Die Depression ist als psychische Störung klassifiziert, welche durch negative Stimmungen und Gedanken sowie generellen Verlust von Freude, Lustempfinden, Interesse, Antrieb, Leistungsfähigkeit und Einfühlungsvermögen gekennzeichnet ist.
In Kombination mit einem mangelndem Selbstwertgefühl kann die Depression z.B. zu selbstverletzendem Verhalten oder in schweren Fällen zum vollständigen Verlust des Lebenswillens und Suizid führen.
Im alltäglichen Sprachgebrauch wird der Begriff depressiv oft für eine bloße Verstimmung verwendet. Eine schwere Depression ist allerdings eine ernste Erkrankung, welche mit einem hohen Leidensdruck einhergeht und von den Betroffenen nicht einfach mit ein bisschen Willenskraft oder Selbstdisziplin gemeistert werden kann.
Häufiger als von vielen angenommen.
Depressive Störungen gehören zu den häufigsten und hinsichtlich ihrer Schwere am meisten unterschätzten Erkrankungen. Laut Weltgesundheitsorganisation sind weltweit 300 Millionen Menschen betroffen und depressive Störungen mittlerweile die weltweit häufigste Form der Lebensbeeinträchtigung. [1] Depressionen sind somit keineswegs ein Problem einzelner psychisch labiler Individuen, sondern vielmehr ein Massenphänomen mit weitreichenden Folgen sowohl für den betroffenen Menschen, als auch der Volkswirtschaft. So ist die Depression in Deutschland mittlerweile z.B. der Hauptgrund für Frühverrentung.
Besorgniserregend ist insbesondere der starke Anstieg erkrankter Personen. Da besonders ältere Menschen von Depressionen betroffen sind, ist der Anstieg teilweise schlicht auf das Bevölkerungswachstum und die durchschnittlich längere Lebenserwartung zurückzuführen. Auch führt eine erhöhte Sensibilität gegenüber psychischen Erkrankungen heute vermutlich zu Diagnosen von früher unerkannten Fällen. Allerdings scheinen psychische Störungen über die genannten Faktoren hinaus heute insgesamt häufiger aufzutreten.
Antidepressiva
In Verbindung mit der insgesamt höheren Zahl diagnostizierter Menschen, hat sich die Zahl der Verschreibungen von Antidepressiva massiv erhöht. Einer OECD-Studie zufolge steigerten sich die verschriebenen Tagesdosen in Deutschland von knapp über 20 je 1000 Einwohner im Jahr 2000 auf 50 Tagesdosen je 1000 Einwohner im Jahr 2011. Diese enorme Steigerung ist insofern problematisch, als das eine Wirksamkeit von Antidepressiva nur bei schweren Formen von Depression überhaupt nachgewiesen werden konnte. Bei jüngeren Patienten hingegen wirken Placebos sogar besser als Antidepressiva. [2] [3]
Aber die Werbebotschaft der Pharmaindustrie verfängt: Der an Depression Leidende braucht Medikamente um das chemische Ungleichgewicht in seinem Gehirn wieder in Ordnung zu bringen. Die Theorie wird dankend angenommen, denn der Patient bekommt eine einfache und logische Erklärung für sein Leid und die Ärzte ein Heilmittel, welches die Symptome meist auch tatsächlich lindert. Es ist jedoch zu befürchten, dass sich insbesondere in Ländern wie den USA oder Deutschland sowohl Arzt als auch Patient in der Hoffnung auf eine schnelle Lösung des Problems nur allzu bereitwillig zu Komplizen einer sehr profitorientierten Pharmaindustrie machen. (Allein die Gesetzlichen Krankenkassen gaben im Jahr 2015 über 750 Millionen Euro nur für Antidepressiva aus.)
In Großbritannien empfiehlt das Institute for Health and Care Excellence bei leichten und mittleren Depressionen hingegen keine Gabe von Antidepressiva mehr. Stattdessen bildet der Staat Coaches aus, die leichte und mittlere Fälle von Depressionen durch Sport und Zuwendung lindern. Der Erfolg dieses Programm ist größer als die durch Gabe von Antidepressiva erzielten Ergebnisse.
Möglichkeiten der Selbsthilfe
Um die Schwere der Depressionen zu reduzieren, werden Betroffenen oft folgende Ratschläge zur Selbsthilfe gegeben. Zu beachten ist, dass dies nur allgemeine Maßnahmen sind um die Depression im Alltag etwas erträglicher zu machen. Sie wirken individuell unterschiedlich und können die Symptome lediglich lindern, bei schwerer Depression aber sicherlich keine Heilung bewirken.
Auch wenn die Depression vielfach massiv den eigenen Tagesablauf bestimmt, sollten Menschen mit Depressionen konsequent daran arbeiten der Störung nicht mehr Raum als unbedingt notwendig zuzugestehen. Selbstmitleid hilft nicht und Freunde werden sich abwenden, wenn die Depression stets das alles beherrschende Thema ist. Es hilft Betroffenen oft, sich anderen mitzuteilen. Wer mit anderen Menschen über seine Depressionen sprechen möchte, sollte dies jedoch in eigenem Interesse eher in einem entsprechenden Online Forum tun. Insgesamt scheint es aber ohnehin fraglich, inwieweit es überhaupt hilfreich ist, sich ständig über die Erkrankung auszutauschen. Wer sich den ganzen Tag nur mit depressiven Menschen und ihren depressiven Geschichten umgibt, wird selbst wohl schwerlich aus der Depression finden.
Wer den Eindruck hat, von der Depression erdrückt zu werden und sich selbst nicht helfen zu können, sollte sich nicht scheuen Hilfe in Anspruch zu nehmen. Im Internet kann z. B. die Stiftung Deutsche Depressionshilfe eine erste Anlaufstelle sein.
Stand: November 2017
[1] http://www.who.int/mental_health/management/depression/en/
[2] https://www.aerzteblatt.de/archiv/193760/Aengste-Depressionen-und-Zwaenge-Placebos-bei-Juengeren-besser-als-Antidepressiva
[3] https://www.cbsnews.com/news/treating-depression-is-there-a-placebo-effect/ (2012)
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In Kombination mit einem mangelndem Selbstwertgefühl kann die Depression z.B. zu selbstverletzendem Verhalten oder in schweren Fällen zum vollständigen Verlust des Lebenswillens und Suizid führen.
Im alltäglichen Sprachgebrauch wird der Begriff depressiv oft für eine bloße Verstimmung verwendet. Eine schwere Depression ist allerdings eine ernste Erkrankung, welche mit einem hohen Leidensdruck einhergeht und von den Betroffenen nicht einfach mit ein bisschen Willenskraft oder Selbstdisziplin gemeistert werden kann.
Häufiger als von vielen angenommen.
Depressive Störungen gehören zu den häufigsten und hinsichtlich ihrer Schwere am meisten unterschätzten Erkrankungen. Laut Weltgesundheitsorganisation sind weltweit 300 Millionen Menschen betroffen und depressive Störungen mittlerweile die weltweit häufigste Form der Lebensbeeinträchtigung. [1] Depressionen sind somit keineswegs ein Problem einzelner psychisch labiler Individuen, sondern vielmehr ein Massenphänomen mit weitreichenden Folgen sowohl für den betroffenen Menschen, als auch der Volkswirtschaft. So ist die Depression in Deutschland mittlerweile z.B. der Hauptgrund für Frühverrentung.
Besorgniserregend ist insbesondere der starke Anstieg erkrankter Personen. Da besonders ältere Menschen von Depressionen betroffen sind, ist der Anstieg teilweise schlicht auf das Bevölkerungswachstum und die durchschnittlich längere Lebenserwartung zurückzuführen. Auch führt eine erhöhte Sensibilität gegenüber psychischen Erkrankungen heute vermutlich zu Diagnosen von früher unerkannten Fällen. Allerdings scheinen psychische Störungen über die genannten Faktoren hinaus heute insgesamt häufiger aufzutreten.
Antidepressiva
In Verbindung mit der insgesamt höheren Zahl diagnostizierter Menschen, hat sich die Zahl der Verschreibungen von Antidepressiva massiv erhöht. Einer OECD-Studie zufolge steigerten sich die verschriebenen Tagesdosen in Deutschland von knapp über 20 je 1000 Einwohner im Jahr 2000 auf 50 Tagesdosen je 1000 Einwohner im Jahr 2011. Diese enorme Steigerung ist insofern problematisch, als das eine Wirksamkeit von Antidepressiva nur bei schweren Formen von Depression überhaupt nachgewiesen werden konnte. Bei jüngeren Patienten hingegen wirken Placebos sogar besser als Antidepressiva. [2] [3]
Aber die Werbebotschaft der Pharmaindustrie verfängt: Der an Depression Leidende braucht Medikamente um das chemische Ungleichgewicht in seinem Gehirn wieder in Ordnung zu bringen. Die Theorie wird dankend angenommen, denn der Patient bekommt eine einfache und logische Erklärung für sein Leid und die Ärzte ein Heilmittel, welches die Symptome meist auch tatsächlich lindert. Es ist jedoch zu befürchten, dass sich insbesondere in Ländern wie den USA oder Deutschland sowohl Arzt als auch Patient in der Hoffnung auf eine schnelle Lösung des Problems nur allzu bereitwillig zu Komplizen einer sehr profitorientierten Pharmaindustrie machen. (Allein die Gesetzlichen Krankenkassen gaben im Jahr 2015 über 750 Millionen Euro nur für Antidepressiva aus.)
In Großbritannien empfiehlt das Institute for Health and Care Excellence bei leichten und mittleren Depressionen hingegen keine Gabe von Antidepressiva mehr. Stattdessen bildet der Staat Coaches aus, die leichte und mittlere Fälle von Depressionen durch Sport und Zuwendung lindern. Der Erfolg dieses Programm ist größer als die durch Gabe von Antidepressiva erzielten Ergebnisse.
Möglichkeiten der Selbsthilfe
Um die Schwere der Depressionen zu reduzieren, werden Betroffenen oft folgende Ratschläge zur Selbsthilfe gegeben. Zu beachten ist, dass dies nur allgemeine Maßnahmen sind um die Depression im Alltag etwas erträglicher zu machen. Sie wirken individuell unterschiedlich und können die Symptome lediglich lindern, bei schwerer Depression aber sicherlich keine Heilung bewirken.
- Einen festen Tagesablauf etablieren und diesen einhalten - auch wenn darin kein Sinn gesehen wird. Feste Zeiten für das Aufstehen, die Einnahme der Mahlzeiten und für sportliche Aktivitäten festlegen und diese als nicht verhandelbar definieren.
- Der feste Tagesablauf sollte nicht zu viele Schlafstunden vorsehen. Depressive Menschen verkriechen sich oft im wahrsten Sinne des Wortes unter der Bettdecke. Zu viel Schlaf verschlimmert allerdings die Depression meist noch zusätzlich.
- Körperpflege nicht vernachlässigen. Die Motivation zur Körperpflege ist während einer schweren Depression oft reduziert. Tatsächlich kann aber z.B. eine ausgiebige Dusche mit Heiß-Kalt-Wechsel durch die Anregung des Kreislaufes durchaus stimmungsaufhellend wirken. (Ideal ist auch eine Mitgliedschaft in einem Fitness-Studio mit Sauna/ Wellness Bereich.)
- Möglichst regelmäßig Sport treiben. Auch leichte Bewegung hilft. Yoga oder Joggen als sportliche Betätigungen die keine Anschaffung von allzu großer Ausrüstung erforderlich werden lassen, sind ideal. Die Bewegung an der frischen Luft ist Innenaktivität vorzuziehen, denn natürliches Sonnenlicht wirkt generell stimmungsaufhellend.
- Stimulierende Aktivitäten suchen. Es ist dabei egal, was dies ist solange es von der Depression ablenkt und ein Gefühl der Freude bereitet. Ideal ist eine Kombination aus ruhiger Stimulierung des Gehirns in Verbindung mit (leichter) sportlicher Betätigung, wie z.B. Spazierengehen oder Gartenarbeit. Auch Naturfotografie ist eine Möglichkeit, kreative mentale Stimulation mit leichter Bewegung an der frischen Luft zu kombinieren.
- Interessen oder Hobbies entwickeln. Ideal sind Hobbies, die im wahrsten Sinne des Wortes greifbare Arbeitsergebnisse hervorbringen. Beispiele sind alle Formen der klassischen Handarbeiten, wie Stricken, Häkeln, Nähen etc.
- Nach Möglichkeit nicht abschotten, sondern unter Menschen gehen, z.B. einem Verein zum neu gefundenen Hobby beitreten.
- Regelmäßiges Treffen mit bestehenden Freunden oder Bekannten. Die Pflege sozialer Kontakte ist für depressive Menschen extrem schwierig, aber soziale Isolation verschlimmert die Depression meist und sollte daher möglichst vermieden werden.
- Auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung achten. Jede Art von Junk Food vermeiden.
- Nicht Rauchen, kein Alkohol trinken oder sonstige Drogen zu sich nehmen. Depressive Menschen erkaufen die kurzfristige Stimmungsaufhellung oft mit einem besonders tiefen Absturz. So verlockend der Drogenkonsum zur kurzfristigen Verdrängung der depressiven Gefühle auch scheint - das sicher folgende Tief macht es nur umso schlimmer.
- Einen Plan mit kleinen, realistischen Schritten aufstellen und sich konsequent daran halten. Nicht auf das scheinbar unerreichbare und zu große Ziel starren, sondern stattdessen kleine Schritte machen und sich bei Erreichen ggf. selbst loben.
- Rückschläge akzeptieren und sich nicht unter Druck setzen wenn gelegentlich vom Plan abgewichen wird. Vereinzelte Rückschläge gehören dazu und sollten nicht überbewertet werden. Wichtig ist, sich wieder auf die gesteckten Ziele und Maßnahmen zu besinnen und erneut zu versuchen diese einzuhalten.
- Die eigene Depression akzeptieren. Keine zu hohen Erwartungen an sich selber stellen. Sich nicht unter Druck setzen (lassen) und sich stattdessen über kleine Schritte und Erfolge freuen.
Auch wenn die Depression vielfach massiv den eigenen Tagesablauf bestimmt, sollten Menschen mit Depressionen konsequent daran arbeiten der Störung nicht mehr Raum als unbedingt notwendig zuzugestehen. Selbstmitleid hilft nicht und Freunde werden sich abwenden, wenn die Depression stets das alles beherrschende Thema ist. Es hilft Betroffenen oft, sich anderen mitzuteilen. Wer mit anderen Menschen über seine Depressionen sprechen möchte, sollte dies jedoch in eigenem Interesse eher in einem entsprechenden Online Forum tun. Insgesamt scheint es aber ohnehin fraglich, inwieweit es überhaupt hilfreich ist, sich ständig über die Erkrankung auszutauschen. Wer sich den ganzen Tag nur mit depressiven Menschen und ihren depressiven Geschichten umgibt, wird selbst wohl schwerlich aus der Depression finden.
Wer den Eindruck hat, von der Depression erdrückt zu werden und sich selbst nicht helfen zu können, sollte sich nicht scheuen Hilfe in Anspruch zu nehmen. Im Internet kann z. B. die Stiftung Deutsche Depressionshilfe eine erste Anlaufstelle sein.
Stand: November 2017
[1] http://www.who.int/mental_health/management/depression/en/
[2] https://www.aerzteblatt.de/archiv/193760/Aengste-Depressionen-und-Zwaenge-Placebos-bei-Juengeren-besser-als-Antidepressiva
[3] https://www.cbsnews.com/news/treating-depression-is-there-a-placebo-effect/ (2012)
Tags: Winter DepressionTest Symptome Hilfe Definition Ursachen Behandlung depressive Episode seelische psychische affektive Störung nationale Epidemie Suizid Achtsamkeit Wach Licht Therapie Schlaf Entzug Hygiene Sport Bewegung Ernährung Antidepressiva Medikation Psychotherapie kognitive Verhaltenstherapie psychotherapeutische medikamentöse Behandlung sexuelle Funktionsstörungen Tom Bschor Berliner Gesellschaft für Psychiatrie Peter Ansari Die Antidepressiva -Lüge Hirnstoffwechsel Botenstoffe Serotonin Noradrenalin Defizit atypische Neuroleptika Aripiprazol Abilify Lamotrigin Lamictal Sertralin Zoloft Stiftung Deutsche Depressionshilfe Depressionsliga Deutsches Bündnis gegen Depression e.V. ICD-10 F32