Ursprünglich wurde der Begriff Expat (Kurzform von Expatriate) im deutschen Sprachgebrauch eher nur zur Bezeichnung einer von einem international tätigen Unternehmen ins Ausland entsandten Fachkraft benutzt. Mittlerweile bezeichnet der Begriff in Anlehnung an die weiter gefasste englische Bedeutung des Wortes oft auch ganz allgemein eine nicht in seinem Heimatland lebende Person.
Auslandserfahrung galt lange als ein Sprungbrett für die berufliche Karriere. Allerdings verfügt in einer zunehmend globalisierten und vernetzten Welt fast jeder Student über internationale Kontakte (und sei es nur bei Facebook) und ein Auslandssemester ist nichts Besonderes mehr. Angesichts der großen Anzahl an Personen mit zumindest rudimentärer Auslandserfahrung, ist diese kein Alleinstellungsmerkmal mehr.
Insgesamt verliert der Auslandsaufenthalt seine Exotik und die (un-)praktischen Aspekte rücken zunehmend in den Vordergrund. Während Arbeitgeber früher ihr Unternehmen mit einer internationalen Ausrichtung und der Option des Auslandsaufenthaltes attraktiver erscheinen lassen konnten, wollen viele Hochschulabsolventen von heute lieber in der Nähe ihres Studienorts arbeiten. Die inzwischen im Erwerbsleben stehenden Mitglieder der Generation Y wollen oft nicht mehr Karriere um jeden Preis machen. [1]
Generell sind Auslandsentsendungen auch für große Unternehmen nicht billig und das Investment lohnt sich aus Sicht der entsendenden Firma nur, wenn der Mitarbeiter mit neuem Wissen zurück ins Unternehmen kommt. Trotzdem ist eine Beschäftigung nach der Rückkehr keineswegs garantiert. Während in den Boomjahren der Auslandsentsendung die Wiederbeschäftigung schon im Entsendevertrag festgehalten wurde, sind die Unternehmen inzwischen mit verbindlichen Zusagen viel zurückhaltender. Meist enthält der Entsendevertrag bezüglich der Wiederbeschäftigung nur unverbindliche Absichtserklärungen.
Ohnehin bedeutet die Entsendung nicht zwangsläufig den erhofften Karriereschub. Durch den geringen Personalbedarf für höhere Positionen kombiniert mit der tendenziell geringen Fluktuation und komplexen Strukturen in Führungsetagen, ist es oft nicht sofort möglich, eine bessere Position als vor der Entsendung zu bekommen. (Letztlich gibt es das Phänomen des Weglobens auch im kostspieligen Bereich der Auslandseinsätze.)
Expat vs. Auswanderer
Aus Sicht echter Auswanderer ist die Entsendung durch die Firma ohnehin nur die Erwachsenenversion des Schüleraustausches. Der feste Job im Rücken, eine Firma die sich um fast alle Formalitäten wie z.B. das Visum und die Krankenversicherung kümmert, sowie ein über eine Spedition abgewickelter Umzug auf Firmenkosten machen die Entsendung zu dem was es letztlich ist: ein zeitlich begrenzter Auslandaufenthalt mit Arbeitseinsatz.
Entsandte Firmenmitarbeiter integrieren sich weder nachhaltig in die Kultur des Gastlandes, noch streben sie gar dessen Staatsbürgerschaft an. Nach Ablauf der vertraglich fest vereinbarten Zeit folgt die Rückkehr ins Herkunftsland. Expatriate im engeren Sinne sind daher keine Auswanderer, sondern eher materiell gut abgesicherte Nomaden der Globalisierung.
Im Gegensatz dazu hat der Auswanderer ein Zielland und versucht in der Folge dort eine (berufliche) Existenz aufzubauen. Er betrachtet das Land seiner Wahl in der Regel als neues Heimatland, ist dort oftmals wirtschaftlich selbständig tätig, spricht die Landessprache ausreichend gut und will sich integrieren.
Stand: April 2017
[1] http://www.manager-magazin.de/unternehmen/karriere/begehrteste-arbeitgeber-absolventen-fahren-auf-autokonzerne-ab-a-964825.html
Tags: Expatriat Deutsche Auswanderer Ausland Aufenthalt Entsendung Vertrag Arbeiter selbstinitiierte Expatriation International Kosmopolit Globalist Digitale Arbeit Nomaden umgekehrter Kultur Schock Repatriant Reverse Culture Shock RCS InterNations Reise Pass Exil Fernweh Heimweh Heimat
Auslandserfahrung galt lange als ein Sprungbrett für die berufliche Karriere. Allerdings verfügt in einer zunehmend globalisierten und vernetzten Welt fast jeder Student über internationale Kontakte (und sei es nur bei Facebook) und ein Auslandssemester ist nichts Besonderes mehr. Angesichts der großen Anzahl an Personen mit zumindest rudimentärer Auslandserfahrung, ist diese kein Alleinstellungsmerkmal mehr.
Insgesamt verliert der Auslandsaufenthalt seine Exotik und die (un-)praktischen Aspekte rücken zunehmend in den Vordergrund. Während Arbeitgeber früher ihr Unternehmen mit einer internationalen Ausrichtung und der Option des Auslandsaufenthaltes attraktiver erscheinen lassen konnten, wollen viele Hochschulabsolventen von heute lieber in der Nähe ihres Studienorts arbeiten. Die inzwischen im Erwerbsleben stehenden Mitglieder der Generation Y wollen oft nicht mehr Karriere um jeden Preis machen. [1]
Generell sind Auslandsentsendungen auch für große Unternehmen nicht billig und das Investment lohnt sich aus Sicht der entsendenden Firma nur, wenn der Mitarbeiter mit neuem Wissen zurück ins Unternehmen kommt. Trotzdem ist eine Beschäftigung nach der Rückkehr keineswegs garantiert. Während in den Boomjahren der Auslandsentsendung die Wiederbeschäftigung schon im Entsendevertrag festgehalten wurde, sind die Unternehmen inzwischen mit verbindlichen Zusagen viel zurückhaltender. Meist enthält der Entsendevertrag bezüglich der Wiederbeschäftigung nur unverbindliche Absichtserklärungen.
Ohnehin bedeutet die Entsendung nicht zwangsläufig den erhofften Karriereschub. Durch den geringen Personalbedarf für höhere Positionen kombiniert mit der tendenziell geringen Fluktuation und komplexen Strukturen in Führungsetagen, ist es oft nicht sofort möglich, eine bessere Position als vor der Entsendung zu bekommen. (Letztlich gibt es das Phänomen des Weglobens auch im kostspieligen Bereich der Auslandseinsätze.)
Expat vs. Auswanderer
Aus Sicht echter Auswanderer ist die Entsendung durch die Firma ohnehin nur die Erwachsenenversion des Schüleraustausches. Der feste Job im Rücken, eine Firma die sich um fast alle Formalitäten wie z.B. das Visum und die Krankenversicherung kümmert, sowie ein über eine Spedition abgewickelter Umzug auf Firmenkosten machen die Entsendung zu dem was es letztlich ist: ein zeitlich begrenzter Auslandaufenthalt mit Arbeitseinsatz.
Entsandte Firmenmitarbeiter integrieren sich weder nachhaltig in die Kultur des Gastlandes, noch streben sie gar dessen Staatsbürgerschaft an. Nach Ablauf der vertraglich fest vereinbarten Zeit folgt die Rückkehr ins Herkunftsland. Expatriate im engeren Sinne sind daher keine Auswanderer, sondern eher materiell gut abgesicherte Nomaden der Globalisierung.
Im Gegensatz dazu hat der Auswanderer ein Zielland und versucht in der Folge dort eine (berufliche) Existenz aufzubauen. Er betrachtet das Land seiner Wahl in der Regel als neues Heimatland, ist dort oftmals wirtschaftlich selbständig tätig, spricht die Landessprache ausreichend gut und will sich integrieren.
Stand: April 2017
[1] http://www.manager-magazin.de/unternehmen/karriere/begehrteste-arbeitgeber-absolventen-fahren-auf-autokonzerne-ab-a-964825.html
Tags: Expatriat Deutsche Auswanderer Ausland Aufenthalt Entsendung Vertrag Arbeiter selbstinitiierte Expatriation International Kosmopolit Globalist Digitale Arbeit Nomaden umgekehrter Kultur Schock Repatriant Reverse Culture Shock RCS InterNations Reise Pass Exil Fernweh Heimweh Heimat