Übergewicht

Ein Mensch mit einem hohen Körpergewicht in Relation zur Körperlänge, also einem Body-Mass-Index (BMI) von über 25 kg/m², wird als übergewichtig bezeichnet.

Faktoren, die (angeblich) zu einer Gewichtszunahme führen können:

Schlafmangel verändert den Energiehaushalt/ Hormonspiegel. Die gestörte Regulation von Fett und Zucker kann zu einem gesteigerten Hungergefühl führen. Dies führt zu einer in der Summe höheren Kalorienaufnahme. [1]
Darmbakterien (Firmicutes-Bakterien) kommen im Darm von dicken Menschen in größerer Anzahl vor und helfen schwer verdaubare Kohlenhydrate zu verarbeiten. Die Verwertung der Nahrung wird optimiert und es ist eine geringere Kalorienzufuhr zur Deckung des Energiebedarfes erforderlich. [2]
Nebenwirkungen von Medikamenten sind unter anderen negative Auswirkungen auf den Energiestoffwechsel und die Fettverbrennung, z.B. durch Betablocker gegen Bluthochdruck. Außerdem können manche Antidepressiva, Migränemittel sowie Kortisonpräparate zu einem gesteigerten Appetit führen.
Antibiotika- Gaben im ersten Halbjahr des Lebens führen anscheinend zu Übergewicht im Alter von drei Jahren. [3]
Wechseljahre - Das Gen Nscl-2 steuert in Wechselwirkung mit anderen Nervenzellen unter anderem die Aktivität des Stoffwechsels. Die angeregten Nervenzellen geben dem Gehirn z.B. Auskunft über verfügbare Fettreserven und haben damit Einfluss auf das Hungergefühl. Während des Alterungsprozesses fällt dieses Gen anscheinend weg oder es wird nicht mehr aktiviert. Dadurch haben Frauen nach den Wechseljahren vermutlich kein ausreichendes Gespür mehr für angemessene Portionsgrößen. Dieser Prozess der hormonellen Veränderungen mit zunehmendem Alter findet auch bei Männern statt. [4]
Hormonstörungen, z.B. durch eine Fehlfunktion der Schilddrüse. Diese kann bei einer Unterfunktion nicht genug Hormone produzieren und Stoffwechsel verlangsamt sich.
Genetische Veranlagung führt z.B. zu einer verminderten Ausschüttung des Hormons Leptin, welches eine wichtige Rolle bei der Regulation des Hungergefühls spielt. [5]
Substanzen mit hormonartiger Wirkung wie Bisphenol A (BPA) werden unbeabsichtigt mit der Nahrung aufgenommen. Es wird vermutet, dass BPA bereits in kleinen Dosen die Gewichtszunahme fördert. [6]
Das soziale Umfeld entscheidet, welches Gewicht akzeptabel erscheint. Sind alle in der Familie, sowie viele Freunde, etc. dick, ist das eigene Übergewicht normal und eine weitere Gewichtszunahme wird nicht als problematisch empfunden. Des Weiteren werden in einem solchen Freundeskreis sportliche Aktivitäten eher gemieden. [7]
Das Gewicht der Mutter während der Schwangerschaft scheint einen direkten Einfluss auf das spätere Gewicht der Kinder zu haben. [8]
Entwicklungsphase - Die Ernährung in den kritischen Jahre schafft eine entsprechende Disposition für Rest des Lebens. [9]
Gestörtes Essverhalten aufgrund von psychischen Problemen, welche sich z.B. in Essen aus Frust oder Langeweile bis hin zu unkontrollierten und wiederkehrenden Essattacken/ Binge Eating äußern, führen ggf. zu erhöhter Nahrungsaufnahme. [10]
Falsche Art der Nahrungsaufnahme - Zu schnelles Essen führt zu einer höheren Kalorienaufnahme, da das Sättigungsgefühl erst zeitverzögert einsetzt und beim raschen Verzehr von großen Portionen die Nahrungszufuhr über den Punkt der Sättigung hinaus erfolgt.
Falsche Mengenverteilung - Die reine Verteilung der Nahrungsmenge über den Tag hat keinen Einfluss auf das Körpergewicht. (Für Menschen, die einen stark schwankenden Blutzuckerspiegel haben, mag es jedoch ratsam sein, mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich zu nehmen um damit den Zuckerspiegel konstant zu halten.)
Essen zum falschen Zeitpunkt - Das Verdauungssystem ist nachts mitunter aktiver als am Tag und die Annahme, dass die Nahrungsaufnahme am Abend dick macht, daher schlicht falsch. Im Gegenteil: Die ständigen Hungerperioden über Nacht können den Stoffwechsel durcheinander bringen und letztendlich eine Gewichtzunahme begünstigen.
Falsche Zusammensetzung der Nahrung: zu viel Zucker. Es gibt Hinweise, dass ein Zusammenhang zwischen dem Konsum von Fruchtzucker (Fructose) und Übergewicht besteht, welcher nicht auf einer vermehrten Kalorienaufnahme, sondern auf einer Beeinflussung des Fett- und Kohlenhydratstoffwechsels beruht. Zu viel Fructose scheint die Fettsäuresynthese zu stimulieren und die Einlagerung von Fetten aus der Nahrung zu steigern. [11]
Falsche Zusammensetzung der Nahrung: Süßstoff. Susan Swithers (Purdue University, West Lafayette, IN) kommt in einer wissenschaftlichen Auswertung zu dem Schluss, dass regelmäßiger Konsum von süßstoffhaltigen Getränken indirekt durchaus für Übergewicht verantwortlich sein kann. [12]
Falsche Zusammensetzung der Nahrung - je nach Ideologie: zu viel/ falsches Fett oder zu viele/ falsche Kohlenhydrate.
Falsche Zusammensetzung der Nahrung: zu salzig. Bei Kindern besteht ein Zusammenhang zwischen hoher Salzaufnahme durch das Essen und dem Konsum von zuckerhaltigen Getränken, welche eine Gewichtszunahme begünstigen. [13]
Sport hat auf das Körpergewicht weniger Einfluss als gemeinhin angenommen. Für die Gewichtsreduktion ist primär die Ernährung entscheidend. Gute Ausdauer/ Fitness lässt sich hingegen nur mittels Training erreichen. [14]
Überernährung beschreibt ganz allgemein die Aufnahme von insgesamt zu viel Nahrung.

Letztendlich ist der Grund für Übergewicht immer eine zu hohe Kalorienzufuhr in Relation zum Energiebedarf. Wobei letzterer keine absolute Größe ist, sondern durch viele individuelle Faktoren beeinflusst wird und somit individuell stark variiert. So kann es durchaus sein, dass Person A bei 2000 Kalorien am Tag bereits mehr aufnimmt als benötigt, während Person B mit der Aufnahme von täglich 3000 Kalorien lediglich den tatsächlichen Bedarf deckt.

Die Schauspieler Matthew McConaughey und Tom Hanks verdeutlichen mit dem massivem Gewichtsverlust als Vorbereitung für die Rollen in "The Dallas Buyer's Club" und „Cast Away – Verschollen“ wie radikal das individuelle Körpergewicht durch entsprechende Ernährung tatsächlich beeinflusst werden kann.

Stand: September 2014

[1] http://www.newscientist.com/article/mg19025535.600-sleep-your-way-to-a-slimmer-body.html
http://www.nature.com/nm/journal/v18/n12/full/nm.2979.html
[2] http://www.welt.de/regionales/hamburg/article109352298/Welche-Rolle-Darmbakterien-bei-Uebergewicht-spielen.html
[3] http://www.nature.com/ijo/journal/v37/n1/abs/ijo2012132a.html und http://archpedi.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=1909801
[4] http://www.jneurosci.org/content/33/25/10459
[5] http://www.rundschau-online.de/gesundheit/forschung-uebergewicht-genetisch-bedingt,15185564,16272838.html und
http://www.faz.net/aktuell/wissen/mensch-gene/adipositas-vom-gen-zum-gewicht-1330168.html
[6] http://www.environmentalhealthnews.org/ehs/newscience/2011/12/2011-1227-bpa-adult-obesity-insulin-resistance/ und
http://www.welt.de/gesundheit/article113127993/Chemie-foerdert-Adipositas-noch-Generationen-spaeter.html
[7] http://www.sciencedaily.com/releases/2011/05/110505160953.htm und
http://www.sueddeutsche.de/leben/uebergewicht-in-den-usa-fett-und-stolz-darauf-1.18189-3
[8] http://www.news.de/gesundheit/855034250/schwangere-koennen-fettleibigkeit-weitervererben/1/und
[9] http://www.pnas.org/content/early/2013/07/31/1301817110
[10] http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0029125
[11] http://www.dife.de/de/presse/pressemitteilungen/29_07_2005.php
[12] http://download.cell.com/images/edimages/Trends/EndoMetabolism/tem_888.pdf (ca. 350 KB)
[13] http://pediatrics.aappublications.org/content/early/2012/12/05/peds.2012-1628.full.pdf+html
[14] http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/sport-zum-abnehmen-viel-hilft-nicht-unbedingt-viel-1.1342235

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