Obwohl Deutschland nicht mehr Exportweltmeister ist (im Jahr 2009 wurde die BRD von der Volksrepublik China vom ersten Platz verdrängt), so ist die Exportwirtschaft für Deutschland weiterhin von überragender Bedeutung.
Mittlerweile kaufen Ausländer rund 250 Millarden Euro mehr deutsche Waren und Dienstleistungen im Jahr ein als Deutschland Waren und Dienstleistungen im Ausland nachgefragt.
Privathaushalte, Unternehmen sowie insbesondere Banken und Versicherungen in Deutschland, und nicht zuletzt die Bundesbank verfügen mittlerweile über sehr hohe Forderungen gegenüber ihren Handelspartnern.
Mittlerweile kaufen Ausländer rund 250 Millarden Euro mehr deutsche Waren und Dienstleistungen im Jahr ein als Deutschland Waren und Dienstleistungen im Ausland nachgefragt.
Privathaushalte, Unternehmen sowie insbesondere Banken und Versicherungen in Deutschland, und nicht zuletzt die Bundesbank verfügen mittlerweile über sehr hohe Forderungen gegenüber ihren Handelspartnern.
Die Kritik der südlichen Euroländer am deutschen Handelsüberschuss ist leiser geworden seitdem Länder wie Spanien oder Portugal selbst positive Leistungsbilanzsalden aufweisen, aber Deutschland wird weiterhin ob der hohen Überschüsse kritisiert. Mehr als die Hälfte der Exporte geht in andere EU-Länder, der Großteil von ihnen führt wie Deutschland den Euro als Währung. [1] Insgesamt wird aber ein immer geringerer Teil der deutschen Überschüsse gegenüber den anderen Euro-Ländern erwirtschaftet. Vor der Krise wurden ca. 70% des Überschusses in der Eurozone erzielt, im Jahr 2014 war es nur noch ein Drittel. In absoluten Zahlen hat sich der Überschuss gegenüber Nicht-Euroländern in den vergangenen 10 Jahren verdreifacht. Zudem konnte Deutschland seinen Überschuss gegenüber den USA ausbauen und das Defizit gegenüber China deutlich verringern.
Problem der Ungleichgewichte innerhalb der Europäischen Union
Die sehr wettbewerbsfähige und am Weltmarkt erfolgreiche deutsche Exportwirtschaft ist zusammen mit vielen eher schwachen Volkswirtschaften in einem gemeinsamen Währungsraum vereinigt. Dies ist insofern problematisch, da die anderen Länder in dem Korsett der gemeinsamen Währung keine Chance gegen den Wettbewerbsvorteil Deutschlands haben. Früher konnte ggf. die eigene Währung des Landes entsprechend abgewertet werden um die Produkte relativ gesehen günstiger zu machen. Heute kann die Wettbewerbsfähigkeit innerhalb des Euroraumes ausschließlich durch entsprechende (Lohn-)Kostenreduzierung und/ oder Steigerung der Produktivität erreicht werden.
Aufgrund der insgesamt gut ausgebildeten Arbeitskräfte und der modernen Maschinenausstattung der deutschen Industrie ist der Wettbewerb in Bezug auf Produktivität für die Länder der östlichen und südlichen europäischen Peripherie nicht zu gewinnen. Insofern schließt sich die Schere der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit nicht, sondern öffnet sich immer weiter.
Die zunehmenden Ungleichgewichte zwischen den Volkswirtschaften in Europa lassen sich unter anderem auch in den Bilanzen der nationalen Zentralbanken der Eurozone ablesen. Da der Interbankenmarkt keinen Ausgleich mehr im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr der schwachen Länder herstellen kann, muss dies über die Zahlungsbilanz (Leistungs- und Kapitalbilanz) der Zentralbank erfolgen. Ergebnis dieser Entwicklung sind die seit Jahren stark steigenden Target Salden.
Letzten Endes müssen die Ungleichgewichte fast zwangsläufig in Schuldenkrisen der betreffenden Länder münden. Deutschland hält jedoch trotzdem unbeirrt an seinem einseitigen, exportorientierten Wirtschaftsmodell fest, anstatt einen Beitrag zum Abbau der wirtschaftlichen Ungleichgewichte im Welthandel, insbesondere innerhalb der Eurozone zu leisten.
Deutschland geht sogar so weit, anderen Ländern zu empfehlen, es Deutschland gleichzutun. Dies ist kurzsichtig, denn das Wirtschaftsmodell Exportüberschuss setzt Abnehmer der Exportprodukte voraus. Wenn aber alle Länder wie Deutschland handeln würden, gäbe es hauptsächlich Verkäufer und kaum Käufer mehr. Und tatsächlich gibt es Anzeichen dass dies bald Realität wird.
Kein Zukunftsmodell
Der deutsche Exportboom der letzten zwei Jahrzehnte dürfte zu einem großen Teil dem wirtschaftlichen Aufbau Chinas geschuldet gewesen sein. Die chinesische Wirtschaft als „Werkbank der Welt“ brauchte in dieser Zeit vor allem Maschinen und Anlagen für die Industrieproduktion. Der Maschinenbau in Deutschland profitierte entsprechend. Zusätzlich wurde der deutsche Exportboom vom Konsum der USA genährt. Unter dem Eindruck die stete „Wertsteigerung“ ihrer Immobilien würde laufende Rechnungen bezahlen, konsumierten US-Amerikaner vor dem Platzen der Immobilienblase bisweilen über ihre Verhältnisse. Auch in Spanien, Irland oder Großbritannien nahmen viele Menschen Kredite auf, um mit Immobilien zu spekulieren oder deutsche Autos zu kaufen.
Seitdem die europäischen Länder sparen müssen, werden aus der Euro-Zone entsprechend weniger deutsche Investitionsgüter bestellt - die Nachfrage sank um real 40% im Vergleich zum Jahr 2008. Eine ähnliche Nachfrageschwäche gilt für die USA.
Das größte Problem aus Sicht der deutschen Exportwirtschaft könnte jedoch der chinesische Markt werden: Mit steigendem Wohlstand fragen die Chinesen vermehrt hochpreisige italienische und französische Edelmarken aus dem Bereich der Konsum- und Luxusgüter nach. Deutsche Autos sind natürlich noch immer gefragt, aber die Nachfrage scheint sich abzuschwächen. Im Jahr 2011 lagen die deutschen Exporte nach China drei Mal so hoch wie im Jahr 2005. Seitdem haben sie aber nur um ca. 15% zugelegt.
Darüber hinaus setzen die Chinesen nunmehr offensiv auf die eigene Produktion. So hat Chinas Regierung in ihrem ehrgeizigen Plan "Made in China 2025" zehn Sektoren ausgewählt, in denen sie gegenüber dem Westen aufholen und ihn möglicherweise überholen will. Zu den zehn Branchen zählen die deutschen Exportbranchen wie Maschinenbau und Automobilproduktion. [2]
Stand: Juni 2015
[1] Chart: http://de.statista.com/infografik/1979/ausfuhr-aus-deutschland-in-milliarden-euro
[2] http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/siemens-eisenbahngeschaefte-mit-china-a-1036216.html
Tags: Welt Handel Export Weltmeister Aussenhandel Import Bilanz Überschuss Target Salden Schulden Kapital Vermögen BIP Brutto Nationaleinkommen Inlandsprodukt volkswirtschaftliche Gesamtrechnung VGR
Die sehr wettbewerbsfähige und am Weltmarkt erfolgreiche deutsche Exportwirtschaft ist zusammen mit vielen eher schwachen Volkswirtschaften in einem gemeinsamen Währungsraum vereinigt. Dies ist insofern problematisch, da die anderen Länder in dem Korsett der gemeinsamen Währung keine Chance gegen den Wettbewerbsvorteil Deutschlands haben. Früher konnte ggf. die eigene Währung des Landes entsprechend abgewertet werden um die Produkte relativ gesehen günstiger zu machen. Heute kann die Wettbewerbsfähigkeit innerhalb des Euroraumes ausschließlich durch entsprechende (Lohn-)Kostenreduzierung und/ oder Steigerung der Produktivität erreicht werden.
Aufgrund der insgesamt gut ausgebildeten Arbeitskräfte und der modernen Maschinenausstattung der deutschen Industrie ist der Wettbewerb in Bezug auf Produktivität für die Länder der östlichen und südlichen europäischen Peripherie nicht zu gewinnen. Insofern schließt sich die Schere der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit nicht, sondern öffnet sich immer weiter.
Die zunehmenden Ungleichgewichte zwischen den Volkswirtschaften in Europa lassen sich unter anderem auch in den Bilanzen der nationalen Zentralbanken der Eurozone ablesen. Da der Interbankenmarkt keinen Ausgleich mehr im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr der schwachen Länder herstellen kann, muss dies über die Zahlungsbilanz (Leistungs- und Kapitalbilanz) der Zentralbank erfolgen. Ergebnis dieser Entwicklung sind die seit Jahren stark steigenden Target Salden.
Letzten Endes müssen die Ungleichgewichte fast zwangsläufig in Schuldenkrisen der betreffenden Länder münden. Deutschland hält jedoch trotzdem unbeirrt an seinem einseitigen, exportorientierten Wirtschaftsmodell fest, anstatt einen Beitrag zum Abbau der wirtschaftlichen Ungleichgewichte im Welthandel, insbesondere innerhalb der Eurozone zu leisten.
Deutschland geht sogar so weit, anderen Ländern zu empfehlen, es Deutschland gleichzutun. Dies ist kurzsichtig, denn das Wirtschaftsmodell Exportüberschuss setzt Abnehmer der Exportprodukte voraus. Wenn aber alle Länder wie Deutschland handeln würden, gäbe es hauptsächlich Verkäufer und kaum Käufer mehr. Und tatsächlich gibt es Anzeichen dass dies bald Realität wird.
Kein Zukunftsmodell
Der deutsche Exportboom der letzten zwei Jahrzehnte dürfte zu einem großen Teil dem wirtschaftlichen Aufbau Chinas geschuldet gewesen sein. Die chinesische Wirtschaft als „Werkbank der Welt“ brauchte in dieser Zeit vor allem Maschinen und Anlagen für die Industrieproduktion. Der Maschinenbau in Deutschland profitierte entsprechend. Zusätzlich wurde der deutsche Exportboom vom Konsum der USA genährt. Unter dem Eindruck die stete „Wertsteigerung“ ihrer Immobilien würde laufende Rechnungen bezahlen, konsumierten US-Amerikaner vor dem Platzen der Immobilienblase bisweilen über ihre Verhältnisse. Auch in Spanien, Irland oder Großbritannien nahmen viele Menschen Kredite auf, um mit Immobilien zu spekulieren oder deutsche Autos zu kaufen.
Seitdem die europäischen Länder sparen müssen, werden aus der Euro-Zone entsprechend weniger deutsche Investitionsgüter bestellt - die Nachfrage sank um real 40% im Vergleich zum Jahr 2008. Eine ähnliche Nachfrageschwäche gilt für die USA.
Das größte Problem aus Sicht der deutschen Exportwirtschaft könnte jedoch der chinesische Markt werden: Mit steigendem Wohlstand fragen die Chinesen vermehrt hochpreisige italienische und französische Edelmarken aus dem Bereich der Konsum- und Luxusgüter nach. Deutsche Autos sind natürlich noch immer gefragt, aber die Nachfrage scheint sich abzuschwächen. Im Jahr 2011 lagen die deutschen Exporte nach China drei Mal so hoch wie im Jahr 2005. Seitdem haben sie aber nur um ca. 15% zugelegt.
Darüber hinaus setzen die Chinesen nunmehr offensiv auf die eigene Produktion. So hat Chinas Regierung in ihrem ehrgeizigen Plan "Made in China 2025" zehn Sektoren ausgewählt, in denen sie gegenüber dem Westen aufholen und ihn möglicherweise überholen will. Zu den zehn Branchen zählen die deutschen Exportbranchen wie Maschinenbau und Automobilproduktion. [2]
Stand: Juni 2015
[1] Chart: http://de.statista.com/infografik/1979/ausfuhr-aus-deutschland-in-milliarden-euro
[2] http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/siemens-eisenbahngeschaefte-mit-china-a-1036216.html
Tags: Welt Handel Export Weltmeister Aussenhandel Import Bilanz Überschuss Target Salden Schulden Kapital Vermögen BIP Brutto Nationaleinkommen Inlandsprodukt volkswirtschaftliche Gesamtrechnung VGR