Genossenschaftsbanken sind Kreditinstitute, die in der Rechtsform einer Genossenschaft oder Aktiengesellschaft geführt werden und einer genossenschaftlichen Bankengruppe angehören.
Besonderes Merkmal der Genossenschaftsbanken ist, dass die Kunden durch Kauf von Genossenschaftsanteilen gleichzeitig auch Mitglieder der Genossenschaft sind. Durch den Erwerb von Geschäftsanteilen werden sie zu Anteileignern der Bank.
Genossenschaftsbanken sind zumeist kleinere, auf das regionale Geschäft spezialisierte Institute. Die große Mehrheit der etwas über 1000 Genossenschaftsbanken in Deutschland hat eine Bilanzsumme von weniger als einer Milliarde Euro, insgesamt kommen die Institute auf ca. 788 Mrd. Euro. Sie bedienen zusammengenommen gut 30 Millionen Kunden, zählen circa 18 Millionen Mitglieder und verfügen über rund 13.500 Zweigstellen in ganz Deutschland.
Genossenschaftsbanken in Deutschland
Die faire Bank in der Nachbarschaft
Ähnlich wie die Sparkassen, versuchen sich auch die Genossenschaftsbanken seit der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers und der folgenden Finanzkrise verstärkt als vertrauenswürdige und faire Kreditinstitute zu präsentieren. So wirbt der Verbund der Volksbanken und Raiffeisenbanken auf dem zentralen Internetauftritt mit regionaler Präsenz, gegenseitiger Unterstützung und „genossenschaftlichen Werten“ sowie einer Beratung, die „fair und partnerschaftlich“ sei. [2]
In der Realität können die Volksbanken dieses vollmundige Versprechen natürlich nicht gänzlich einlösen. So fallen insbesondere kleinere Volks- und Raiffeisenbanken immer wieder negativ mit stark überhöhten Dispozinsen und mangelnder Transparenz von Zinssätzen und Gebühren auf - wie zuletzt wieder bei einem von Stiftung Warentest durchgeführten Vergleich im Sommer 2015. [3]
Die Volksbanken bestreiten die mangelnde Transparenz und argumentieren im Zusammenhang mit den hohen Dispozinsen, dass den Kunden ein großflächiges Netz aus Geldausgabeautomaten zur Verfügung gestellt wird, welches finanziert werden muss. Darüber hinaus verwies der Dachverband Deutsche Kreditwirtschaft in einer Stellungnahme darauf, dass der Dispokredit nur ein Bestandteil eines Girokontos sei und der Zins daher „nicht losgelöst von den anderen Leistungen“ betrachtet werden dürfe. [4]
Dies ist generell richtig. Allerdings sollten Leistungen, welche von allen Kunden genutzt werden, auch von allen Kunden bezahlt werden. Die anfallenden Kosten sollten fair verteilt werden indem z.B. die Gebühren für die Führung des Girokontos für alle Kunden geringfügig angehoben werden. Eine Quersubventionierung des Automatennetzes zulasten der in finanzieller Not befindlichen Kunden erscheint auf jeden Fall den proklamierten Grundsätzen der Fairness zu widersprechen.
Auch der Anspruch fair und partnerschaftlich mit den Kunden umzugehen wird in der Realität nicht immer eingehalten. So hat nach Angaben der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg z.B. die Volksbank Zuffenhausen als Reaktion auf die Forderung eines Kunden, unzulässig erhobene Bearbeitungsgebühren zurückzuzahlen, diesem Kunden die Geschäftsbeziehung gekündigt. Dies ist besonders unverständlich, da der zuvor involvierte Schlichter den Anspruch des Kunden ausdrücklich bestätigt hatte. [5]
Schwere Zeiten auch für Genossenschaftsbanken
Wie alle Kreditinstitute haben auch die Genossenschaftsbanken mit den Folgen der niedrigen Zinsen sowie teilweise strengeren Kapitalanforderungen zu kämpfen. Primär aufgrund der Struktur und geringen Größe der einzelnen Institute ergeben sich allerdings zusätzliche Schwierigkeiten:
• Der Niedrigzins reduziert die Erträgen der Genossenschaftsbanken besonders stark, da sie ihre traditionell hohen Kundeneinlagen nicht mehr rentabel anlegen können.
• Die Volksbanken finanzieren langfristige Kredite zu einem großen Teil mit kurzfristig fälligen Spareinlagen. Strengere Liquiditätsvorschriften im Zuge der Umsetzung von Basel III werden dies zukünftig erschweren.
• Als Reaktion auf die Finanzkrise sollen vor allem Großbanken stärker reguliert und kontrolliert werden um eine erneute Haftung der Steuerzahler vermeiden. Allerdings verursachen die neuen Regeln bei kleinen Instituten überproportional viel Aufwand, welche die meist sehr kleinen Volksbanken kaum bewältigen können. Der Kostendruck wird zu Filialschließungen und Fusionen führen. [6]
• Zusätzlich stehen die kleinen Genossenschaftsbanken mit ihren oft ineffizienten Strukturen mittlerweile auch in Konkurrenz zu den günstigen Direktbanken. Ältere Kunden sind ihrem Institut gegenüber meist loyal, aber die jüngere Generation ist wechselwillig.
Stand: August 2015
[1] http://www.wiwo.de/unternehmen/banken/psd-banken-brave-genossen-streiten-sich-um-kunden/12173502.html
[2] https://www.vr.de/privatkunden/was-wir-anders-machen.html
[3] https://www.test.de/Girokonten-Dispozinsen-4586765-0
[4] http://www.bvr.de/Presse/Deutsche_Kreditwirtschaft/Deutsche_Kreditwirtschaft_DK_Dispozinsen_sind_nur_ein_Bestandteil_des_Produkts_Girokonto_Transparenz_der_Konditionen_gewaehrleistet
[5] http://www.handelsblatt.com/finanzen/steuern-recht/recht/nach-verbraucherbeschwerde-volksbank-kuendigt-unbequemem-kunden-das-girokonto/10964862.html
[6] http://www.welt.de/finanzen/article144056892/Volksbank-Kunden-droht-Riesen-Schliessungswelle.html
Tags: Genossenschaft Banken Volks- und Raiffeisenbank Spar- und Kreditbank Darlehenskasse Spadaka Sparda Bank des Jahres GLS Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken eG Bank für Gemeinwohl Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. BVR Teambank easy credit DZ WGZ Bank AG Union Investment Gruppe R+V Versicherung
Besonderes Merkmal der Genossenschaftsbanken ist, dass die Kunden durch Kauf von Genossenschaftsanteilen gleichzeitig auch Mitglieder der Genossenschaft sind. Durch den Erwerb von Geschäftsanteilen werden sie zu Anteileignern der Bank.
Genossenschaftsbanken sind zumeist kleinere, auf das regionale Geschäft spezialisierte Institute. Die große Mehrheit der etwas über 1000 Genossenschaftsbanken in Deutschland hat eine Bilanzsumme von weniger als einer Milliarde Euro, insgesamt kommen die Institute auf ca. 788 Mrd. Euro. Sie bedienen zusammengenommen gut 30 Millionen Kunden, zählen circa 18 Millionen Mitglieder und verfügen über rund 13.500 Zweigstellen in ganz Deutschland.
Genossenschaftsbanken in Deutschland
- Deutsche Apotheker- und Ärztebank - Wie der Name vermuten lässt, steht die Bank in erster Linie Menschen mit akademischen Heilberufen und deren Familienangehörigen offen. Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank ist im Gegensatz zu den meisten anderen genossenschaftlichen Banken in Deutschland nicht regional begrenzt tätig sondern betreibt mit ihren bundesweit 81 Standorten auch überregionale Geschäfte.
- GLS Gemeinschaftsbank - Die von Anthroposophen gegründete Bank arbeitet nach sozial-ökologischen Grundsätzen. Die Bank finanziert nur als förderwürdig erachtete Projekte aus Bereichen wie z.B. regenerative Energien oder nachhaltiges Bauen und Leben im Alter. Entsprechend werden dagegen Rüstungsprojekte oder Gentechnik, etc. nicht finanziert. Auch wenn die anthroposophische Ausrichtung und die mitunter mangelnde Transparenz bezüglich der stillen Anteilhaber Anlass zur Kritik sein mögen, so ist die GLS Bank mit ihrem Konzept nahe an einer Bank zum Wohle der Allgemeinheit.
- PSD Banken - Eine Gruppe aus 15 als reine Privatkundenbanken geführte Genossenschaftsbanken. (Konten für Selbstständige und juristische Personen wie z.B. Unternehmen, Vereine, etc. werden nicht geführt.) Die einzelnen Institute arbeiten eigentlich nach dem Regionalprinzip, das heißt, dass jede der einzelnen Banken für ein festgelegtes Geschäftsgebiet zuständig ist und nur Kunden aus diesem Gebiet annimmt. Allerdings wurde dieses Prinzip in jüngster Vergangenheit zunehmend aufgeweicht, was mittlerweile zu Spannungen innerhalb des Verbundes führt. [1]
- Sparda-Banken - Insgesamt zwölf traditionell auf das Privatkundengeschäft spezialisierte Genossenschaftsbanken, welche im Verband der Sparda-Banken e. V. zusammengeschlossen sind. Auch die Sparda-Banken folgen dem Regionalprinzip und werben insbesondere mit ihrer Kundennähe und Fairness („Freundlich und fair.“).
- Spar- und Darlehenskasse, Spar- und Kreditbank sowie Volksbanken und Raiffeisenbanken - Insbesondere erstgenannte sind oft besonders kleine und außerhalb der Region komplett unbekannte Institute. Die Spar- und Darlehnskasse Bockum-Hövel hat z.B. nur vier Geschäftsstellen und eine SB-Geschäftsstelle und betreut insgesamt lediglich15.000 Kunden.
Die faire Bank in der Nachbarschaft
Ähnlich wie die Sparkassen, versuchen sich auch die Genossenschaftsbanken seit der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers und der folgenden Finanzkrise verstärkt als vertrauenswürdige und faire Kreditinstitute zu präsentieren. So wirbt der Verbund der Volksbanken und Raiffeisenbanken auf dem zentralen Internetauftritt mit regionaler Präsenz, gegenseitiger Unterstützung und „genossenschaftlichen Werten“ sowie einer Beratung, die „fair und partnerschaftlich“ sei. [2]
In der Realität können die Volksbanken dieses vollmundige Versprechen natürlich nicht gänzlich einlösen. So fallen insbesondere kleinere Volks- und Raiffeisenbanken immer wieder negativ mit stark überhöhten Dispozinsen und mangelnder Transparenz von Zinssätzen und Gebühren auf - wie zuletzt wieder bei einem von Stiftung Warentest durchgeführten Vergleich im Sommer 2015. [3]
Die Volksbanken bestreiten die mangelnde Transparenz und argumentieren im Zusammenhang mit den hohen Dispozinsen, dass den Kunden ein großflächiges Netz aus Geldausgabeautomaten zur Verfügung gestellt wird, welches finanziert werden muss. Darüber hinaus verwies der Dachverband Deutsche Kreditwirtschaft in einer Stellungnahme darauf, dass der Dispokredit nur ein Bestandteil eines Girokontos sei und der Zins daher „nicht losgelöst von den anderen Leistungen“ betrachtet werden dürfe. [4]
Dies ist generell richtig. Allerdings sollten Leistungen, welche von allen Kunden genutzt werden, auch von allen Kunden bezahlt werden. Die anfallenden Kosten sollten fair verteilt werden indem z.B. die Gebühren für die Führung des Girokontos für alle Kunden geringfügig angehoben werden. Eine Quersubventionierung des Automatennetzes zulasten der in finanzieller Not befindlichen Kunden erscheint auf jeden Fall den proklamierten Grundsätzen der Fairness zu widersprechen.
Auch der Anspruch fair und partnerschaftlich mit den Kunden umzugehen wird in der Realität nicht immer eingehalten. So hat nach Angaben der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg z.B. die Volksbank Zuffenhausen als Reaktion auf die Forderung eines Kunden, unzulässig erhobene Bearbeitungsgebühren zurückzuzahlen, diesem Kunden die Geschäftsbeziehung gekündigt. Dies ist besonders unverständlich, da der zuvor involvierte Schlichter den Anspruch des Kunden ausdrücklich bestätigt hatte. [5]
Schwere Zeiten auch für Genossenschaftsbanken
Wie alle Kreditinstitute haben auch die Genossenschaftsbanken mit den Folgen der niedrigen Zinsen sowie teilweise strengeren Kapitalanforderungen zu kämpfen. Primär aufgrund der Struktur und geringen Größe der einzelnen Institute ergeben sich allerdings zusätzliche Schwierigkeiten:
• Der Niedrigzins reduziert die Erträgen der Genossenschaftsbanken besonders stark, da sie ihre traditionell hohen Kundeneinlagen nicht mehr rentabel anlegen können.
• Die Volksbanken finanzieren langfristige Kredite zu einem großen Teil mit kurzfristig fälligen Spareinlagen. Strengere Liquiditätsvorschriften im Zuge der Umsetzung von Basel III werden dies zukünftig erschweren.
• Als Reaktion auf die Finanzkrise sollen vor allem Großbanken stärker reguliert und kontrolliert werden um eine erneute Haftung der Steuerzahler vermeiden. Allerdings verursachen die neuen Regeln bei kleinen Instituten überproportional viel Aufwand, welche die meist sehr kleinen Volksbanken kaum bewältigen können. Der Kostendruck wird zu Filialschließungen und Fusionen führen. [6]
• Zusätzlich stehen die kleinen Genossenschaftsbanken mit ihren oft ineffizienten Strukturen mittlerweile auch in Konkurrenz zu den günstigen Direktbanken. Ältere Kunden sind ihrem Institut gegenüber meist loyal, aber die jüngere Generation ist wechselwillig.
Stand: August 2015
[1] http://www.wiwo.de/unternehmen/banken/psd-banken-brave-genossen-streiten-sich-um-kunden/12173502.html
[2] https://www.vr.de/privatkunden/was-wir-anders-machen.html
[3] https://www.test.de/Girokonten-Dispozinsen-4586765-0
[4] http://www.bvr.de/Presse/Deutsche_Kreditwirtschaft/Deutsche_Kreditwirtschaft_DK_Dispozinsen_sind_nur_ein_Bestandteil_des_Produkts_Girokonto_Transparenz_der_Konditionen_gewaehrleistet
[5] http://www.handelsblatt.com/finanzen/steuern-recht/recht/nach-verbraucherbeschwerde-volksbank-kuendigt-unbequemem-kunden-das-girokonto/10964862.html
[6] http://www.welt.de/finanzen/article144056892/Volksbank-Kunden-droht-Riesen-Schliessungswelle.html
Tags: Genossenschaft Banken Volks- und Raiffeisenbank Spar- und Kreditbank Darlehenskasse Spadaka Sparda Bank des Jahres GLS Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken eG Bank für Gemeinwohl Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. BVR Teambank easy credit DZ WGZ Bank AG Union Investment Gruppe R+V Versicherung