Bereits im Sommer 2015 brachte die New York Times die Story von Matt McMullen, der seit einiger Zeit daran arbeitet die Sexpuppen seiner Firma RealDoll zu Sexrobotern mit einer gewissen Intelligenz und Empfindungsvermögen weiterzuentwickeln. [1]
Matt McMullen ist dabei natürlich nicht der Einzige, der in diesem Bereich ein Geschäft sieht. Es ist sehr wahrscheinlich, dass mit der Weiterentwicklung der passiven Gummipuppe zu aktiven Sexroboter ein neuer Milliardenmarkt entsteht.
Wie viele Kunden für Maschinensex gewonnen werden können, wird letztlich davon abhängen wie lebensecht das Erlebnis ist. Trotz großer technischer Fortschritte in den letzten 20 Jahren, sind die Anforderungen auch aus heutiger Sicht noch hoch: sensorische Feinheiten wie das Gefühl lebensechter Haut, realistische Bewegungen und insbesondere eine verbale Interaktion die jeden durchschnittlich intelligenten Menschen nicht sofort mit den Augen rollen lässt. [2]
Die heutigen Sexroboter können zwar mittlerweile mit ihrem Besitzer ein wenig interagieren, aber von intelligenten Androiden ist die Entwicklung noch weit entfernt. Was vom oberflächlichen Betrachter als Intelligenz wahrgenommen wird, ist lediglich eine geschickte Kombination aus informationstechnischen Taschenspielertricks und weitgehend hard-gecodetem Verhalten. Noch haben die Roboter z.B. erhebliche Probleme veränderten Kontext zu erfassen oder wirklich selbstständig zu lernen.
Das maschinelle Lernen von künstlichen Individuen steht noch ganz am Anfang und der Schritt zu eigenständigem Denken würde zudem noch Intentionalität voraussetzen. Heutige Roboter operieren aber nur innerhalb eines Systems von programmierten Anweisungen: sie wollen und verstehen Nichts von dem, was sie tun. Tatsache ist aber, dass sich die Technik in den nächsten Jahren schnell weiterentwickeln wird.
Einige gesellschaftliche Fragen im Zusammenhang mit Sexrobotern müssen daher bald geklärt werden. Denn die entscheidende Frage ist nicht, ob Menschen mit Robotern Sex haben werden, sondern ab wann und in welchem Umfang dies geschehen wird. Wird es für die meisten Menschen nur eine Spielart ihrer Sexualität sein oder wird es zwischenmenschliche Beziehungen großflächig verdrängen?
Der Umfang bestimmt letztlich auch die gesellschaftlichen Folgen. Wenn Sex mit Maschinen nur als Fetisch praktiziert oder als gelegentlicher Ersatz für nicht verfügbaren Sex mit Menschen genutzt wird, werden die gesellschaftlichen Folgen sehr begrenzt sein. Wenn Androide aber irgendwann zum Partnerersatz auf allen Ebenen avancieren, hätte dies massive Auswirkungen auf ethische und letztlich rechtliche Grundsätze für Mensch und Maschine und gesellschaftliche Strukturen insgesamt.
Feminismus - Sexroboter als Teil der Rape Culture
Sowohl Sexroboter als auch klassisches Sexspielzeug sind von Menschen entwickelte Objekte zur sexuellen Bedürfnisbefriedigung. Allerdings sehen Feministinnen zwischen diesen nicht nur einen graduellen, sondern einen grundsätzlichen Unterschied. Während ein Vibrator eindeutig als ein Objekt identifiziert werden kann, wird diese Zuordnung bei zukünftigen Sexrobotern zunehmend unklarer werden. Durch die immer stärkere physische Ähnlichkeit zu menschlichen Sexpartnern und die Fähigkeiten der Sexroboter zu Simulation von Kommunikation wird der Umgang mit ihnen immer mehr zwischenmenschlicher Interaktion ähneln. Einige Feministinnen befürchten in diesem Zusammenhang, dass der alltägliche Umgang mit menschenähnlichen Objekten letztendlich zu einer Objektifizierung von anderen Menschen führt und Männer in Zukunft verstärkt Frauen wie Sexobjekte behandeln werden.
Entsprechend betrachtet z.B. Dr. Kathleen Richardson insbesondere Sexroboter (und Prostitution allgemein) als Teil der ihrer Meinung nach offensichtlich bestehenden Rape Culture und fordert folgerichtig ein generelles Verbot. [3]
Ein Verbot von Sexrobotern dürfte allerdings ebenso wenig Erfolg haben wie das in einigen Ländern bereits existierende generelle Verbot von Prostitution. Denn die Realität ist: Wenn die Nachfrage vorhanden ist, wird sie befriedigt werden.
Lange verdrängte gesellschaftliche Probleme werden deutlich
Sowohl Sexpuppen als auch die Charaktere in Sexspielen in der virtuellen Realität scheinen immer jünger zu werden. So kann Roxxxy auch als optisch jüngere Version Young Yoko bestellt werden. Die Tatsache, dass Kinderproportionen nachempfundene Sexpuppen sehr beliebt sind, kann als nüchterner Beleg universeller Schönheitsideale gewertet werden - oder aber als Hinweis darauf, dass Pädophilie eben keine seltene Störung der Sexualpräferenz, sondern tatsächlich eine weit verbreitete sexuelle Orientierung ist.
Die Hoffnung, dass pädophil veranlagte Menschen in Zukunft mit Sexrobotern ihren Neigungen nachgehen können, ohne anderen Menschen Schaden zuzufügen, ist problematisch. Der Sexroboter als Ventil für die ansonsten nicht auslebbaren sexuellen Wünsche scheint zunächst plausibel. Allerdings könnte es auch sein, dass die Nutzung derartiger Ersatzobjekte die pädophile Tendenz durch permanentes Einüben des gesellschaftlich unerwünschten Verhaltens noch verstärkt. Ähnlich wie sehr häufiger Konsum von Pornographie die Reizschwelle zu erhöhen scheint, müssten auch die Reize für Pädophile stetig stärker werden, um Befriedigung zu erlangen. Dies würde bedeuten, dass Sexroboter mit kindlichen Proportionen pädosexuelles Verhalten nicht reduzieren, sondern tatsächlich zusätzlich inspirieren würden.
Aktuell ist das Thema Sex mit Robotern für viele Menschen schwer zu fassen und lädt zu vorschnellen psychologischen Interpretationen ein, da dieser nach heutigen Maßstäben analog zu Sex mit Gummipuppen in der Kategorie sexuelle Perversion eingeordnet wird. Wenn Sex mit Androiden irgendwann tatsächlich Alltag ist, wird es aber nur noch eine Sexvariante unter vielen sein.
Gesellschaftliche Diskussion muss dringend stattfinden
Der Sex mit Robotern wird Realität werden - unabhängig von der heutigen moralischen Bewertung oder ob es aus heutiger Sicht gewollt ist. Aktuell ist aber absehbar, dass die gesellschaftliche Diskussion rund um den Gebrauch von Sexrobotern nach dem üblichen Muster verlaufen wird: Zunächst wird die Interaktion zwischen Mensch und Technik pathologisiert, später akzeptiert und schließlich gibt es einen vielfältigen Markt.
Es wäre gut, wenn die Diskussion bald auf eine sachliche Ebene gebracht würde, denn aufgrund des schnellen technologischen Fortschritts wird die Menschheit nicht viel Zeit haben fundamentale Fragen zu klären. Es ist keine Frage ob, sondern schlicht wann es gesellschaftsfähig sein wird, einen maschinellen Lebenspartner zu einem geselligen Ereignis auszuführen. Wenn es soweit ist, sollten alle rechtlichen und ethischen Fragen tunlichst geklärt sein.
Stand: September 2017
[1] https://www.nytimes.com/2015/06/12/technology/robotica-sex-robot-realdoll.html
[2] https://www.youtube.com/watch?v=5pKczGG19uo
[3] In ihrer Ausarbeitung mit dem Titel The Asymmetrical ‘Relationship’: Parallels Between Prostitution and the Development of Sex Robots vertritt Dr. Kathleen Richardson die These, dass Prostitution keine normale Aktivität ist, da sie darauf beruht, Menschen wie Dinge behandeln zu können. https://campaignagainstsexrobots.org/the-asymmetrical-relationship-parallels-between-prostitution-and-the-development-of-sex-robots/
Tags: Artificial intelligence Künstliche Intelligenz Sex Roboter Bots Silikon Puppe Silicon Wives Sanhui YL JM JY WM Dolls Real Warm Doll Harmony Realbotix MattMcMullen Denise JST Erato Dr. Hiroshi Ishiguro Android Erica Dr. Dylan Glas Douglas Hines Roxxxy TrueCompanion Love and Sex with Robots David LevyAnthropomorphismus Sexual Assistenz Begleitung Prostitution Dr. Kathleen Richardson Rape Culture Vergewaltigung Feminismus Objektifizierung Pornografie Pornhub FreeUSe Moral Maschinen Ethik Recht Foundation for Responsible Robotics uncanny valley Ian Pearson The Future Of Sex Digi Sexualitaet Leben und Lieben mit Robotern Tanja Kubes I-Methodology Anthropomorphismus Genderskripte Queerbots
Matt McMullen ist dabei natürlich nicht der Einzige, der in diesem Bereich ein Geschäft sieht. Es ist sehr wahrscheinlich, dass mit der Weiterentwicklung der passiven Gummipuppe zu aktiven Sexroboter ein neuer Milliardenmarkt entsteht.
Wie viele Kunden für Maschinensex gewonnen werden können, wird letztlich davon abhängen wie lebensecht das Erlebnis ist. Trotz großer technischer Fortschritte in den letzten 20 Jahren, sind die Anforderungen auch aus heutiger Sicht noch hoch: sensorische Feinheiten wie das Gefühl lebensechter Haut, realistische Bewegungen und insbesondere eine verbale Interaktion die jeden durchschnittlich intelligenten Menschen nicht sofort mit den Augen rollen lässt. [2]
Die heutigen Sexroboter können zwar mittlerweile mit ihrem Besitzer ein wenig interagieren, aber von intelligenten Androiden ist die Entwicklung noch weit entfernt. Was vom oberflächlichen Betrachter als Intelligenz wahrgenommen wird, ist lediglich eine geschickte Kombination aus informationstechnischen Taschenspielertricks und weitgehend hard-gecodetem Verhalten. Noch haben die Roboter z.B. erhebliche Probleme veränderten Kontext zu erfassen oder wirklich selbstständig zu lernen.
Das maschinelle Lernen von künstlichen Individuen steht noch ganz am Anfang und der Schritt zu eigenständigem Denken würde zudem noch Intentionalität voraussetzen. Heutige Roboter operieren aber nur innerhalb eines Systems von programmierten Anweisungen: sie wollen und verstehen Nichts von dem, was sie tun. Tatsache ist aber, dass sich die Technik in den nächsten Jahren schnell weiterentwickeln wird.
Einige gesellschaftliche Fragen im Zusammenhang mit Sexrobotern müssen daher bald geklärt werden. Denn die entscheidende Frage ist nicht, ob Menschen mit Robotern Sex haben werden, sondern ab wann und in welchem Umfang dies geschehen wird. Wird es für die meisten Menschen nur eine Spielart ihrer Sexualität sein oder wird es zwischenmenschliche Beziehungen großflächig verdrängen?
Der Umfang bestimmt letztlich auch die gesellschaftlichen Folgen. Wenn Sex mit Maschinen nur als Fetisch praktiziert oder als gelegentlicher Ersatz für nicht verfügbaren Sex mit Menschen genutzt wird, werden die gesellschaftlichen Folgen sehr begrenzt sein. Wenn Androide aber irgendwann zum Partnerersatz auf allen Ebenen avancieren, hätte dies massive Auswirkungen auf ethische und letztlich rechtliche Grundsätze für Mensch und Maschine und gesellschaftliche Strukturen insgesamt.
Feminismus - Sexroboter als Teil der Rape Culture
Sowohl Sexroboter als auch klassisches Sexspielzeug sind von Menschen entwickelte Objekte zur sexuellen Bedürfnisbefriedigung. Allerdings sehen Feministinnen zwischen diesen nicht nur einen graduellen, sondern einen grundsätzlichen Unterschied. Während ein Vibrator eindeutig als ein Objekt identifiziert werden kann, wird diese Zuordnung bei zukünftigen Sexrobotern zunehmend unklarer werden. Durch die immer stärkere physische Ähnlichkeit zu menschlichen Sexpartnern und die Fähigkeiten der Sexroboter zu Simulation von Kommunikation wird der Umgang mit ihnen immer mehr zwischenmenschlicher Interaktion ähneln. Einige Feministinnen befürchten in diesem Zusammenhang, dass der alltägliche Umgang mit menschenähnlichen Objekten letztendlich zu einer Objektifizierung von anderen Menschen führt und Männer in Zukunft verstärkt Frauen wie Sexobjekte behandeln werden.
Entsprechend betrachtet z.B. Dr. Kathleen Richardson insbesondere Sexroboter (und Prostitution allgemein) als Teil der ihrer Meinung nach offensichtlich bestehenden Rape Culture und fordert folgerichtig ein generelles Verbot. [3]
Ein Verbot von Sexrobotern dürfte allerdings ebenso wenig Erfolg haben wie das in einigen Ländern bereits existierende generelle Verbot von Prostitution. Denn die Realität ist: Wenn die Nachfrage vorhanden ist, wird sie befriedigt werden.
Lange verdrängte gesellschaftliche Probleme werden deutlich
Sowohl Sexpuppen als auch die Charaktere in Sexspielen in der virtuellen Realität scheinen immer jünger zu werden. So kann Roxxxy auch als optisch jüngere Version Young Yoko bestellt werden. Die Tatsache, dass Kinderproportionen nachempfundene Sexpuppen sehr beliebt sind, kann als nüchterner Beleg universeller Schönheitsideale gewertet werden - oder aber als Hinweis darauf, dass Pädophilie eben keine seltene Störung der Sexualpräferenz, sondern tatsächlich eine weit verbreitete sexuelle Orientierung ist.
Die Hoffnung, dass pädophil veranlagte Menschen in Zukunft mit Sexrobotern ihren Neigungen nachgehen können, ohne anderen Menschen Schaden zuzufügen, ist problematisch. Der Sexroboter als Ventil für die ansonsten nicht auslebbaren sexuellen Wünsche scheint zunächst plausibel. Allerdings könnte es auch sein, dass die Nutzung derartiger Ersatzobjekte die pädophile Tendenz durch permanentes Einüben des gesellschaftlich unerwünschten Verhaltens noch verstärkt. Ähnlich wie sehr häufiger Konsum von Pornographie die Reizschwelle zu erhöhen scheint, müssten auch die Reize für Pädophile stetig stärker werden, um Befriedigung zu erlangen. Dies würde bedeuten, dass Sexroboter mit kindlichen Proportionen pädosexuelles Verhalten nicht reduzieren, sondern tatsächlich zusätzlich inspirieren würden.
Aktuell ist das Thema Sex mit Robotern für viele Menschen schwer zu fassen und lädt zu vorschnellen psychologischen Interpretationen ein, da dieser nach heutigen Maßstäben analog zu Sex mit Gummipuppen in der Kategorie sexuelle Perversion eingeordnet wird. Wenn Sex mit Androiden irgendwann tatsächlich Alltag ist, wird es aber nur noch eine Sexvariante unter vielen sein.
Gesellschaftliche Diskussion muss dringend stattfinden
Der Sex mit Robotern wird Realität werden - unabhängig von der heutigen moralischen Bewertung oder ob es aus heutiger Sicht gewollt ist. Aktuell ist aber absehbar, dass die gesellschaftliche Diskussion rund um den Gebrauch von Sexrobotern nach dem üblichen Muster verlaufen wird: Zunächst wird die Interaktion zwischen Mensch und Technik pathologisiert, später akzeptiert und schließlich gibt es einen vielfältigen Markt.
Es wäre gut, wenn die Diskussion bald auf eine sachliche Ebene gebracht würde, denn aufgrund des schnellen technologischen Fortschritts wird die Menschheit nicht viel Zeit haben fundamentale Fragen zu klären. Es ist keine Frage ob, sondern schlicht wann es gesellschaftsfähig sein wird, einen maschinellen Lebenspartner zu einem geselligen Ereignis auszuführen. Wenn es soweit ist, sollten alle rechtlichen und ethischen Fragen tunlichst geklärt sein.
Stand: September 2017
[1] https://www.nytimes.com/2015/06/12/technology/robotica-sex-robot-realdoll.html
[2] https://www.youtube.com/watch?v=5pKczGG19uo
[3] In ihrer Ausarbeitung mit dem Titel The Asymmetrical ‘Relationship’: Parallels Between Prostitution and the Development of Sex Robots vertritt Dr. Kathleen Richardson die These, dass Prostitution keine normale Aktivität ist, da sie darauf beruht, Menschen wie Dinge behandeln zu können. https://campaignagainstsexrobots.org/the-asymmetrical-relationship-parallels-between-prostitution-and-the-development-of-sex-robots/
Tags: Artificial intelligence Künstliche Intelligenz Sex Roboter Bots Silikon Puppe Silicon Wives Sanhui YL JM JY WM Dolls Real Warm Doll Harmony Realbotix MattMcMullen Denise JST Erato Dr. Hiroshi Ishiguro Android Erica Dr. Dylan Glas Douglas Hines Roxxxy TrueCompanion Love and Sex with Robots David LevyAnthropomorphismus Sexual Assistenz Begleitung Prostitution Dr. Kathleen Richardson Rape Culture Vergewaltigung Feminismus Objektifizierung Pornografie Pornhub FreeUSe Moral Maschinen Ethik Recht Foundation for Responsible Robotics uncanny valley Ian Pearson The Future Of Sex Digi Sexualitaet Leben und Lieben mit Robotern Tanja Kubes I-Methodology Anthropomorphismus Genderskripte Queerbots