der Verbraucher an, sie hätten beim Händler nicht gekauft, wenn es die Möglichkeit der Finanzierung nicht gegeben hätte. Eine Reflexion über den mit dem Konsum einhergehenden Ressourcenverbrauch und die ökologischen Konsequenzen wird bewusst vermieden.
Stand: Dezember 2015
Jahresbericht Bankenfachverband „Finanzierung 2014“: http://www.bfach.de/media/file/7562.Finanzierung_2014_Jahresbericht_BFACH.pdf
Tags: Null Prozent Zins Raten Verbraucher Konsumenten Absatz Kredit Point-of-Sale POS Finanzierung Einzelhandel Elektroartikel Möbel GfK Konsum Kredit Index Banken Fachverband Commerz Finanz Santander Consumer Bank Targobank Widerrufsrecht § 491 BGB Einwendungsdurchgriff Rücktritt Verbraucher Darlehen Kredit Kauf Vertrag Warenrückgabe Bundesgerichtshof Az.: XI ZR 168/13