.Am Arbeitsmarkt ist festzustellen, dass der Anstieg des Bildungs- und Qualifikationsniveaus im Allgemeinen und bei Frauen im Besonderen sowie gesetzlich verankerte Regelungen zur Gleichstellung der Geschlechter die Erwerbsbeteiligung von Frauen insgesamt erhöht hat. In vielen Berufsbereichen ist ungeachtet dessen aber weiterhin eine Geschlechtersegregation sichtbar.
Arten der Segregation
Die horizontale Segregation der Berufe teilt die Erwerbsarbeit in männliche und weibliche Tätigkeitsfelder, Berufe und Branchen auf. Natürlich gibt es Frauen, die in sog. Männerberufen arbeiten oder Berufe wie z.B. Bankkaufmann mit einem recht ausgewogenen Geschlechterverhältnis. Generell arbeiten Frauen aber auch heute noch verstärkt im Bereich Pflege und Erziehung oder im Einzelhandel, während Männer eher technische, handwerkliche und verwandte Berufe im Produktionsbereich ausüben. [1]
Gemäß feministischer Theorie ist die Wahl des Berufes nicht frei, sondern tatsächlich stark von gesellschaftlichen Einflüssen und insbesondere den vorherrschenden Geschlechterrollen geprägt. So werden Frauen aufgrund ihrer Rolle als Fürsorgerin z.B. in die pflegenden Berufe gedrängt. Der Nebeneffekt ist eine schlechte Bezahlung der als klassische Frauenberufe definierten Tätigkeiten.
Die vertikale Segregation ist die Ungleichverteilung der beruflichen Tätigkeiten auf unterschiedlichen Hierarchieebenen. Auch dieser Aspekt der Segregation wird von Feministinnen als Beleg der Diskriminierung von Frauen betrachtet. Gemäß feministischer Theorie sind Karrierewege von Frauen und in der Folge der Zugang zu höheren Positionen durch informelle Barrieren wie die sogenannte Gläserne Decke versperrt. Seit einigen Jahren wird daher durch gesetzliche Maßnahmen wie der Frauenquote auch in Deutschland versucht, den Anteil der Frauen in Führungspositionen zu erhöhen. (In der Privatwirtschaft im Jahr 2014 lag der Anteil von Frauen in Führungspositionen in der ersten Hierarchieebene mit 25 % deutlich unter ihrem prozentualen Anteil an der Gesamtbelegschaft.)
Lohndifferenz
Der Gender Pay Gap ist eine Facette der bestehenden Geschlechtersegregation am Arbeitsmarkt. Die allgemein schlechtere Vergütung von sogenannten Frauenberufen ist einer der Hauptgründe für den unbereinigten Lohnunterschied von Mann und Frau.
Harte körperliche Arbeit kombiniert mit Dreck/ Gestank, sowie einem hohen Unfall- bzw. Todesrisiko gilt generell als Männerarbeit. Allerdings sind auch nicht viele Männer fähig und willens Berufe wie Straßenwärter, Kanalarbeiter oder Müllwerker auszuüben, was die Zahlung einer gewissen Schmutz- und Gefahrenzulage erforderlich macht. Die Betrachtung der Branchen/ Berufe mit der höchsten Vergütung zeigt denn auch, dass in abhängiger Beschäftigung nicht etwa der prestigeträchtige Pilot, sondern tatsächlich der Arbeiter auf der Bohrinsel ("Gewinnung von Erdöl und Erdgas") durchschnittlich das meiste Geld verdient. [2]
Geschlechtersegregation – Frauenberufe vs. Männerberufe
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Arbeitswelt insgesamt stark verändert. Zudem ist die Erwerbsbeteiligung von Frauen deutlich gestiegen. Die Geschlechtersegregation am Arbeitsmarkt ist jedoch weiterhin gegeben. Generell lässt sich für sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Westdeutschland folgendes feststellen:
Frauen meiden Männerberufe – und umgekehrt.
Innerhalb des Segmentes der Bürojobs bietet unter anderen die Finanzbranche mit die besten Verdienstmöglichkeiten. Dennoch wählen nur wenige Frauen dieses Berufsfeld. Die Studie Fearless Girls? versuchte die Gründe für den geringen Anteil von Frauen in weiten Teilen der Finanzbranche zu ergründen. In der Umfrage gab fast die Hälfte der befragten weiblichen Studierenden an, dass sie sich unwohl fühlen, wenn ihr Geschlecht innerhalb ihres Arbeitsumfeldes deutlich unterrepräsentiert ist. Zudem halten sowohl Männer als auch Frauen die Branche nicht erst seit Platzen der letzten Immobilienblase für unmoralisch. Während dieser Aspekt bei der Berufswahl aus Sicht der Männer eher nachrangig ist, lässt es die Branche aus Sicht der Frauen als sehr unattraktiv erscheinen. Darüber hinaus werden Frauen nach eigenem Bekunden vom starken Konkurrenzdenken in der Branche abgeschreckt. [4]
Viele Männer meiden aktiv die beruflichen Frauendomänen. Dies liegt zum einen natürlich am Sozialprestige und an der niedrigen Bezahlung welche die sogenannten Frauenberufe oft mit sich bringen. Darüber hinaus wollen sich die meisten Männer aber auch schlicht nicht dem emotional belasteten Arbeitsklima reiner Frauenteams aussetzen. In einigen Bereichen wie z.B. Erzieher ergeben sich außerdem ganz konkrete Probleme aufgrund des vorherrschenden Generalverdachts von Männern als Straftäter und daraus eventuell folgenden Falschbeschuldigungen. [5] Es ist reiner Selbstschutz der Männer solche Berufe von vornerein erst gar nicht zu ergreifen. Diese Tendenz dürfte sich aufgrund des zunehmend feindseligen Klimas zwischen den Geschlechtern verfestigen.
In den USA wird der Backlash von MeToo vermutlich zu einer stärkeren Geschlechtertrennung in der Arbeitswelt führen.
Die Segregation nach Geschlecht innerhalb der Betriebe ist Realität. In einer Spedition oder einem Logistikbetrieb werden z.B. die Fachkräfte für Lagerlogistik, sowie die LKW-Fahrer überwiegend männlich sein. Auf der administrativen Seite dieser Firma (Order-Annahme, Lohnbuchhaltung, etc.) werden sich jedoch hauptsächlich Frauen finden.
Innerhalb der Unternehmen wird es als Reaktion auf die zunehmenden Sexismus-und Belästigungsvorwürfe auf allen Ebenen wieder zu einer stärkeren Geschlechtersegregation kommen. Viele Männer werden versuchen, den Kontakt mit Frauen am Arbeitsplatz zu minimieren.
Stand: Februar 2018
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Frauenanteilen_in_der_Berufswelt#Frauenanteil_in_der_Privatwirtschaft
[2] https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/VerdiensteArbeitskosten/VerdiensteVerdienstunterschiede/Aktuell_Branchen.html
[3] http://doku.iab.de/kurzber/2014/kb0914.pdf - September 2014
[4] https://www.fondstrends.ch/fileadmin/pdf/ff_fearlesss-girls_2018_PublicVersion.pdf
[5] http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/mehr-maenner-in-kitas-wickeln-soll-der-praktikant-bitte-nicht-11867375.html
Tags: Geschlechter Trennung Segregation Männer Frauen Domäne Beruf Arbeit Markt Gleichberechtigung Diskriminierung Gender Pay Gap #MeToo
Arten der Segregation
Die horizontale Segregation der Berufe teilt die Erwerbsarbeit in männliche und weibliche Tätigkeitsfelder, Berufe und Branchen auf. Natürlich gibt es Frauen, die in sog. Männerberufen arbeiten oder Berufe wie z.B. Bankkaufmann mit einem recht ausgewogenen Geschlechterverhältnis. Generell arbeiten Frauen aber auch heute noch verstärkt im Bereich Pflege und Erziehung oder im Einzelhandel, während Männer eher technische, handwerkliche und verwandte Berufe im Produktionsbereich ausüben. [1]
Gemäß feministischer Theorie ist die Wahl des Berufes nicht frei, sondern tatsächlich stark von gesellschaftlichen Einflüssen und insbesondere den vorherrschenden Geschlechterrollen geprägt. So werden Frauen aufgrund ihrer Rolle als Fürsorgerin z.B. in die pflegenden Berufe gedrängt. Der Nebeneffekt ist eine schlechte Bezahlung der als klassische Frauenberufe definierten Tätigkeiten.
Die vertikale Segregation ist die Ungleichverteilung der beruflichen Tätigkeiten auf unterschiedlichen Hierarchieebenen. Auch dieser Aspekt der Segregation wird von Feministinnen als Beleg der Diskriminierung von Frauen betrachtet. Gemäß feministischer Theorie sind Karrierewege von Frauen und in der Folge der Zugang zu höheren Positionen durch informelle Barrieren wie die sogenannte Gläserne Decke versperrt. Seit einigen Jahren wird daher durch gesetzliche Maßnahmen wie der Frauenquote auch in Deutschland versucht, den Anteil der Frauen in Führungspositionen zu erhöhen. (In der Privatwirtschaft im Jahr 2014 lag der Anteil von Frauen in Führungspositionen in der ersten Hierarchieebene mit 25 % deutlich unter ihrem prozentualen Anteil an der Gesamtbelegschaft.)
Lohndifferenz
Der Gender Pay Gap ist eine Facette der bestehenden Geschlechtersegregation am Arbeitsmarkt. Die allgemein schlechtere Vergütung von sogenannten Frauenberufen ist einer der Hauptgründe für den unbereinigten Lohnunterschied von Mann und Frau.
Harte körperliche Arbeit kombiniert mit Dreck/ Gestank, sowie einem hohen Unfall- bzw. Todesrisiko gilt generell als Männerarbeit. Allerdings sind auch nicht viele Männer fähig und willens Berufe wie Straßenwärter, Kanalarbeiter oder Müllwerker auszuüben, was die Zahlung einer gewissen Schmutz- und Gefahrenzulage erforderlich macht. Die Betrachtung der Branchen/ Berufe mit der höchsten Vergütung zeigt denn auch, dass in abhängiger Beschäftigung nicht etwa der prestigeträchtige Pilot, sondern tatsächlich der Arbeiter auf der Bohrinsel ("Gewinnung von Erdöl und Erdgas") durchschnittlich das meiste Geld verdient. [2]
Geschlechtersegregation – Frauenberufe vs. Männerberufe
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Arbeitswelt insgesamt stark verändert. Zudem ist die Erwerbsbeteiligung von Frauen deutlich gestiegen. Die Geschlechtersegregation am Arbeitsmarkt ist jedoch weiterhin gegeben. Generell lässt sich für sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Westdeutschland folgendes feststellen:
- In Deutschland wird die Mehrzahl aller Berufe entweder überwiegend von Frauen oder von Männern ausgeübt. Berufe im Bereich der Pflege und Erziehung, sowie Reinigung und einfache Bürotätigkeiten sind Frauendomänen, technische und verarbeitende Berufe sind Männerdomänen.
- Der Umfang der Geschlechtersegregation bei abhängig beschäftigten Frauen und Männern in Westdeutschland ist im Zeitraum von 1976 bis 2010 kaum zurückgegangen und bleibt weiterhin sehr hoch.
- Der leichte Rückgang der Geschlechtertrennung lässt sich hauptsächlich auf Veränderungen der Berufsstruktur zurückführen und nur zu einem geringen Teil auf eine stärkere Mischung von Frauen und Männern innerhalb der Berufe.
- Männer arbeiten häufiger als Frauen in stark segregierten Berufen.
- Frauen sind auf ein kleineres Berufsspektrum konzentriert als Männer. [3]
Frauen meiden Männerberufe – und umgekehrt.
Innerhalb des Segmentes der Bürojobs bietet unter anderen die Finanzbranche mit die besten Verdienstmöglichkeiten. Dennoch wählen nur wenige Frauen dieses Berufsfeld. Die Studie Fearless Girls? versuchte die Gründe für den geringen Anteil von Frauen in weiten Teilen der Finanzbranche zu ergründen. In der Umfrage gab fast die Hälfte der befragten weiblichen Studierenden an, dass sie sich unwohl fühlen, wenn ihr Geschlecht innerhalb ihres Arbeitsumfeldes deutlich unterrepräsentiert ist. Zudem halten sowohl Männer als auch Frauen die Branche nicht erst seit Platzen der letzten Immobilienblase für unmoralisch. Während dieser Aspekt bei der Berufswahl aus Sicht der Männer eher nachrangig ist, lässt es die Branche aus Sicht der Frauen als sehr unattraktiv erscheinen. Darüber hinaus werden Frauen nach eigenem Bekunden vom starken Konkurrenzdenken in der Branche abgeschreckt. [4]
Viele Männer meiden aktiv die beruflichen Frauendomänen. Dies liegt zum einen natürlich am Sozialprestige und an der niedrigen Bezahlung welche die sogenannten Frauenberufe oft mit sich bringen. Darüber hinaus wollen sich die meisten Männer aber auch schlicht nicht dem emotional belasteten Arbeitsklima reiner Frauenteams aussetzen. In einigen Bereichen wie z.B. Erzieher ergeben sich außerdem ganz konkrete Probleme aufgrund des vorherrschenden Generalverdachts von Männern als Straftäter und daraus eventuell folgenden Falschbeschuldigungen. [5] Es ist reiner Selbstschutz der Männer solche Berufe von vornerein erst gar nicht zu ergreifen. Diese Tendenz dürfte sich aufgrund des zunehmend feindseligen Klimas zwischen den Geschlechtern verfestigen.
In den USA wird der Backlash von MeToo vermutlich zu einer stärkeren Geschlechtertrennung in der Arbeitswelt führen.
Die Segregation nach Geschlecht innerhalb der Betriebe ist Realität. In einer Spedition oder einem Logistikbetrieb werden z.B. die Fachkräfte für Lagerlogistik, sowie die LKW-Fahrer überwiegend männlich sein. Auf der administrativen Seite dieser Firma (Order-Annahme, Lohnbuchhaltung, etc.) werden sich jedoch hauptsächlich Frauen finden.
Innerhalb der Unternehmen wird es als Reaktion auf die zunehmenden Sexismus-und Belästigungsvorwürfe auf allen Ebenen wieder zu einer stärkeren Geschlechtersegregation kommen. Viele Männer werden versuchen, den Kontakt mit Frauen am Arbeitsplatz zu minimieren.
Stand: Februar 2018
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Frauenanteilen_in_der_Berufswelt#Frauenanteil_in_der_Privatwirtschaft
[2] https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/VerdiensteArbeitskosten/VerdiensteVerdienstunterschiede/Aktuell_Branchen.html
[3] http://doku.iab.de/kurzber/2014/kb0914.pdf - September 2014
[4] https://www.fondstrends.ch/fileadmin/pdf/ff_fearlesss-girls_2018_PublicVersion.pdf
[5] http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/mehr-maenner-in-kitas-wickeln-soll-der-praktikant-bitte-nicht-11867375.html
Tags: Geschlechter Trennung Segregation Männer Frauen Domäne Beruf Arbeit Markt Gleichberechtigung Diskriminierung Gender Pay Gap #MeToo