In Deutschland gibt es keine
gesetzlich festgelegte Definition für ein regionales Lebensmittel. Nach allgemeinem
Verständnis sollten jedoch die Rohstoffe aus der angegebenen Region stammen und
das Produkt gänzlich dort verarbeitet worden sein.
Als regional vermarktete Produkte erwecken beim Verbraucher den Eindruck authentisch zu sein, weil sie vermeintlich frisch in der Saison im reifen Zustand geerntet werden, kurze Transportwege zum Handel -und damit auch zum Endverbraucher haben- und somit eine Möglichkeit darstellen, klimaschonend einzukaufen.
Bereits im Jahr 2008 gaben im Rahmen einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens Dialego knapp zwei Drittel der Verbraucher an, gezielt regionale Produkte zu kaufen. Als wichtigsten Grund geben die Befragten an, regionale Betriebe unterstützen zu wollen, für 68% ist die Frische der Waren das Hauptargument und mehr als die Hälfte der Befragten möchte durch kürzere Transportwege die Umwelt entlasten. [1]
Die Lebensmittelhersteller und der Einzelhandel nutzen die verkaufsfördernde Wirkung des Eindrucks der Regionalität und bewerben viele Lebensmittel entsprechend mit einem regionalen Bezug. Die Regionalität wird dabei meist mit unverbindlichen Bezeichnungen "aus der Region", sowie abstrakten Begriffen wie "Nähe" und "Heimat" hergestellt, ohne dass dabei ein konkretes geografisches Gebiet ausgewiesen wird. Mittlerweile findet der Verbraucher in deutschen Supermärkten eine Vielzahl von Labels bei denen meist vollkommen unklar ist, was diese konkret bedeuten.
Bedeutung einiger im deutschen Einzelhandel verwendeten Bezeichnung „regionaler“ Lebensmittel:
Edeka: „Bestes aus unserer Region.“ Oder „Unsere-Heimat“ - Bundesland, weitere Bundesländer
Lidl: "Ein gutes Stück Heimat" - Deutschlandweit
Real: "Gutes aus der Heimat" - Lokal, das jeweilige Bundesland oder aber auch ganz Deutschland.
Rewe: "Regional" bedeutet deutschlandweit (!) - wohingegen "Landmarkt" tatsächlich lokale Anbieter meint. [2]
Die Verwirrung ist von Seiten des Handels durchaus gewollt. Die Supermärkte nutzen bewusst die Unwissenheit des durchschnittlichen Verbrauchers aus um sich mit unverbindlichen Bezeichnungen wie „Regional“ den Anschein von Nachhaltigkeit zu geben und sich somit von den Discountern abzuheben, welche tendenziell nur im ganzen Bundesgebiet verfügbare Waren im Sortiment haben.
Natürlich können Verbraucher regionale Lebensmittel auch auf dem Wochenmarkt, in Bauernläden, per Abo-Gemüse-Kiste oder direkt auf dem Hof vom Erzeuger kaufen. Allerdings ist dies ebenfalls nicht unproblematisch. Da auf Wochenmärkten, in Hofläden oder in den Gemüsekisten eben nicht nur selbst angebaute Lebensmittel, sondern (zwecks eines vollständigen Sortiments) auch vom Großmarkt zugekaufte Produkte angeboten werden dürfen, sind unter Umständen eben nicht alle Produkte wirklich aus der Region. [3] [4]
Eine kleine Auswahl der in Deutschland benutzten Label mit regionalem Bezug:
Für den Verbraucher ist die Situation schwierig. Es liegt in der Natur der Sache, dass wirklich regionale Produkte ausschließlich vor Ort vermarktet werden und somit keine bundesweit einheitlichen Standards und allgemeingültigen Labels existieren. Interessierten Verbrauchern bleibt nichts anderes übrig, als sich mit den spezifischen Labels sowie den Vertriebswegen und Handelspartnern in ihrer Region vertraut machen.
Stand: August 2014
[1] http://dialego-foundation.de/fileadmin/dialego/Presse-Mitteilungen_English/Pressemitteilungen_Deutsch/081128_Final_PI_regionale_produkte_.pdf
[2] http://www.lwk-rlp.de/beratung/einkommensalternativen-regionalvermarktung/direktvermarktung/landmarkt
[3] http://www.landservice.de/pls/agronet/start_bereich?land=D&ap=5&bernr=106
[4] http://www.einkaufen-auf-dem-bauernhof.com
[5] http://www.q-regio.de
[6] http://www.regionalfenster.de/kriterien.html
[7] Ausführliche Dokumentation der Richtlinien: http://www.unserland.info/lebensmittel/richtlinien-und-kontrollen
Tags: Supermarkt Kennzeichnung Pflicht Ampel Produkt Information Gütesiegel Konsument Verbraucher Schutz Täuschung Lebensmittel Industrie Verordnung Erzeugercode Vorschriften Etikettierung EU Europa Produkt Richtlinie regionale Spezialitäten Herkunftszeichen der Bundesländer Logo Regionalfenster Bio Siegel Öko Alnatura Demeter Fairtrade Saisonalität Regionalität Nachhaltigkeit Fleisch Produktion Massentierhaltung Vegetarier
Als regional vermarktete Produkte erwecken beim Verbraucher den Eindruck authentisch zu sein, weil sie vermeintlich frisch in der Saison im reifen Zustand geerntet werden, kurze Transportwege zum Handel -und damit auch zum Endverbraucher haben- und somit eine Möglichkeit darstellen, klimaschonend einzukaufen.
Bereits im Jahr 2008 gaben im Rahmen einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens Dialego knapp zwei Drittel der Verbraucher an, gezielt regionale Produkte zu kaufen. Als wichtigsten Grund geben die Befragten an, regionale Betriebe unterstützen zu wollen, für 68% ist die Frische der Waren das Hauptargument und mehr als die Hälfte der Befragten möchte durch kürzere Transportwege die Umwelt entlasten. [1]
Die Lebensmittelhersteller und der Einzelhandel nutzen die verkaufsfördernde Wirkung des Eindrucks der Regionalität und bewerben viele Lebensmittel entsprechend mit einem regionalen Bezug. Die Regionalität wird dabei meist mit unverbindlichen Bezeichnungen "aus der Region", sowie abstrakten Begriffen wie "Nähe" und "Heimat" hergestellt, ohne dass dabei ein konkretes geografisches Gebiet ausgewiesen wird. Mittlerweile findet der Verbraucher in deutschen Supermärkten eine Vielzahl von Labels bei denen meist vollkommen unklar ist, was diese konkret bedeuten.
Bedeutung einiger im deutschen Einzelhandel verwendeten Bezeichnung „regionaler“ Lebensmittel:
Edeka: „Bestes aus unserer Region.“ Oder „Unsere-Heimat“ - Bundesland, weitere Bundesländer
Lidl: "Ein gutes Stück Heimat" - Deutschlandweit
Real: "Gutes aus der Heimat" - Lokal, das jeweilige Bundesland oder aber auch ganz Deutschland.
Rewe: "Regional" bedeutet deutschlandweit (!) - wohingegen "Landmarkt" tatsächlich lokale Anbieter meint. [2]
Die Verwirrung ist von Seiten des Handels durchaus gewollt. Die Supermärkte nutzen bewusst die Unwissenheit des durchschnittlichen Verbrauchers aus um sich mit unverbindlichen Bezeichnungen wie „Regional“ den Anschein von Nachhaltigkeit zu geben und sich somit von den Discountern abzuheben, welche tendenziell nur im ganzen Bundesgebiet verfügbare Waren im Sortiment haben.
Natürlich können Verbraucher regionale Lebensmittel auch auf dem Wochenmarkt, in Bauernläden, per Abo-Gemüse-Kiste oder direkt auf dem Hof vom Erzeuger kaufen. Allerdings ist dies ebenfalls nicht unproblematisch. Da auf Wochenmärkten, in Hofläden oder in den Gemüsekisten eben nicht nur selbst angebaute Lebensmittel, sondern (zwecks eines vollständigen Sortiments) auch vom Großmarkt zugekaufte Produkte angeboten werden dürfen, sind unter Umständen eben nicht alle Produkte wirklich aus der Region. [3] [4]
Eine kleine Auswahl der in Deutschland benutzten Label mit regionalem Bezug:
- Einkaufen auf dem Bauernhof – Dieses bundesweite Erkennungszeichen wird an landwirtschaftliche Betriebe vergeben, deren Produkte vollständig oder überwiegend aus eigener Erzeugung stammen. [4]
- Qualitätszeichen der Bundesländer - Bei den regionalen Herkunftszeichen der Bundesländer sind die Kriterien für die Zeichen abhängig vom jeweiligen Bundesland. Um z.B. das Gütezeichen "Geprüfte Qualität-Thüringen" zu erhalten, müssen unverarbeitete Lebensmittel gänzlich aus Thüringen stammen, bei verarbeiteten Lebensmitteln reicht dagegen ein Anteil von etwas über 50% aus.
- Q-Regio-Hofläden - In der Region Uckermark in Brandenburg aktiver Verbund von Hofläden mit einheitlichem Auftritt. Welchen Qualitätsstandards die Läden entsprechen müssen, bleibt unklar. Es handelt sich wohl eher um einen Marketing-Verbund. [5]
-
Regionalfenster - Seit dem Jahr 2014 werden in Deutschland Produkte mit dem
Regionalfenster bundesweit vermarktet. Es bezieht sich dabei ausdrücklich nur
auf die Herkunft der eingesetzten landwirtschaftlichen Zutaten, dem Ort der
Verarbeitung und optional zu den Vorstufen der Landwirtschaft, trifft aber
keine Aussagen zur Art der Erzeugung (z.B. fair, nachhaltig, ökologisch, ohne
Gentechnik, tiergerecht, etc.). Die deklarierte Region muss kleiner als Deutschland sein und durch die
Angabe eines Landkreises, eines Bundeslandes, ein klar umrissenen Region wie z.
B. die Eifel oder durch einen Kilometer-Radius näher definiert werden. So darf
ein mit dem Regionalfenster beworbener Sack Kartoffeln nur Kartoffeln ausschließlich
aus der entsprechenden Region enthalten. Bei zusammengesetzten Lebensmitteln müssen die Hauptzutat und die sogenannte
wertgebende Zutat aus der genannten Region stammen. So muss das Getreide des
Brotes aus der Region stammen, während die in geringen Mengen verwendeten
Zutaten wie z.B. das Salz auch überregional bezogen werden können. (Macht die
Hauptzutat weniger als die Hälfte des Produktgewichts aus, müssen die bis zur
Erreichung von mindestens 51% des Produktgewichts verwendeten Zutaten ebenfalls
aus der Region stammen.) Bei Fleisch und Fleischprodukten ist es allerdings nicht so, dass die
Tiere ihr gesamtes Leben von der Geburt bis zur Schlachtung in der genannten
Region verbringen müssen. Lediglich die Mast bzw. der letzte Teil davon muss in
der Region stattfinden. [6]
- Unser Land – Ein Regional-Label aus Bayern. Die Produzenten arbeiten nach den regionalen, ökonomischen und sozialen Richtlinien von Unser Land, sowie teilweise nach Bio-Richtlinien. Sie verwenden beispielsweise Futter aus gentechnikfreien, bayerischem Sojaanbau und setzen sich für eine eigene bayerische Sojaverarbeitung ein. Langfristig wird von der Initiative eine Umstellung der landwirtschaftlichen Mitgliedsbetriebe auf ökologischen Landbau angestrebt. [7]
Für den Verbraucher ist die Situation schwierig. Es liegt in der Natur der Sache, dass wirklich regionale Produkte ausschließlich vor Ort vermarktet werden und somit keine bundesweit einheitlichen Standards und allgemeingültigen Labels existieren. Interessierten Verbrauchern bleibt nichts anderes übrig, als sich mit den spezifischen Labels sowie den Vertriebswegen und Handelspartnern in ihrer Region vertraut machen.
Stand: August 2014
[1] http://dialego-foundation.de/fileadmin/dialego/Presse-Mitteilungen_English/Pressemitteilungen_Deutsch/081128_Final_PI_regionale_produkte_.pdf
[2] http://www.lwk-rlp.de/beratung/einkommensalternativen-regionalvermarktung/direktvermarktung/landmarkt
[3] http://www.landservice.de/pls/agronet/start_bereich?land=D&ap=5&bernr=106
[4] http://www.einkaufen-auf-dem-bauernhof.com
[5] http://www.q-regio.de
[6] http://www.regionalfenster.de/kriterien.html
[7] Ausführliche Dokumentation der Richtlinien: http://www.unserland.info/lebensmittel/richtlinien-und-kontrollen
Tags: Supermarkt Kennzeichnung Pflicht Ampel Produkt Information Gütesiegel Konsument Verbraucher Schutz Täuschung Lebensmittel Industrie Verordnung Erzeugercode Vorschriften Etikettierung EU Europa Produkt Richtlinie regionale Spezialitäten Herkunftszeichen der Bundesländer Logo Regionalfenster Bio Siegel Öko Alnatura Demeter Fairtrade Saisonalität Regionalität Nachhaltigkeit Fleisch Produktion Massentierhaltung Vegetarier