Fake News sind zum Zwecke der viralen Verbreitung über Soziale Medien absichtlich produzierte Falschmeldungen.
Definierende Eigenschaft der Fake News ist nicht primär deren Unwahrheitsgehalt, sondern deren Wirkmächtigkeit im Sinne der Verbreitung und des Potentials zur (schädlichen) Meinungsmanipulation.
Wie mächtig oder schädlich eine Nachricht sein kann, ist aber abhängig vom Empfänger und letztendlich Ansichtssache. Während Astrologie-Blogs und Webseiten über Ufo-Sichtungen trotz zweifelhafter Behauptungen wohl als harmlos anzusehen sind, beginnt die Grenze zur Gefährlichkeit bei radikalen Verschwörungstheorien und Reichsbürgern zu verschwimmen. Letztendlich kann jedoch niemand eine objektive Grenze um Fake News ziehen.
Das grundlegende Problem der Fake News ist nicht deren Produktion, sondern die Empfänglichkeit für sie. Zu glauben, lediglich ungebildete Menschen aus dem rechten ideologischen Spektrum wären für diese Art der Nachrichten empfänglich, zeugt von großer Ignoranz. Auch unpolitische Menschen oder Anhänger des linken politischen Spektrums leben nicht selten in einer Filterblase und glauben nur allzu bereitwillig alle Nachrichten die das eigene Weltbild bestätigen. Zu vermuten, dass ideologisch festgefahrene Personen nach der Präsentation von Fakten bereitwillig ihre Meinung ändern, ist naiv. Es unterschätzt das weit verbreitete Bedürfnis nach einem vermeintlich klar strukturierten und vor allem einfach zu erfassenden Weltbild.
Letztlich ist das Phänomen der Fake News nicht neu. Die Sozialen Medien haben lediglich die Geschwindigkeit der Verbreitung der Lügengeschichten erhöht. Allerdings gibt es auch in Deutschland schon seit Jahrzehnten illustrierte Wochenzeitschriften, welche wöchentlich mehr oder weniger wahre Geschichten insbesondere aus dem Hochadel oder dem Showbusiness verbreiten. Zudem gibt es in Deutschland eine sehr auflagenstarke und einschlägig bekannte Tageszeitung, welcher schon Ende der Siebziger Jahre durch Guenter Wallraff schwere journalistische Versäumnisse, unsaubere Recherchemethoden und manipulative Berichterstattung vorgeworfen wurde. Und auch viele vermeintlich seriöse deutsche Tageszeitungen verbreiten täglich etliche schlampig formulierte und recherchierte, manipulative, suggestive oder verfälschte Meldungen. Der Ubergang zu Fake News ist dabei fliessend.
Zu behaupten, dass die erfundenen Geschichten der Regenbogenpresse harmlos sind, da die Verlage (vermutlich) keine politische Agenda, sondern nur wirtschaftliche Interessen verfolgen, ignoriert zum einen, dass letzeres auch die Motivation bei Fake News Produzenten sein kann und vernachlässigt zum anderen, dass auch die anspruchslosen Klatschblätter durchaus Agitation auf Kosten Schwächerer betreiben. [1] Die erfundenen Meldungen der Klatschpresse sind für die betroffenen Personen verletzend und generell auch in der Lage tendenziell problematische gesellschaftliche Klischees und bestehende Ressentiments zu verstärken.
Die Aufregung um Fake News ist daher objektiv nicht ganz nachvollziehbar und die lauten Forderungen einiger Agitatoren nach regulierenden Maßnahmen schlicht Populismus. Letztlich scheitert eine Regulierung von Fake News schon an der klaren Abgrenzung zwischen verfälschten und gefälschten Meldungen bzw. Falschmeldungen. Problematisch ist auch, wem die Entscheidungsmacht in dieser Frage zugesprochen werden soll. Es ist durchaus kritisch zu bewerten, wenn irgendwelche (vermeintlich gutmeinenden) Organisationen mit der Bewertung der Wahrheit betraut werden sollen.
Sollten mit der Verbreitung von Fake News tatsächlich justiziable Verstöße begangen werden, können diese auch heute schon auf Basis existierender Gesetze geahndet werden. Problematisch ist in diesem Zusammenhang freilich, dass die Gerichte derzeit viel zu langsam auf mögliche Vergehen im Internet reagieren (können). Wenn z.B. die Löschung einer unrechtmäßig veröffentlichten, rufschädigende Meldungen einige Tage oder sogar Wochen dauert, ist der Schaden bereits entstanden und zu großen Teilen nicht umkehrbar. Die Entscheidung von Rechtsfragen sollte in einem Rechtsstaat dennoch den Gerichten vorbehalten bleiben.
Es ist allerdings bezeichnend, wie groß anscheinend die Bereitschaft weiter Bevölkerungsteile ist, fundamentale Freiheiten zugunsten eines gefühlten Gewinns an Sicherheit aufzugeben. Übersehen wird dabei offensichtlich, dass diese zuerst als Schutzmaßnahmen für Minderheiten daherkommenden Regelungen beizeiten auch zur Unterdrückung vollkommen legitimer Kritik eingesetzt werden können. Ist eine Zensur erst einmal etabliert, kann die vermeintlich der verfolgten Minderheit dienende Maßnahme leicht von der herrschenden Klasse für genau das Gegenteil eingesetzt werden.
Stand: Februar 2017
[1] http://www.npr.org/sections/alltechconsidered/2016/11/23/503146770/npr-finds-the-head-of-a-covert-fake-news-operation-in-the-suburbs
Tags: Innenministerium Abwehrzentrum Desinformation Wahrheitsministerium Überwachung Staat Deutschland DDR Stasi Bundesjustizminister Heiko Maas Angela Merkel Journalisten Leser Kommentar Zensur Meinung Manipulation Lügen Klatsch Regenbogen Presse Freiheit Agentur dpa ap Falsch Meldung gefälschte Nachrichten Alternative Massen Medien Krise Online Journalismus BILD Günter Wallraff Hans Esser Axel Springer AG Correctiv Fake News Klick Köder Infotainment Hetze Blogger Hate Speech Meinungsroboter Social Media Facebook Twitter
Definierende Eigenschaft der Fake News ist nicht primär deren Unwahrheitsgehalt, sondern deren Wirkmächtigkeit im Sinne der Verbreitung und des Potentials zur (schädlichen) Meinungsmanipulation.
Wie mächtig oder schädlich eine Nachricht sein kann, ist aber abhängig vom Empfänger und letztendlich Ansichtssache. Während Astrologie-Blogs und Webseiten über Ufo-Sichtungen trotz zweifelhafter Behauptungen wohl als harmlos anzusehen sind, beginnt die Grenze zur Gefährlichkeit bei radikalen Verschwörungstheorien und Reichsbürgern zu verschwimmen. Letztendlich kann jedoch niemand eine objektive Grenze um Fake News ziehen.
Das grundlegende Problem der Fake News ist nicht deren Produktion, sondern die Empfänglichkeit für sie. Zu glauben, lediglich ungebildete Menschen aus dem rechten ideologischen Spektrum wären für diese Art der Nachrichten empfänglich, zeugt von großer Ignoranz. Auch unpolitische Menschen oder Anhänger des linken politischen Spektrums leben nicht selten in einer Filterblase und glauben nur allzu bereitwillig alle Nachrichten die das eigene Weltbild bestätigen. Zu vermuten, dass ideologisch festgefahrene Personen nach der Präsentation von Fakten bereitwillig ihre Meinung ändern, ist naiv. Es unterschätzt das weit verbreitete Bedürfnis nach einem vermeintlich klar strukturierten und vor allem einfach zu erfassenden Weltbild.
Letztlich ist das Phänomen der Fake News nicht neu. Die Sozialen Medien haben lediglich die Geschwindigkeit der Verbreitung der Lügengeschichten erhöht. Allerdings gibt es auch in Deutschland schon seit Jahrzehnten illustrierte Wochenzeitschriften, welche wöchentlich mehr oder weniger wahre Geschichten insbesondere aus dem Hochadel oder dem Showbusiness verbreiten. Zudem gibt es in Deutschland eine sehr auflagenstarke und einschlägig bekannte Tageszeitung, welcher schon Ende der Siebziger Jahre durch Guenter Wallraff schwere journalistische Versäumnisse, unsaubere Recherchemethoden und manipulative Berichterstattung vorgeworfen wurde. Und auch viele vermeintlich seriöse deutsche Tageszeitungen verbreiten täglich etliche schlampig formulierte und recherchierte, manipulative, suggestive oder verfälschte Meldungen. Der Ubergang zu Fake News ist dabei fliessend.
Zu behaupten, dass die erfundenen Geschichten der Regenbogenpresse harmlos sind, da die Verlage (vermutlich) keine politische Agenda, sondern nur wirtschaftliche Interessen verfolgen, ignoriert zum einen, dass letzeres auch die Motivation bei Fake News Produzenten sein kann und vernachlässigt zum anderen, dass auch die anspruchslosen Klatschblätter durchaus Agitation auf Kosten Schwächerer betreiben. [1] Die erfundenen Meldungen der Klatschpresse sind für die betroffenen Personen verletzend und generell auch in der Lage tendenziell problematische gesellschaftliche Klischees und bestehende Ressentiments zu verstärken.
Die Aufregung um Fake News ist daher objektiv nicht ganz nachvollziehbar und die lauten Forderungen einiger Agitatoren nach regulierenden Maßnahmen schlicht Populismus. Letztlich scheitert eine Regulierung von Fake News schon an der klaren Abgrenzung zwischen verfälschten und gefälschten Meldungen bzw. Falschmeldungen. Problematisch ist auch, wem die Entscheidungsmacht in dieser Frage zugesprochen werden soll. Es ist durchaus kritisch zu bewerten, wenn irgendwelche (vermeintlich gutmeinenden) Organisationen mit der Bewertung der Wahrheit betraut werden sollen.
Sollten mit der Verbreitung von Fake News tatsächlich justiziable Verstöße begangen werden, können diese auch heute schon auf Basis existierender Gesetze geahndet werden. Problematisch ist in diesem Zusammenhang freilich, dass die Gerichte derzeit viel zu langsam auf mögliche Vergehen im Internet reagieren (können). Wenn z.B. die Löschung einer unrechtmäßig veröffentlichten, rufschädigende Meldungen einige Tage oder sogar Wochen dauert, ist der Schaden bereits entstanden und zu großen Teilen nicht umkehrbar. Die Entscheidung von Rechtsfragen sollte in einem Rechtsstaat dennoch den Gerichten vorbehalten bleiben.
Es ist allerdings bezeichnend, wie groß anscheinend die Bereitschaft weiter Bevölkerungsteile ist, fundamentale Freiheiten zugunsten eines gefühlten Gewinns an Sicherheit aufzugeben. Übersehen wird dabei offensichtlich, dass diese zuerst als Schutzmaßnahmen für Minderheiten daherkommenden Regelungen beizeiten auch zur Unterdrückung vollkommen legitimer Kritik eingesetzt werden können. Ist eine Zensur erst einmal etabliert, kann die vermeintlich der verfolgten Minderheit dienende Maßnahme leicht von der herrschenden Klasse für genau das Gegenteil eingesetzt werden.
Stand: Februar 2017
[1] http://www.npr.org/sections/alltechconsidered/2016/11/23/503146770/npr-finds-the-head-of-a-covert-fake-news-operation-in-the-suburbs
Tags: Innenministerium Abwehrzentrum Desinformation Wahrheitsministerium Überwachung Staat Deutschland DDR Stasi Bundesjustizminister Heiko Maas Angela Merkel Journalisten Leser Kommentar Zensur Meinung Manipulation Lügen Klatsch Regenbogen Presse Freiheit Agentur dpa ap Falsch Meldung gefälschte Nachrichten Alternative Massen Medien Krise Online Journalismus BILD Günter Wallraff Hans Esser Axel Springer AG Correctiv Fake News Klick Köder Infotainment Hetze Blogger Hate Speech Meinungsroboter Social Media Facebook Twitter