Der Begriff Filterblase wurde von Eli Pariser in seinem Buch The Filter Bubble geprägt. Er beschreibt damit das Phänomen, dass Webseiten verfügbare Informationen wie Standort, Suchhistorie, etc. mittels Algorithmen auswerten um vorauszusagen welche Informationen für den Benutzer relevant sein könnten.
Dies hat zur Folge, dass der Nutzer tendenziell nur Informationen sieht, welche mit seinen bisherigen Ansichten übereinstimmen. Da konträre Informationen eher als irrelevant bewertet und daher ausgeblendet werden, wird er in einer Informationsblase isoliert. Über das Internet sind für ihn fast nur noch Inhalte erreichbar, an denen er irgendwann einmal Interesse erkennen ließ - sei es durch aktives Anklicken eines Angebotes oder auch durch Wegklicken oder schlichtes Ignorieren anderer Inhalte.
Algorithmen bestimmen den Informationsfluss im Internet und fungieren als maschinelle Gatekeeper, welche den Nutzern die eigenbestimmte Auswahl ihrer Informationen aus der Hand zu nehmen. Allerdings ist die Filterblase kein auf Google oder die Online-Welt beschränktes Phänomen, sondern tritt in verschiedenen Formen und Bereichen auf:
Konsequent weitergedacht bedeutet diese Entwicklung, dass die Mediennutzer irgendwann in ihren indirekt selbstgeschaffenen Filterblasen verharren. Dort erreichen sie dann nur noch Informationen, die in das bereits vorhandene Weltbild und die Präferenzen passen. Zu der eigenen Meinung konträr verlaufende Ansichten, welche zu neuen Einsichten verhelfen könnten, werden konsequent ausgeblendet und hören damit praktisch auf zu existieren.
Letztlich birgt die Filterblase und die einhergehenden Verhaltensweisen der ignoranten und gleichzeitig passiven Nutzer eine massive Gefahr der Fremdsteuerung. Kritiker mögen einwenden, dass Thesen des weitgehend fremdbestimmten Menschen auf dem Cliché des unmündigen Nutzers basieren und die Realität eine andere sei. Allerdings bestätigen Studien wie die der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, dass z.B. die Internetkompetenz des Durchschnittsbürgers tatsächlich eher gering ist und das zynische Bild des naiven und manipulierbaren Klickviehs somit nicht vollständig aus der Luft gegriffen ist. [3]
Stand: September 2014
[1] http://www.heise.de/tp/artikel/42/42784/1.html
[2] http://www.spiegel.de/netzwelt/web/facebook-alte-statusmeldungen-sollen-raus-aus-der-timeline-a-992541.html
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/facebook-aendert-algorithmus-nachrichten-statt-katzen-12693150.html
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/vorgefiltertes-netz-wie-facebooks-nette-welt-uns-entmuendigt-a-814046.html
[3] http://www.gesis.org/fileadmin/piaac/Downloadbereich/PIAAC_Ebook.pdf (Hinweis: Datei ist 6.27 MB)
Tags: Information Filter Blase Bubble Eli Pariser Facebook News Feed Stream Relevanz EdgeRank Algorithmus Gatekeeper Google Suchmaschine Personalisierung DuckDuckGo Ixquick IP Adresse Tracking Browser AdBlock Ghostery Zensur politisch korrekt Ignoranz Selbstreferenz Zirkelschluss Relevanzparadoxon Echokammer Hotel California Effekt Tim Berners-Lee
Dies hat zur Folge, dass der Nutzer tendenziell nur Informationen sieht, welche mit seinen bisherigen Ansichten übereinstimmen. Da konträre Informationen eher als irrelevant bewertet und daher ausgeblendet werden, wird er in einer Informationsblase isoliert. Über das Internet sind für ihn fast nur noch Inhalte erreichbar, an denen er irgendwann einmal Interesse erkennen ließ - sei es durch aktives Anklicken eines Angebotes oder auch durch Wegklicken oder schlichtes Ignorieren anderer Inhalte.
Algorithmen bestimmen den Informationsfluss im Internet und fungieren als maschinelle Gatekeeper, welche den Nutzern die eigenbestimmte Auswahl ihrer Informationen aus der Hand zu nehmen. Allerdings ist die Filterblase kein auf Google oder die Online-Welt beschränktes Phänomen, sondern tritt in verschiedenen Formen und Bereichen auf:
- Internetsuche - Bei der Suche nach Inhalten im Internet lässt sich die Filterblase durch Nutzung entsprechender Add-Ons, Blocken von Cockies, Löschen der Browserhistorie, etc. oder Nutzung von Suchmaschinen ohne personalisierte Suchfunktion wie z.B. DuckDuckGo recht leicht umgehen. (Siehe: Datenschutz im Internet) Allerdings erfordert dies ein aktives Eingreifen des Nutzers. Dies setzt aber seinerseits voraus, dass sich der Nutzer der Problematik der Filterblase überhaupt bewusst ist.
- Klassische Medien - Früher fungierten die Journalisten der etablierten Massenmedien als Filter, indem sie Nachrichten selektierten, in einen Gesamtkontext einordneten und bewerteten, letztendlich eben auswählten, was den Leser/ Hörer/ Zuschauer an aktuellen Informationen erreichte. Solange Journalisten noch ernsthaft versuchten kritischen Journalismus zu betreiben, bekam der Mediennutzer damit ein recht ausgewogenes Angebot. Im Fernsehen zählt aber bekanntlich schon lange allein die Einschaltquote. Und auch die Zeitungen richten mit ihren mittlerweile stark verkleinerten Redaktionen die Inhalte immer stärker danach aus, was beim Leser auf Interesse und vor allen Dingen Zustimmung stößt. Dadurch kommt eine Spirale in Gang welche auch in der analogen Welt der Printmedien das Angebot immer einseitiger werden lässt. [1]
- Political Correctness - Mit der Political Correctness gibt es eine Art Filterblase auf gesamtgesellschaftlicher Ebene.
- Soziale Medien - Die Gefahr der Filterblase ist in den Sozialen Medien am größten. Zum einen haben Unternehmen wie Facebook die meisten und genausten personenbezogenen Daten des Nutzers und zum anderen haben sie gleichzeitig auch alle Daten der Freunde dieser Person. Da der Freundeskreis meist aus Menschen mit ähnlichen Werten und Ansichten besteht, ergibt sich so ein recht vollständiges Persönlichkeitsprofil einer Person. Durch die Auswertung der Daten versucht Facebook die Timeline immer passgenauer auf den User zuzuschneiden. So blendet die Social Media Plattform schon seit geraumer Zeit Meldungen von Facebook-Kontakten im News Feed systematisch aus, wenn die Personen längere Zeit nicht per Kommentare, Chat oder auch nur Gefällt mir-Button interagiert haben. Facebook trägt somit durch die immer konsequentere Personalisierung des News Feeds langfristig dazu bei, den Nutzer in seine individuelle Informationsblase einzuhüllen. Bedenklich wird es, wenn Facebook tatsächlich als seriöse Nachrichtenquelle angesehen wird und Nutzer fast ausschließlich von dort ihre Informationen über das Weltgeschehen beziehen. [2] Sich langfristig auch als Nachrichtenkanal zu etablieren ist jedoch genau das unter anderem mit den Instant Articles verfolgte Ziel von Facebook.
Konsequent weitergedacht bedeutet diese Entwicklung, dass die Mediennutzer irgendwann in ihren indirekt selbstgeschaffenen Filterblasen verharren. Dort erreichen sie dann nur noch Informationen, die in das bereits vorhandene Weltbild und die Präferenzen passen. Zu der eigenen Meinung konträr verlaufende Ansichten, welche zu neuen Einsichten verhelfen könnten, werden konsequent ausgeblendet und hören damit praktisch auf zu existieren.
Letztlich birgt die Filterblase und die einhergehenden Verhaltensweisen der ignoranten und gleichzeitig passiven Nutzer eine massive Gefahr der Fremdsteuerung. Kritiker mögen einwenden, dass Thesen des weitgehend fremdbestimmten Menschen auf dem Cliché des unmündigen Nutzers basieren und die Realität eine andere sei. Allerdings bestätigen Studien wie die der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, dass z.B. die Internetkompetenz des Durchschnittsbürgers tatsächlich eher gering ist und das zynische Bild des naiven und manipulierbaren Klickviehs somit nicht vollständig aus der Luft gegriffen ist. [3]
Stand: September 2014
[1] http://www.heise.de/tp/artikel/42/42784/1.html
[2] http://www.spiegel.de/netzwelt/web/facebook-alte-statusmeldungen-sollen-raus-aus-der-timeline-a-992541.html
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/facebook-aendert-algorithmus-nachrichten-statt-katzen-12693150.html
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/vorgefiltertes-netz-wie-facebooks-nette-welt-uns-entmuendigt-a-814046.html
[3] http://www.gesis.org/fileadmin/piaac/Downloadbereich/PIAAC_Ebook.pdf (Hinweis: Datei ist 6.27 MB)
Tags: Information Filter Blase Bubble Eli Pariser Facebook News Feed Stream Relevanz EdgeRank Algorithmus Gatekeeper Google Suchmaschine Personalisierung DuckDuckGo Ixquick IP Adresse Tracking Browser AdBlock Ghostery Zensur politisch korrekt Ignoranz Selbstreferenz Zirkelschluss Relevanzparadoxon Echokammer Hotel California Effekt Tim Berners-Lee