Die immer beliebter werdende laktosefreie Milch und insbesondere das steigende Angebot von glutenfreien Nahrungsmittel sind für viele der Inbegriff der mitunter hysterisch anmutenden Nahrungsmitteltrends in den westlichen Industrienationen.
Gemäß einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts Ears and Eyes* haben fast drei Viertel der Menschen ohne Nahrungsmittelallergien das Gefühl, dass immer mehr Menschen über Nahrungsmittelallergien oder Unverträglichkeiten klagen.
Sie halten die Diskussion darüber oft für übertrieben und haben nur bedingt Verständnis für die laktose-, fruktose-, gluten- oder histaminfreie Ernährung. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen geht davon aus, dass viele Menschen auf Lebensmittel verzichten, obwohl sie das gesundheitlich gar nicht müssten.
Ein Viertel der Befragten verzichten auf bestimmte Lebensmittel, weil sie diese nach eigener Aussage nicht vertragen:
Objektiv lassen sich diese Zahlen nur teilweise bestätigen, denn tatsächlich leiden nur etwa zwei bis drei Prozent der Bevölkerung unter medizinisch festgestellten Lebensmittelallergien. So können zwar ca. 30% der Erwachsenen in Deutschland Fruktose nur unzureichend verstoffwechseln, aber weniger als fünf Prozent davon verspüren unangenehme Symptome. Tatsächlich ist die Laktoseintoleranz mit ca. 15% am weitesten verbreitet.
Die Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) ist hingegen keineswegs ein Massenphänomen, sondern betrifft gemäß Schätzungen der Deutsche Zöliakie Gesellschaft nicht einmal ein Prozent der Bevölkerung. Hinzu kommen schätzungsweise fünf bis sieben Prozent, die unter einer sogenannten Weizensensitivität leiden. Eine Histaminunverträglichkeit dürfte ebenfalls nur etwa ein Prozent der Bevölkerung betreffen.
Für die Betroffenen ist das mittlerweile umfangreiche Angebot an Produkten ohne die Beschwerden auslösenden Bestandteile ein Segen. Für die Nahrungsmittelindustrie ist es vor allen Dingen ein gutes Geschäft. So bedient etwa die Supermarktkette Rewe seit Frühjahr 2012 sogar mit einer eigenen Produktlinie („frei von") die wachsende Nachfrage an glutenfreien Produkten. Offiziell betont Rewe, dass die Produkte nur für Personen sind, denen der Arzt eine Glutenunverträglichkeit attestiert hat. Der Konzern distanziert sich klar von der Behauptung, dass „glutenfreie Nahrung allgemein gesünder ist", da "jeglicher gesicherter medizinisch-statistischer Beleg fehlt.“
Letztlich ist jedoch zu vermuten, dass für den Handel und die Nahrungsmittelkonzerne nur wichtig ist, dass der Kunde den Begriff glutenfrei mit „gesund“ assoziiert und bereit ist den in der Regel höheren Preis zu bezahlen. Etwas absurd ist es allerdings, wenn von Natur aus offensichtlich glutenfreie Nahrungsmittel als solche beworben werden. Dies legt den Verdacht nahe, dass viele Verbraucher nur eine vage Vorstellung davon haben, was sich hinter dem Begriff eigentlich verbirgt.
Fruktoseintoleranz: Vor allem in Diabetikerprodukten galt bis vor ein paar Jahren noch Fructose (Fruchtzucker) als optimaler Ersatz für die sonst verwendete Saccharose (Haushaltszucker). Nach der Logik Obst ist gesund - dann muss auch der darin enthaltene Fruchtzucker gut sein, warb die Nahrungsmittelindustrie mit "mit der Süße aus Früchten". Mittlerweile warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung vor allem Diabetiker vor dem Verzehr von zu viel Fruchtzucker und rät zum Verzicht von Fruktose als Zuckeraustauschstoff in industriell gefertigten Lebensmitteln. Allerdings sollten nicht nur Diabetiker auf ihren Fruktosekonsum achten, denn zu viel Fruktose scheint Übergewicht, Diabetes und Gicht zu fördern.
Glutamatintoleranz: Glutamat verleiht Fertigprodukten eine würzige Note, weshalb der Stoff von der Nahrungsmittelindustrie fast überall eingesetzt wird. Da das Gewürz in der asiatischen Küche so selbstverständlich wie Salz und Pfeffer ist und die Menschen dort im Durchschnitt nicht ungesünder sind als in der westlichen Welt, liegt die Vermutung nahe, dass das sogenannte China-Restaurant-Syndrom eher Einbildung ist. Tatsächlich konnte bislang keine schädliche Wirkung des Geschmacksverstärkers eindeutig nachgewiesen werden. Ausgeschlossen sind Unverträglichkeitsreaktionen natürlich trotzdem nicht.
Glutenunverträglichkeit (Zöliakie): Eine chronische, autoimmunologisch bedingte Erkrankung des Dünndarmes, die auf einer Unverträglichkeit gegenüber dem Klebereiweiß Gluten beruht. Die wohl erblich bedingte Unverträglichkeit bleibt lebenslang bestehen und kann derzeit nicht ursächlich behandelt werden.
Histaminintoleranz: Im Fall einer Intoleranz ist die Aktivität des für den Histamin-Abbau zuständigen Enzyms reduziert. Durch die Nahrung aufgenommenes und im Körper gebildetes Histamin kann nicht oder nur teilweise abgebaut werden. Werden histaminhaltige oder histaminfreisetzende Nahrungsmittel verzehrt, kommt es zu einer pseudoallergischen Reaktion. Histamin entsteht, wenn Nahrungsmittel reifen oder gären, weshalb z.B. Sauerkraut, Hefeprodukte sowie alkoholischen Getränke einen hohen Histamingehalt aufweisen. Für Betroffene ist es daher ratsam, vor allem Fertigprodukte sowie Alkohol möglichst zu meiden.
Laktoseunverträglichkeit: Viele Menschen verspüren nach dem Verzehr von Milch eine gewisse Übelkeit. Dies ist eine durchaus normale Reaktion, denn eigentlich verliert der Mensch im Erwachsenenalter die Fähigkeit, die in der Milch enthaltene Laktose zu spalten und die Milch zu verdauen. Es war genetisch schlicht nicht vorgesehen, dass Erwachsene Milch trinken. Erst mit der Einführung der Viehzucht entwickelten die Menschen in Europa eine Genmutation, welche die Produktion des zur Laktosespaltung notwendigen Enzyms im Darm von Erwachsenen möglich machte.
Weizensensitivität (Glutensensitivität): Als die Störung Mitte der 1980er-Jahre entdeckt wurde, nahmen Mediziner einen Zusammenhang mit dem Klebereiweiß Gluten an und sprachen von Glutensensitivität. Da neueren Erkenntnissen zufolge jedoch wahrscheinlich nicht Gluten der entscheidende Auslöser für die Beschwerden sind, wird nun der genauere Begriff Weizensensitivität verwandt. Die scheinbar steigenden Zahlen von Weizensensitivitäten könnten mit einer Zunahme der sogenannten alpha-Amylase-Trypsin-Inhibitoren in modernen Getreidesorten zusammenhängen. Diese an sich natürlichen Insektenabwehrstoffe kommen in auf maximalen Ertrag getrimmten Hochleistungsweizen verstärkt vor. Insgesamt ist die Weizensensitivität jedoch eine noch wenig erforschte Erkrankung. Zudem fällt eine genaue Abgrenzung zu anderen Erkrankungen oft schwer, da die eher unspezifischen Symptome unter anderen denen einer Zöliakie oder Weizenallergie ähneln.
Stand: Februar 2015
* 2450 Menschen im Alter von 18 bis 65 Jahren gaben Auskunft zum Thema Nahrungsmittelunverträglichkeiten und -allergien. 567 Teilnehmer gaben an, dass sie einige Lebensmittel gar nicht oder nur selten verzehren, weil sie diese nicht vertragen.
Tags: Lebensmittel Ernährung Nahrungsmittel Industrie Pseudo Allergie Blut Test IgE Typ III Milchzucker Lactose Fructose Gluten Sensitivität Intoleranz Unverträglichkeit Malabsorption Rüben Trauben Frucht Invert Zucker Fruktose Iso Glukose Mais Sirup Saccharose karamellisierter Haushalt Zucker Honig Apfeldicksaft gezuckerte Kondensmilch Voll Mager Milch Pulver Süßmolke Maltodextrin Glutamat Umami MSG Glutamin Histamin Histaminose Süßstoff Sorbit Insulin Enzym Zöliakie Auto Immun Erkrankung Kleber Eiweiß Getreide Weizen
Gemäß einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts Ears and Eyes* haben fast drei Viertel der Menschen ohne Nahrungsmittelallergien das Gefühl, dass immer mehr Menschen über Nahrungsmittelallergien oder Unverträglichkeiten klagen.
Sie halten die Diskussion darüber oft für übertrieben und haben nur bedingt Verständnis für die laktose-, fruktose-, gluten- oder histaminfreie Ernährung. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen geht davon aus, dass viele Menschen auf Lebensmittel verzichten, obwohl sie das gesundheitlich gar nicht müssten.
Ein Viertel der Befragten verzichten auf bestimmte Lebensmittel, weil sie diese nach eigener Aussage nicht vertragen:
- 16% meiden wegen der enthaltenen Laktose generell Milch- und Milchprodukte.
- 11% schränken sich bei bestimmten Nahrungsmitteln wegen des hohen Histamin-Gehaltes ein.
- 10% versuchen den Verzehr von Fruktose zu reduzieren.
- 9% meiden teilweise oder komplett das Klebereiweiß Gluten.
- 13% gaben an, bestimmte Inhaltsstoffe oder Lebensmittel, wie z.B. Nüsse, nur eingeschränkt oder gar nicht zu konsumieren.
Objektiv lassen sich diese Zahlen nur teilweise bestätigen, denn tatsächlich leiden nur etwa zwei bis drei Prozent der Bevölkerung unter medizinisch festgestellten Lebensmittelallergien. So können zwar ca. 30% der Erwachsenen in Deutschland Fruktose nur unzureichend verstoffwechseln, aber weniger als fünf Prozent davon verspüren unangenehme Symptome. Tatsächlich ist die Laktoseintoleranz mit ca. 15% am weitesten verbreitet.
Die Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) ist hingegen keineswegs ein Massenphänomen, sondern betrifft gemäß Schätzungen der Deutsche Zöliakie Gesellschaft nicht einmal ein Prozent der Bevölkerung. Hinzu kommen schätzungsweise fünf bis sieben Prozent, die unter einer sogenannten Weizensensitivität leiden. Eine Histaminunverträglichkeit dürfte ebenfalls nur etwa ein Prozent der Bevölkerung betreffen.
Für die Betroffenen ist das mittlerweile umfangreiche Angebot an Produkten ohne die Beschwerden auslösenden Bestandteile ein Segen. Für die Nahrungsmittelindustrie ist es vor allen Dingen ein gutes Geschäft. So bedient etwa die Supermarktkette Rewe seit Frühjahr 2012 sogar mit einer eigenen Produktlinie („frei von") die wachsende Nachfrage an glutenfreien Produkten. Offiziell betont Rewe, dass die Produkte nur für Personen sind, denen der Arzt eine Glutenunverträglichkeit attestiert hat. Der Konzern distanziert sich klar von der Behauptung, dass „glutenfreie Nahrung allgemein gesünder ist", da "jeglicher gesicherter medizinisch-statistischer Beleg fehlt.“
Letztlich ist jedoch zu vermuten, dass für den Handel und die Nahrungsmittelkonzerne nur wichtig ist, dass der Kunde den Begriff glutenfrei mit „gesund“ assoziiert und bereit ist den in der Regel höheren Preis zu bezahlen. Etwas absurd ist es allerdings, wenn von Natur aus offensichtlich glutenfreie Nahrungsmittel als solche beworben werden. Dies legt den Verdacht nahe, dass viele Verbraucher nur eine vage Vorstellung davon haben, was sich hinter dem Begriff eigentlich verbirgt.
Fruktoseintoleranz: Vor allem in Diabetikerprodukten galt bis vor ein paar Jahren noch Fructose (Fruchtzucker) als optimaler Ersatz für die sonst verwendete Saccharose (Haushaltszucker). Nach der Logik Obst ist gesund - dann muss auch der darin enthaltene Fruchtzucker gut sein, warb die Nahrungsmittelindustrie mit "mit der Süße aus Früchten". Mittlerweile warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung vor allem Diabetiker vor dem Verzehr von zu viel Fruchtzucker und rät zum Verzicht von Fruktose als Zuckeraustauschstoff in industriell gefertigten Lebensmitteln. Allerdings sollten nicht nur Diabetiker auf ihren Fruktosekonsum achten, denn zu viel Fruktose scheint Übergewicht, Diabetes und Gicht zu fördern.
Glutamatintoleranz: Glutamat verleiht Fertigprodukten eine würzige Note, weshalb der Stoff von der Nahrungsmittelindustrie fast überall eingesetzt wird. Da das Gewürz in der asiatischen Küche so selbstverständlich wie Salz und Pfeffer ist und die Menschen dort im Durchschnitt nicht ungesünder sind als in der westlichen Welt, liegt die Vermutung nahe, dass das sogenannte China-Restaurant-Syndrom eher Einbildung ist. Tatsächlich konnte bislang keine schädliche Wirkung des Geschmacksverstärkers eindeutig nachgewiesen werden. Ausgeschlossen sind Unverträglichkeitsreaktionen natürlich trotzdem nicht.
Glutenunverträglichkeit (Zöliakie): Eine chronische, autoimmunologisch bedingte Erkrankung des Dünndarmes, die auf einer Unverträglichkeit gegenüber dem Klebereiweiß Gluten beruht. Die wohl erblich bedingte Unverträglichkeit bleibt lebenslang bestehen und kann derzeit nicht ursächlich behandelt werden.
Histaminintoleranz: Im Fall einer Intoleranz ist die Aktivität des für den Histamin-Abbau zuständigen Enzyms reduziert. Durch die Nahrung aufgenommenes und im Körper gebildetes Histamin kann nicht oder nur teilweise abgebaut werden. Werden histaminhaltige oder histaminfreisetzende Nahrungsmittel verzehrt, kommt es zu einer pseudoallergischen Reaktion. Histamin entsteht, wenn Nahrungsmittel reifen oder gären, weshalb z.B. Sauerkraut, Hefeprodukte sowie alkoholischen Getränke einen hohen Histamingehalt aufweisen. Für Betroffene ist es daher ratsam, vor allem Fertigprodukte sowie Alkohol möglichst zu meiden.
Laktoseunverträglichkeit: Viele Menschen verspüren nach dem Verzehr von Milch eine gewisse Übelkeit. Dies ist eine durchaus normale Reaktion, denn eigentlich verliert der Mensch im Erwachsenenalter die Fähigkeit, die in der Milch enthaltene Laktose zu spalten und die Milch zu verdauen. Es war genetisch schlicht nicht vorgesehen, dass Erwachsene Milch trinken. Erst mit der Einführung der Viehzucht entwickelten die Menschen in Europa eine Genmutation, welche die Produktion des zur Laktosespaltung notwendigen Enzyms im Darm von Erwachsenen möglich machte.
Weizensensitivität (Glutensensitivität): Als die Störung Mitte der 1980er-Jahre entdeckt wurde, nahmen Mediziner einen Zusammenhang mit dem Klebereiweiß Gluten an und sprachen von Glutensensitivität. Da neueren Erkenntnissen zufolge jedoch wahrscheinlich nicht Gluten der entscheidende Auslöser für die Beschwerden sind, wird nun der genauere Begriff Weizensensitivität verwandt. Die scheinbar steigenden Zahlen von Weizensensitivitäten könnten mit einer Zunahme der sogenannten alpha-Amylase-Trypsin-Inhibitoren in modernen Getreidesorten zusammenhängen. Diese an sich natürlichen Insektenabwehrstoffe kommen in auf maximalen Ertrag getrimmten Hochleistungsweizen verstärkt vor. Insgesamt ist die Weizensensitivität jedoch eine noch wenig erforschte Erkrankung. Zudem fällt eine genaue Abgrenzung zu anderen Erkrankungen oft schwer, da die eher unspezifischen Symptome unter anderen denen einer Zöliakie oder Weizenallergie ähneln.
Stand: Februar 2015
* 2450 Menschen im Alter von 18 bis 65 Jahren gaben Auskunft zum Thema Nahrungsmittelunverträglichkeiten und -allergien. 567 Teilnehmer gaben an, dass sie einige Lebensmittel gar nicht oder nur selten verzehren, weil sie diese nicht vertragen.
Tags: Lebensmittel Ernährung Nahrungsmittel Industrie Pseudo Allergie Blut Test IgE Typ III Milchzucker Lactose Fructose Gluten Sensitivität Intoleranz Unverträglichkeit Malabsorption Rüben Trauben Frucht Invert Zucker Fruktose Iso Glukose Mais Sirup Saccharose karamellisierter Haushalt Zucker Honig Apfeldicksaft gezuckerte Kondensmilch Voll Mager Milch Pulver Süßmolke Maltodextrin Glutamat Umami MSG Glutamin Histamin Histaminose Süßstoff Sorbit Insulin Enzym Zöliakie Auto Immun Erkrankung Kleber Eiweiß Getreide Weizen