Als Fachkräftemangel wird der Zustand einer Wirtschaft bezeichnet, in welcher eine bedeutende Anzahl von Arbeitsplätzen für Mitarbeiter mit bestimmten Fähigkeiten nicht besetzt werden kann, weil auf dem (heimischen) Arbeitsmarkt keine entsprechend qualifizierten Mitarbeiter, also Fachkräfte, zur Verfügung stehen.
Die deutsche Industrie beklagt schon seit Jahren einen generellen Mangel an Fachkräften, insbesondere in dem sogenannten MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) Bereich. Es ist jedoch zweifelhaft, ob ein genereller Fachkräftemangel in Deutschland wirklich gegeben ist. So kam z.B. das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung noch im Jahr 2010 zu dem Schluss: „Für einen aktuell erheblichen Fachkräftemangel sind in Deutschland kaum Anzeichen zu erkennen.“ [1]
Auch die Bundesagentur für Arbeit sieht keinen generellen Mangel, sondern lediglich einen Engpass in einigen Bereichen wie z.B. in Metallberufen und bei Pflegekräften. In der von der Agentur zu Beginn des Jahres 2011 veröffentlichten Broschüre "Perspektive 2025: Fachkräfte für Deutschland" prognostizierte sie allerdings, dass das Erwerbspersonenpotenzial in Deutschland allein durch den demographischen Wandel bis zum Jahr 2025 um rund 6,5 Millionen sinken und sich die Situation damit verschärfen werde. Da Deutschland jedoch seit dem Jahr 2011 aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage in den südeuropäischen Ländern eine große Zuwanderung unter anderem aus Italien, Spanien, Portugal und Griechenland erfahren hat, ist diese Prognose teilweise hinfällig. [2]
Allerdings sind Erwerbspersonen nicht gleichzeitig immer Fachkräfte. So wird eine Person von der Bundesagentur für Arbeit als Fachkraft eingeordnet, wenn sie mindestens über eine abgeschlossene Berufsausbildung oder einen gleichwertigen Abschluss verfügt. Normalerweise besteht ca. 80% des Erwerbspersonenpotenzials aus Fachkräften. Da nicht alle von ihnen unbedingt gebraucht werden, fällt der vermeintliche Fachkräftemangel tatsächlich wahrscheinlich kleiner aus.
In einigen Branchen und Regionen ist der Mangel an Fachkräften jedoch bereits heute deutlich spürbar. So gibt es z.B. zu wenige Erzieher und Fachleute aus der Sparte der Gesundheitsberufe. Letzteres liegt unter anderem daran, dass viele gut ausgebildete Arbeitskräfte aus dem Gesundheitsbereich Deutschland in den vergangenen Jahren verlassen haben und nun zu besseren Bedingungen und einer höheren Vergütung in der Schweiz arbeiten.
Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass die Forderung der Bundesagentur für Arbeit nach einer Senkung der Zahl der Schul- oder Ausbildungsabbrecher zwar generell richtig ist, aber letztendlich zu kurz greift. Neben der gebotenen Verbesserung der schulischen Ausbildung, müssen in vielen Berufsfeldern -insbesondere im Bereich der medizinischen Versorgung, Altenpflege, etc.- dringend die Arbeitsbedingungen verbessert werden, damit diese Berufe wieder attraktiv werden.
Auch die Forderung nach besserer Kinderbetreuung, flexibleren Arbeitszeitmodellen, etc. mit dem Ziel die Erwerbsquote der Frauen zu erhöhen ist generell sinnvoll. Allerdings erreichen diese Maßnahmen letztendlich nicht das gewünschte Ziel, solange die Vergütung für die Erwerbsarbeit zu gering ist und sich das Familieneinkommen aufgrund von dann ungünstigen Steuerklassen insgesamt nicht merklich erhöht.
Das am leichtesten zu aktivierende Erwerbspersonenpotenzial wäre eine höhere Erwerbsbeteiligung von Menschen über 55 Jahre. Diese Menschen haben viel Berufserfahrung und wollen meist weiter arbeiten, werden aufgrund ihres Alters insbesondere bei zwischenzeitiger Arbeitslosigkeit aber vorzeitig aus dem Arbeitsmarkt aussortiert. Die Bundesagentur für Arbeit veranschlagte das Potential dieser Gruppe in ihrem Bericht bei 1,2 Millionen Personen. Allerdings setzt die Beschäftigung von älteren Arbeitnehmern bei diesen auch Lernbereitschaft und bei den Arbeitgebern entsprechende Offenheit voraus.
Einige Ursachen für den in einigen Branchen in Deutschland herrschenden Fachkräftemangel
Die deutsche Industrie beklagt schon seit Jahren einen generellen Mangel an Fachkräften, insbesondere in dem sogenannten MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) Bereich. Es ist jedoch zweifelhaft, ob ein genereller Fachkräftemangel in Deutschland wirklich gegeben ist. So kam z.B. das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung noch im Jahr 2010 zu dem Schluss: „Für einen aktuell erheblichen Fachkräftemangel sind in Deutschland kaum Anzeichen zu erkennen.“ [1]
Auch die Bundesagentur für Arbeit sieht keinen generellen Mangel, sondern lediglich einen Engpass in einigen Bereichen wie z.B. in Metallberufen und bei Pflegekräften. In der von der Agentur zu Beginn des Jahres 2011 veröffentlichten Broschüre "Perspektive 2025: Fachkräfte für Deutschland" prognostizierte sie allerdings, dass das Erwerbspersonenpotenzial in Deutschland allein durch den demographischen Wandel bis zum Jahr 2025 um rund 6,5 Millionen sinken und sich die Situation damit verschärfen werde. Da Deutschland jedoch seit dem Jahr 2011 aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage in den südeuropäischen Ländern eine große Zuwanderung unter anderem aus Italien, Spanien, Portugal und Griechenland erfahren hat, ist diese Prognose teilweise hinfällig. [2]
Allerdings sind Erwerbspersonen nicht gleichzeitig immer Fachkräfte. So wird eine Person von der Bundesagentur für Arbeit als Fachkraft eingeordnet, wenn sie mindestens über eine abgeschlossene Berufsausbildung oder einen gleichwertigen Abschluss verfügt. Normalerweise besteht ca. 80% des Erwerbspersonenpotenzials aus Fachkräften. Da nicht alle von ihnen unbedingt gebraucht werden, fällt der vermeintliche Fachkräftemangel tatsächlich wahrscheinlich kleiner aus.
In einigen Branchen und Regionen ist der Mangel an Fachkräften jedoch bereits heute deutlich spürbar. So gibt es z.B. zu wenige Erzieher und Fachleute aus der Sparte der Gesundheitsberufe. Letzteres liegt unter anderem daran, dass viele gut ausgebildete Arbeitskräfte aus dem Gesundheitsbereich Deutschland in den vergangenen Jahren verlassen haben und nun zu besseren Bedingungen und einer höheren Vergütung in der Schweiz arbeiten.
Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass die Forderung der Bundesagentur für Arbeit nach einer Senkung der Zahl der Schul- oder Ausbildungsabbrecher zwar generell richtig ist, aber letztendlich zu kurz greift. Neben der gebotenen Verbesserung der schulischen Ausbildung, müssen in vielen Berufsfeldern -insbesondere im Bereich der medizinischen Versorgung, Altenpflege, etc.- dringend die Arbeitsbedingungen verbessert werden, damit diese Berufe wieder attraktiv werden.
Auch die Forderung nach besserer Kinderbetreuung, flexibleren Arbeitszeitmodellen, etc. mit dem Ziel die Erwerbsquote der Frauen zu erhöhen ist generell sinnvoll. Allerdings erreichen diese Maßnahmen letztendlich nicht das gewünschte Ziel, solange die Vergütung für die Erwerbsarbeit zu gering ist und sich das Familieneinkommen aufgrund von dann ungünstigen Steuerklassen insgesamt nicht merklich erhöht.
Das am leichtesten zu aktivierende Erwerbspersonenpotenzial wäre eine höhere Erwerbsbeteiligung von Menschen über 55 Jahre. Diese Menschen haben viel Berufserfahrung und wollen meist weiter arbeiten, werden aufgrund ihres Alters insbesondere bei zwischenzeitiger Arbeitslosigkeit aber vorzeitig aus dem Arbeitsmarkt aussortiert. Die Bundesagentur für Arbeit veranschlagte das Potential dieser Gruppe in ihrem Bericht bei 1,2 Millionen Personen. Allerdings setzt die Beschäftigung von älteren Arbeitnehmern bei diesen auch Lernbereitschaft und bei den Arbeitgebern entsprechende Offenheit voraus.
Einige Ursachen für den in einigen Branchen in Deutschland herrschenden Fachkräftemangel
- Das deutsche Schulsystem entlässt zu viele Schüler mit erheblichen Defiziten oder gar ganz ohne Abschluss. Die Qualität der schulischen Ausbildung in Deutschland muss dringend verbessert werden um mehr junge Menschen in die Lage zu versetzen später eine berufliche Qualifikation zu erlangen.
- Die Industrie selbst bildet schon seit Jahren nicht genug junge Menschen aus. Nach einem Zwischenhoch im Jahr 2007 ist die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge nach Jahren des kontinuierlichen Rückgangs im Jahr 2013 auf einen neuen Tiefststand gefallen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung warnte bereits im Jahr 2010: „Bei der betrieblichen Berufsausbildung sind die Ausbildungskapazitäten in der jüngsten Krise stark reduziert worden; dies gilt vor allem für die von der Industrie nachgefragten Fertigungsberufe. Hier müssen die Kapazitäten rasch wieder aufgestockt werden.“ [1] Diese Warnung wurde von der Industrie offensichtlich ignoriert. Die Industrie selbst macht dabei unter anderem die mangelnde Ausbildungsfähigkeit der Bewerber für die sinkende Zahl der Ausbildungsverträge verantwortlich. Angesichts der hohen Zahlen der Abbrecher im deutschen Schulsystem ist diese Klage wahrscheinlich zumindest teilweise berechtigt.
- Unternehmen beklagen Fachkräftemangel und wollen Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte aus dem Ausland, stellen aber selbst in Deutschland äußerst selten Migranten als Auszubildende ein. Laut einer Umfrage der Bertelsmann Stiftung bilden aktuell ca.15% aller Ausbildungsbetriebe in Deutschland einen Menschen mit ausländischen Wurzeln aus. Fast 60% der Betriebe haben noch nie einen Auszubildenden mit Migrationshintergrund eingestellt. Schlechte Leistungen erwarten die Unternehmen nicht - als Grund geben sie vielmehr vermeintliche Sprachbarrieren oder kulturellen Unterschiede an. [7]
- Manche Studiengänge wie z.B. Elektrotechnik weisen einen relativ hohen Schwierigkeitsgrad in Verbindung mit von vielen als trocken empfundener Materie auf. Daher haben nur relativ wenige Menschen ernsthaftes Interesse an einem Abschluss im Bereich spezieller Technikwissenschaften. Gleichzeitig besteht von Seiten der Industrie großer Bedarf an Arbeitnehmern mit entsprechender Qualifikation. Die Studiengänge müssen attraktiver gestaltet werden um mehr Menschen für diese Felder zu begeistern.
- Die Unternehmen versäumen es, Talente firmenintern aktiv zu unterstützen und weiter zu qualifizieren. Zwar sind viele mittelständige Firmenchefs in Deutschland der Meinung, dass interne Rekrutierung eine wichtige Maßnahme zur Mitarbeiterbindung ist und sie fürchten auch dass sie ihre Leistungsträger verlieren, wenn sie nicht intern rekrutieren. Dennoch handeln sie oft nicht danach. Die Wertschätzung der Mitarbeiter und die aktiven Angebote zur Qualifizierung sind -insbesondere bei älteren Arbeitnehmern- zu gering. Statt in den eigenen Reihen das Potential der Mitarbeiter zu fördern und aufzubauen (Loyalität!), suchen Unternehmen primär auf dem externen Arbeitsmarkt. Und das mittlerweile nicht nur national, sondern international. Statt immer mehr Ressourcen für die Suche nach qualifizierten Arbeitskräften zu verschwenden, wäre es sinnvoller, in die Qualifizierung der bereits vorhandenen Mitarbeiter zu investieren.
- Das Vorstellungsgespräch ist oft ungeeignet um die besten Bewerber zu erkennen. Eine Studie der internationalen Unternehmensberatung Hay Group im Sommer 2014 hat gezeigt, dass viele Personalabteilungen an der Auswahl von geeigneten Kandidaten für eine ausgeschriebene Position scheitern. [3]
- Ein zu enges Raster bei der Bewerberauswahl erschwert die Suche. Eine Standardisierung des Bewerbungsprozesses ist einerseits wichtig um einen hohen Qualitätsstandard zu etablieren, andererseits darf dies aber nicht zu einer zu unflexiblen Bewerberauswahl führen. Wenn keine Bereitschaft besteht, auch nur geringfügig vom vordefinierten Standard abzuweichen und der Bewerber nicht exakt den vorformulierten Anforderungen entspricht, kommt dieser meist nicht in die engere Auswahl. Teilweise absurde Züge nimmt dies an, wenn ein Bewerber pauschale Ablehnung erfährt, weil er oder sie als überqualifiziert eingestuft wird. [4]
- Viele Unternehmen scheitern an der langfristigen Personalplanung. Bedarf wird zunehmend nur kurzfristig ermittelt und soll dann umgehend gedeckt werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Bewerber mit exakt der gewünschten Qualifikation just in dem Zeitraum und im räumlichen Umfeld der Firma eine Stelle sucht, ist entsprechend gering. [5]
- Die Unternehmen vernachlässigen die Wünsche der Arbeitnehmer. Natürlich steht an erster Stelle für die Arbeitnehmer meist auch weiterhin eine gute Bezahlung. Für immer mehr Menschen werden aber Aspekte wie Vereinbarkeit von Beruf und Familie zunehmend wichtiger. Die Unternehmen reagieren darauf insgesamt zu langsam und nicht in der erforderlichen Breite. [5]
- Insbesondere Frauen wählen ihr Studienfach meist nach Interesse und nicht nach späteren Berufschancen. Das ist generell natürlich gut und richtig, denn kein Mensch kann jahrzehntelang einen ihm verhassten Beruf ausüben ohne ernste psychische Schäden zu erleiden. Allerdings bedeutet dies auch, dass die Kunsthistorikerin später ggf. eben keinen Job findet weil ihre Qualifikation einfach nicht nachgefragt wird. [4]
- In manchen Branchen sind die Arbeitsbedingungen schlecht, die Arbeitsbelastung hoch und der Lohn trotzdem relativ niedrig. Klassisches Beispiel ist die Kranken- / Altenpflege. In Verbindung mit einem eher geringen Sozialprestige ist der Beruf des Pflegers inzwischen so unattraktiv, dass sich in Deutschland kaum noch qualifizierte Arbeitskräfte finden lassen. Die Lücke kann mittlerweile nur noch durch Arbeitskräfte aus dem Ausland gefüllt werden. Auch andere Berufe mit der Kombination harte Arbeit, schlechte Arbeitsbedingungen und geringe Vergütung werden von Deutschen schon lange nicht mehr ergriffen. So werden z.B. in der Fleischindustrie bis zu 90% der Schlacht- und Zerlegearbeiten von Werkvertragsarbeitnehmern aus Osteuropa erledigt. [6]
- Das Verhältnis von Arbeitslohn, Steuern und zu entrichtende Sozialabgaben im Vergleich zum Lebensstandard und erhaltene Sozialleistungen lässt Deutschland für Leistungsträger mitunter wenig attraktiv erscheinen. Da die (akademische) Ausbildung in Deutschland generell von guter Qualität und fast kostenfrei ist, haben Fachkräfte gute Voraussetzungen zur Auswanderung.
[1] http://www.diw.de/sixcms/detail.php?id=diw_01.c.363656.de
[2] https://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarktberichte/Fachkraeftebedarf-Stellen/Fachkraefte/BA-FK-Engpassanalyse-2015-06.pdf
https://www.ba-bestellservice.de/bestellservice/themen/unternehmen/arbeitsmarkt/perspektive-2025-fachkraefte-fuer-deutschland-100848 (4.17MB)
[3] http://www.haygroup.com/de/press/details.aspx?id=44000
[4] http://www.taz.de/Arbeitslose-Akademiker-/!154353
[5] http://www.iwkoeln.de/de/infodienste/iwd/archiv/beitrag/personalpolitik-die-weitsicht-macht-den-unterschied-174130
[6] http://www.aktuelle-sozialpolitik.blogspot.de/2014/11/15-billiglohnland-fleischindustrie.html
[6] https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2015/januar/migrationshintergrund-erschwert-suche-nach-ausbildungsplatz
Laut Mikrozensus 2013/ Statistisches Bundesamt liegt der Bevölkerungsanteil von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland bei ca. 20 %.
Stand: Juli 2015
Tags: Maßnahmen Ursachen Gründe Bewerber Qualifikation Fachkräfte Mangel Lüge Statistik Studien Mythos demografischer Wandel Deutschland Akademiker Ingenieur Beruf MINT Informatik IT Chemie Handwerk Logistik Mindestlohn Alten Pflege Gesundheitswesen Migration Positivliste