Nicht nur in den deutschen Medien scheinen Experten von fragwürdiger Kompetenz allgegenwärtig zu sein. Diese angeblichen Fachleute fallen primär dadurch auf, dass ihre „qualifizierten“ Experteneinschätzungen und Prognosen meist falsch sind.
Die Trefferquote der geschätzten Entwicklung des BIP ist weder bei der Gemeinschaftsprognose der führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute noch bei der Schätzung des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung überzeugend. Natürlich können solche Schätzungen aufgrund der vielen Variablen niemals genau sein, aber insgesamt drängt sich der Eindruck auf, dass eine willkürlich gewählte Zahl nicht weiter von der Realität entfernt wäre als die angeblich wissenschaftlich fundierten Prognosen. [1]
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sieht es so: "Die OECD-Prognosen sind eher Projektionen unter der Annahme bestimmter Bedingungen, denn reine Prognosen..." [2]
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sieht es so: "Die OECD-Prognosen sind eher Projektionen unter der Annahme bestimmter Bedingungen, denn reine Prognosen..." [2]
Aussagen über mögliche künftige Ereignisse können von Ökonomen nur mit Hilfe von Modellen getroffen werden. Da sie sich an einer Prognose komplexer Systeme versuchen, in welchen unzählige Faktoren die Bewegung/ Richtung des System beeinflussen können, reicht ggf. ein einziger veränderter Faktor um das Ergebnis der Prognose komplett zu verändern.
Bei diesen sogenannten Wolkensystemen sind keine nachweisbaren funktionalen Abhängigkeiten bekannt. Sie sind vielmehr unregelmäßig und vor allen Dingen: unvorhersehbar. Die Modellrechnungen, die einer Prognose zu Grunde liegen, können die wahre Komplexität der Wirklichkeit daher nicht einmal annähernd beschreiben.
Allerdings basieren die Prognosen oft noch nicht einmal auf belastbaren Fakten, sondern in Ermangelung derer lediglich auf mehr oder minder sinnvollen Annahmen. Die Modellrechnungen sind damit lediglich Zahlenspielereien ohne faktisch belastbare Aussage. Um dennoch glaubhaft zu erscheinen, werden mit Hilfe der Mathematik an sich eher simple Gedankenmodelle zu pseudo-wissenschaftlichen Theorien mit dem Wahrheitsgehalt von Naturgesetzen hochstilisiert.
Das Missverständnis bezüglich der möglichen Genauigkeit von Wirtschaftsprognosen resultiert primaer aus dem Drang vieler Wirtschaftswissenschafter, ihre eigentlich eher geisteswissenschaftliche Disziplin lieber als Naturwissenschaft darzustellen. [3]
Des Weiteren hängen viele Ökonomen einem eher mechanischen Weltbild nach. Sie zwingen die Wirklichkeit in ihre theoretischen Modelle und interpretieren die Wirklichkeit dann so, als seien diese Modelle die Wirklichkeit. Sie sind nicht selten der Auffassung, dass die Wirtschaft wie eine riesige Maschine funktioniere, deren Mechanismus zwar komplex, insgesamt aber berechenbar sei.
Die gesamte Ökonomie und mit ihr die praktische Wirtschaftspolitik ist so in ihre Rechenmodellen verliebt, dass sie sich gar nicht mehr darum bemühen, die Realität zu erkennen. Sie unterstellen vielmehr, dass ihre Modelle die wahre Realität seien.
Diese Einstellung tritt z.B. beim Thema Zuwanderung sehr deutlich zutage. Hier wird von Ökonomen oft der Eindruck erweckt, ein Mensch sei beliebig mobil und könnte bei entsprechender Qualifikation an jedem Ort der Welt eingesetzt werden. Diese mechanische Betrachtung des Menschen als austauschbares Humankapital vernachlässigt alle sozio-kulturellen sowie emotionalen Aspekte und erschliesst sich jedem logisch denkenden Menschen sofort als vollkommen realitätsfern.
Da Fehlprognosen in der Ökonomie insgesamt die Regel und nicht die Ausnahme zu sein scheinen, stellt sich die Frage was eigentlich der Zweck dieser Prognosen ist. An der Veröffentlichung von meist fehlerhaften Prognosen festzuhalten hat nur Sinn, wenn es nicht um Erkenntnisgewinn bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung geht, sondern vielmehr um den Versuch der Steuerung von gewünschtem Verhalten der Bevölkerung. So hört die Bevölkerung in Deutschland zum Beispiel seit Jahren immer wieder, dass sie unbedingt mehr konsumieren müsse um die Binnennachfrage zu stärken.
Da insbesondere die Modelle der Wirtschaftswissenschaft allgemein viel Gestaltungs- und Interpretationsspielraum zulassen, ist es also bei deren Betrachtung stets wichtig zu wissen, aus welchem Blickwinkel der betreffende Experte argumentiert. Zum selben Thema befragt, werden sich die vom neoliberalen Experten der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft präsentierten Argumente wahrscheinlich von den Argumenten eines Experten aus dem linken politischen Spektrum stark unterscheiden.
Anstatt blind auf die Meinung von Experten zu vertrauen, ist es meist sinnvoll sich die Daten und Fakten selbst anzusehen und eigene Rückschlüsse zu ziehen. Viele scheinbar komplexe Sachverhalte lassen sich auf erstaunlich einfache Kernprobleme reduzieren. Ist das Problem auf ein einfaches Ursache-Wirkung Prinzip reduziert, wird die Lösung meistens schnell ersichtlich.
Stand: Januar 2015
[1] Datenquellen: http://de.statista.com/infografik/1623/sachverstaendigen-prognose-versus-wirklichkeit sowie
http://de.statista.com/infografik/1541/bip-prognose-versus-reales-bip
[2] http://www.welt.de/wirtschaft/article124753731/Die-ahnungslosen-Propheten-von-der-OECD.html
[3] "The Superiority of Economists" http://www.maxpo.eu/pub/maxpo_dp/maxpodp14-3.pdf
Tags: Volkswirtschaft Wirtschaftswissenschaft Wirtschaftsforschungsinstitute Herbstgutachten BIP Prognose Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Fünf Weise Wirtschaftsweise Peter Bofinger Hans Werner Sinn
Bei diesen sogenannten Wolkensystemen sind keine nachweisbaren funktionalen Abhängigkeiten bekannt. Sie sind vielmehr unregelmäßig und vor allen Dingen: unvorhersehbar. Die Modellrechnungen, die einer Prognose zu Grunde liegen, können die wahre Komplexität der Wirklichkeit daher nicht einmal annähernd beschreiben.
Allerdings basieren die Prognosen oft noch nicht einmal auf belastbaren Fakten, sondern in Ermangelung derer lediglich auf mehr oder minder sinnvollen Annahmen. Die Modellrechnungen sind damit lediglich Zahlenspielereien ohne faktisch belastbare Aussage. Um dennoch glaubhaft zu erscheinen, werden mit Hilfe der Mathematik an sich eher simple Gedankenmodelle zu pseudo-wissenschaftlichen Theorien mit dem Wahrheitsgehalt von Naturgesetzen hochstilisiert.
Das Missverständnis bezüglich der möglichen Genauigkeit von Wirtschaftsprognosen resultiert primaer aus dem Drang vieler Wirtschaftswissenschafter, ihre eigentlich eher geisteswissenschaftliche Disziplin lieber als Naturwissenschaft darzustellen. [3]
Des Weiteren hängen viele Ökonomen einem eher mechanischen Weltbild nach. Sie zwingen die Wirklichkeit in ihre theoretischen Modelle und interpretieren die Wirklichkeit dann so, als seien diese Modelle die Wirklichkeit. Sie sind nicht selten der Auffassung, dass die Wirtschaft wie eine riesige Maschine funktioniere, deren Mechanismus zwar komplex, insgesamt aber berechenbar sei.
Die gesamte Ökonomie und mit ihr die praktische Wirtschaftspolitik ist so in ihre Rechenmodellen verliebt, dass sie sich gar nicht mehr darum bemühen, die Realität zu erkennen. Sie unterstellen vielmehr, dass ihre Modelle die wahre Realität seien.
Diese Einstellung tritt z.B. beim Thema Zuwanderung sehr deutlich zutage. Hier wird von Ökonomen oft der Eindruck erweckt, ein Mensch sei beliebig mobil und könnte bei entsprechender Qualifikation an jedem Ort der Welt eingesetzt werden. Diese mechanische Betrachtung des Menschen als austauschbares Humankapital vernachlässigt alle sozio-kulturellen sowie emotionalen Aspekte und erschliesst sich jedem logisch denkenden Menschen sofort als vollkommen realitätsfern.
Da Fehlprognosen in der Ökonomie insgesamt die Regel und nicht die Ausnahme zu sein scheinen, stellt sich die Frage was eigentlich der Zweck dieser Prognosen ist. An der Veröffentlichung von meist fehlerhaften Prognosen festzuhalten hat nur Sinn, wenn es nicht um Erkenntnisgewinn bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung geht, sondern vielmehr um den Versuch der Steuerung von gewünschtem Verhalten der Bevölkerung. So hört die Bevölkerung in Deutschland zum Beispiel seit Jahren immer wieder, dass sie unbedingt mehr konsumieren müsse um die Binnennachfrage zu stärken.
Da insbesondere die Modelle der Wirtschaftswissenschaft allgemein viel Gestaltungs- und Interpretationsspielraum zulassen, ist es also bei deren Betrachtung stets wichtig zu wissen, aus welchem Blickwinkel der betreffende Experte argumentiert. Zum selben Thema befragt, werden sich die vom neoliberalen Experten der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft präsentierten Argumente wahrscheinlich von den Argumenten eines Experten aus dem linken politischen Spektrum stark unterscheiden.
Anstatt blind auf die Meinung von Experten zu vertrauen, ist es meist sinnvoll sich die Daten und Fakten selbst anzusehen und eigene Rückschlüsse zu ziehen. Viele scheinbar komplexe Sachverhalte lassen sich auf erstaunlich einfache Kernprobleme reduzieren. Ist das Problem auf ein einfaches Ursache-Wirkung Prinzip reduziert, wird die Lösung meistens schnell ersichtlich.
Stand: Januar 2015
[1] Datenquellen: http://de.statista.com/infografik/1623/sachverstaendigen-prognose-versus-wirklichkeit sowie
http://de.statista.com/infografik/1541/bip-prognose-versus-reales-bip
[2] http://www.welt.de/wirtschaft/article124753731/Die-ahnungslosen-Propheten-von-der-OECD.html
[3] "The Superiority of Economists" http://www.maxpo.eu/pub/maxpo_dp/maxpodp14-3.pdf
Tags: Volkswirtschaft Wirtschaftswissenschaft Wirtschaftsforschungsinstitute Herbstgutachten BIP Prognose Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Fünf Weise Wirtschaftsweise Peter Bofinger Hans Werner Sinn