Gemeinhin gilt eine Ehe als sexlos, wenn sexuelle Aktivitäten gar nicht (mehr) oder weniger als 10 Mal pro Jahr stattfinden.
Natürlich ist die Sexlosigkeit unproblematisch solange dies dem einvernehmlichen Wunsch beider Partner entspricht. Ein Konflikt entsteht erst, wenn die sexuellen Wünsche der Partner nicht deckungsgleich sind.
Die Ehe wird in der westlichen Welt als eine auf Dauer angelegte romantische Liebesgemeinschaft betrachtet. Vermeintlich weitgehend ungeachtet von Faktoren wie körperlicher Attraktivität, sozialer Status, etc. wird aus Liebe geheiratet. Problematisch ist dabei, dass die Ehe als eine zwischenmenschliche Bindung von fast mystischer Qualität überhöht wird und so bei den Ehepartnern eine Erwartungshaltung erschaffen wird, welche in der Realität meist kaum noch zu erfüllen ist.
Selbst die Richter des Obersten Gerichtshofes der Vereinigten Staaten ließen sich in der Begründung zum Grundsatzurteil bezüglich der gleichgeschlechtlichen Ehe zu fast poetischen Sätzen hinreißen: „Keine Bindung ist so tief wie die Ehe, denn sie verkörpert die höchsten Ideale von Liebe, Treue, Hingabe, Opfer und Familie. Wenn zwei Menschen den Bund der Ehe eingehen, werden sie zu etwas, das größer ist als das, was sie einst waren.“
Im Kontext eines Interviews zum Thema Prostitution, formuliert die Feministin Laurie Penny den eigentlichen Zweck einer Ehe hingegen wesentlich unromantischer: "Sex gegen Geld tauschen, das tun alle Frauen in dieser Gesellschaft mehr oder weniger." […] "In der Tat waren Frauen historisch gesehen immer gegen Prostitution, weil die Sexarbeiterinnen ihren Handel „Sex gegen sozialen Schutz“ unterliefen. Das aber ist die Idee der Ehe." [1]
In der Tat hat sich trotz vermeintlicher Emanzipation der Frauen wenig geändert. Während Frauen auch heute noch meist im Grunde einen Versorger und soziale Absicherung suchen, ist für Männer der eigentliche Zweck der Ehe die Sicherung einer - hoffentlich monogamen - Sexpartnerin. Die Kollision des gesellschaftlich verklärten Ideals und der eigentlichen Funktion der Ehe lassen in der Realität erhebliches Konfliktpotential zwischen den Ehepartnern entstehen.
Die romantische Idee von der lebenslangen erotischen Liebesbeziehung mit dem Partner scheint bei Frauen der Realität nicht standzuhalten. Während sich das sexuelle Interesse bei Männern im Laufe der Beziehung kaum verändert, lässt das sexuelle Interesse der Frau nach zwei bis vier Jahren deutlich nach. [2] Insofern ist es wenig überraschend, dass einer Umfrage des Psychologen Dietrich Klusmann zufolge fast die Hälfte aller deutschen Paare oft über Wochen ohne Sex zusammen lebt.
Während der Bundesgerichtshof im Jahre 1966 den engagierten ehelichen Beischlaf unter Berücksichtigung des damals für die Scheidung geltenden Schuldprinzips noch als Ehepflicht ansah, trägt die Frau heute keine sexuelle Verantwortung mehr für das Gelingen der Ehe. Gegenwärtig ist die generelle (feministisch geprägte) Narration, dass die Ehefrau nur keinen Sex will, weil sie emotionale Vernachlässigung durch den Partner erfährt. Die Schuld liegt folglich allein beim Ehemann, welcher durch subtile Demütigungen und (emotionale) Abweisungen die Ursache für die Lustlosigkeit der Frau darstellt. Die Möglichkeit, dass es sich objektiv tatsächlich um ein Problem der Frau und ihres mangelnden Selbstbewusstseins oder um passiv-aggressives Verhalten einer emotional unreifen Frau handeln könnte, wird meist konsequent negiert. Freilich macht die Verleugnung der Existenz eines Problems dessen Lösung vollkommen unmöglich und der Ehemann befindet sich in einem für ihn unlösbaren Konflikt.
Stand: Februar 2017
[1] http://www.taz.de/Feministin-ueber-Sexarbeit/!133359
[2] https://www.researchgate.net/publication/261513568_Sexual_Motivation_in_Mateships_and_Sexual_Conflict?ev=prf_high
Tags: Mann Frau Paar Beziehung Partnerschaft Dietrich Klusmann sexlose Ehe ehelicher Beischlaf eheliche Pflichten Sex Geschlechtsverkehr Libido Hormone Testosteron Östrogen Weiblichkeit feminin maskulin Maskulinität
Natürlich ist die Sexlosigkeit unproblematisch solange dies dem einvernehmlichen Wunsch beider Partner entspricht. Ein Konflikt entsteht erst, wenn die sexuellen Wünsche der Partner nicht deckungsgleich sind.
Die Ehe wird in der westlichen Welt als eine auf Dauer angelegte romantische Liebesgemeinschaft betrachtet. Vermeintlich weitgehend ungeachtet von Faktoren wie körperlicher Attraktivität, sozialer Status, etc. wird aus Liebe geheiratet. Problematisch ist dabei, dass die Ehe als eine zwischenmenschliche Bindung von fast mystischer Qualität überhöht wird und so bei den Ehepartnern eine Erwartungshaltung erschaffen wird, welche in der Realität meist kaum noch zu erfüllen ist.
Selbst die Richter des Obersten Gerichtshofes der Vereinigten Staaten ließen sich in der Begründung zum Grundsatzurteil bezüglich der gleichgeschlechtlichen Ehe zu fast poetischen Sätzen hinreißen: „Keine Bindung ist so tief wie die Ehe, denn sie verkörpert die höchsten Ideale von Liebe, Treue, Hingabe, Opfer und Familie. Wenn zwei Menschen den Bund der Ehe eingehen, werden sie zu etwas, das größer ist als das, was sie einst waren.“
Im Kontext eines Interviews zum Thema Prostitution, formuliert die Feministin Laurie Penny den eigentlichen Zweck einer Ehe hingegen wesentlich unromantischer: "Sex gegen Geld tauschen, das tun alle Frauen in dieser Gesellschaft mehr oder weniger." […] "In der Tat waren Frauen historisch gesehen immer gegen Prostitution, weil die Sexarbeiterinnen ihren Handel „Sex gegen sozialen Schutz“ unterliefen. Das aber ist die Idee der Ehe." [1]
In der Tat hat sich trotz vermeintlicher Emanzipation der Frauen wenig geändert. Während Frauen auch heute noch meist im Grunde einen Versorger und soziale Absicherung suchen, ist für Männer der eigentliche Zweck der Ehe die Sicherung einer - hoffentlich monogamen - Sexpartnerin. Die Kollision des gesellschaftlich verklärten Ideals und der eigentlichen Funktion der Ehe lassen in der Realität erhebliches Konfliktpotential zwischen den Ehepartnern entstehen.
Die romantische Idee von der lebenslangen erotischen Liebesbeziehung mit dem Partner scheint bei Frauen der Realität nicht standzuhalten. Während sich das sexuelle Interesse bei Männern im Laufe der Beziehung kaum verändert, lässt das sexuelle Interesse der Frau nach zwei bis vier Jahren deutlich nach. [2] Insofern ist es wenig überraschend, dass einer Umfrage des Psychologen Dietrich Klusmann zufolge fast die Hälfte aller deutschen Paare oft über Wochen ohne Sex zusammen lebt.
Während der Bundesgerichtshof im Jahre 1966 den engagierten ehelichen Beischlaf unter Berücksichtigung des damals für die Scheidung geltenden Schuldprinzips noch als Ehepflicht ansah, trägt die Frau heute keine sexuelle Verantwortung mehr für das Gelingen der Ehe. Gegenwärtig ist die generelle (feministisch geprägte) Narration, dass die Ehefrau nur keinen Sex will, weil sie emotionale Vernachlässigung durch den Partner erfährt. Die Schuld liegt folglich allein beim Ehemann, welcher durch subtile Demütigungen und (emotionale) Abweisungen die Ursache für die Lustlosigkeit der Frau darstellt. Die Möglichkeit, dass es sich objektiv tatsächlich um ein Problem der Frau und ihres mangelnden Selbstbewusstseins oder um passiv-aggressives Verhalten einer emotional unreifen Frau handeln könnte, wird meist konsequent negiert. Freilich macht die Verleugnung der Existenz eines Problems dessen Lösung vollkommen unmöglich und der Ehemann befindet sich in einem für ihn unlösbaren Konflikt.
Stand: Februar 2017
[1] http://www.taz.de/Feministin-ueber-Sexarbeit/!133359
[2] https://www.researchgate.net/publication/261513568_Sexual_Motivation_in_Mateships_and_Sexual_Conflict?ev=prf_high
Tags: Mann Frau Paar Beziehung Partnerschaft Dietrich Klusmann sexlose Ehe ehelicher Beischlaf eheliche Pflichten Sex Geschlechtsverkehr Libido Hormone Testosteron Östrogen Weiblichkeit feminin maskulin Maskulinität