Die deutsche Gesellschaft klammert sich krampfhaft an das Erreichte und scheut jede noch so notwendige Veränderung.
Personifizierter Ausdruck dieser Sehnsucht nach einer permanenten Gegenwart ist Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie vermeidet klare Entscheidungen wann immer und so lange sie kann. Selbst dringendst notwendige Reformen werden nicht angegangen, weil sie den Bürgern keine Veränderungen zumuten will. Stattdessen beruhigt sie das Volk mit hohlen Phrasen: „Wir schaffen das.“
Lange Zeit reichte das, denn die gesellschaftlichen Probleme Deutschlands wurden in der Vergangenheit von einer guten wirtschaftlichen Entwicklung überdeckt. Doch mit dem massiven Zuzug von Asylsuchenden und Flüchtlingen seit dem Jahr 2015 werden die vielen ungelösten Probleme des Landes immer offensichtlicher.
Auf den ersten Blick scheint die Stimmungslage paradox: Die Finanzkrise gilt als überwunden, die Bundesarbeitsagentur meldet Rekordbeschäftigung und dennoch wächst unter der politisch korrekten Oberfläche der Frust. Von Ökonomen wie Thomas Piketty zusammengetragene Daten scheinen zu bestätigen, was viele Bürger seit Jahren zu ahnen glauben: die Mittelschicht schrumpft, die Schere zwischen Arm und Reich geht weiter auseinander und die Ungleichheit nimmt zu. Egal ob niedrig entlohnter Zeitarbeiter, einfacher Angestellter, kleiner Rentner oder frustrierter Dauerbezieher von Transferleistungen: sie eint das Gefühl von den Medien belogen und „denen da oben“ nicht gehört zu werden. Zudem sieht ein Großteil der Bevölkerung in Deutschland ohnehin keine echte Demokratie mehr, da politische Entscheidungen zu stark von Lobbygruppen beeinflusst werden. Die Wut der zutiefst frustrierten und desillusionierten Bürger findet in politischen Parteien wie der AfD und Bewegungen wie Pegida ein Ventil.
Der privilegierte und berufstätige Mittelschichtbürger kann die Gefühlsmelange der Ohnmacht und Langeweile zumindest noch mit einer besinnungslosen Betriebsamkeit füllen. Endloses posten und sichten belanglosen Contents diverser Sozialer Medien, Chats, Verabredungen, Termine. Schaffung eines unterhaltsamen und vor allen Dingen scheinbar kontrollier- und vorhersehbaren Alltags. Wer es sich zeitlich und finanziell leisten kann, frönt zur Ablenkung von den Problemen dem Konsum von mehr oder minder sinnvollen Waren und Dienstleistungen. Das Ziel ist maximale Zerstreuung um jedes Nachdenken zu vermeiden.
Doch die Zuwanderung zwingt die Ängste vor Veränderung und der Zukunft allgemein an die Oberfläche. Die German Angst ist zurück. Den Neubürgern schlägt auch deshalb so viel Ablehnung entgegen, weil sie mit ihrer bloßen Gegenwart den Finger in die offenen gesellschaftlichen Wunden legen. Deutschland wird gezwungen sich endlich den Problemen zu stellen. Nach über einem Jahrzehnt der Merkelschen Tatenlosigkeit sind die Defizite jedoch gewaltig und die Probleme scheinen mittlerweile fast unlösbar.
Die Defizite Deutschlands sind vor allem im Bereich Sozialer Wohnungsbau und im Schulsystem deutlich erkennbar. Zum einen werden scheinbar ohne eine langfristige Strategie immer wieder neue Konzepte (Stadtteilschulen) ausprobiert und Vorhandenes modifiziert (Turboabitur). Zum anderen sollen mittlerweile Schüler mit speziellen Bedürfnissen, z.B. aufgrund einer Behinderung, nicht mehr ausgeschlossen werden und am normalen Unterricht einer Regelschule teilnehmen. Zusätzlich müssen verstärkt Schüler mit Migrationshintergrund integriert werden - das alles natürlich bei einer nur unzureichend veränderten Personalstärke und wenig zusätzlicher Unterstützung der ohnehin meist schon überforderten Lehrer.
Die hohe Zuwanderung zwingt die bereits in Deutschland lebenden Menschen nun sich den grundsätzlichen, aber schwierigen und teilweise unangenehmen gesellschaftlichen Fragen zu stellen. Wie will die Gesellschaft in Deutschland zukünftig die vorhandenen Ressourcen (Wohnungen, Arbeitsplätze, Sozialleistungen, etc.) verteilen? Wie weit geht die Meinungs- und Religionsfreiheit? Und seitdem in Deutschland wie bereits in den Neunzigern wieder Ausländerheime brennen, muss sich die deutsche Gesellschaft auch dem Problem der allgegenwärtigen Diskriminierung und Ausländerfeindlichkeit stellen.*
Insgesamt wird deutlich, dass viele Diskussionen, wie z.B. Schaffung eines Zuwanderungsgesetzes -nebst Festlegung einheitlicher Standards zur Anerkennung von im Ausland erworbenen Bildungsabschlüssen- lange hätten erfolgen können und müssen.
Noch ist Deutschland ein wohlhabendes Land: Der deutschen Bevölkerung geht es mehrheitlich gut und der durchschnittliche Lebensstandard des Einzelnen ist hoch. Die Infrastruktur des Landes ist gut ausgebaut, höhere Bildung ist auch für finanziell nicht Privilegierte möglich, die Lebenserwartung ist hoch und die Versorgung im Krankheitsfall ist für jeden gewährleistet.
Es wäre sinnvoll, diesen insgesamt hohen Lebensstandard zum Wohle aller Bürger in Deutschland zu erhalten und in den heute defizitären Bereichen zu verbessern. Dies kann jedoch nur gelingen, wenn das Erreichen des gemeinsamen Zieles – ein freies, gesellschaftlich und sozial erfülltes, sowie materiell abgesichertes Leben unabhängig von ethnischer Herkunft, Geschlecht, Alter, eventuell bestehenden Krankheiten oder Behinderungen, etc. führen zu können – von allen Bürgern in Deutschland aufrichtig und ohne Vorbehalte angegangen wird.
Stand: November 2016
* Entgegen dem Irrglauben vieler Deutscher, ist Deutschland ein zutiefst ausländerfeindliches und rassistisches Land. Die Diskriminierung von Ausländern, insbesondere auch bei der Suche nach einem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz wird von der privilegierten Mehrheit nicht selten geleugnet oder mitunter auch wirklich nicht wahrgenommen, ist aber dennoch allgegenwärtig. Siehe z.B. Studie Diskriminierung am Ausbildungsmarkt: (2014)
http://www.svr-migration.de/wp-content/uploads/2014/11/SVR-FB_Diskriminierung-am-Ausbildungsmarkt.pdf (3.66 MB)
Tags: Sozial System Bildung Ungleichheit Mittelschicht Globalisierung Verlierer Kapitalismus Neoliberalismus Gesellschaft Volk besorgte Wut Bürger Pegida AfD Bevölkerung Deutschland Ausländer Migration Asyl Flüchtling Geflüchteter politisch korrekt Globale Klasse Arm gegen Reich Klassenkampf
Personifizierter Ausdruck dieser Sehnsucht nach einer permanenten Gegenwart ist Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie vermeidet klare Entscheidungen wann immer und so lange sie kann. Selbst dringendst notwendige Reformen werden nicht angegangen, weil sie den Bürgern keine Veränderungen zumuten will. Stattdessen beruhigt sie das Volk mit hohlen Phrasen: „Wir schaffen das.“
Lange Zeit reichte das, denn die gesellschaftlichen Probleme Deutschlands wurden in der Vergangenheit von einer guten wirtschaftlichen Entwicklung überdeckt. Doch mit dem massiven Zuzug von Asylsuchenden und Flüchtlingen seit dem Jahr 2015 werden die vielen ungelösten Probleme des Landes immer offensichtlicher.
Auf den ersten Blick scheint die Stimmungslage paradox: Die Finanzkrise gilt als überwunden, die Bundesarbeitsagentur meldet Rekordbeschäftigung und dennoch wächst unter der politisch korrekten Oberfläche der Frust. Von Ökonomen wie Thomas Piketty zusammengetragene Daten scheinen zu bestätigen, was viele Bürger seit Jahren zu ahnen glauben: die Mittelschicht schrumpft, die Schere zwischen Arm und Reich geht weiter auseinander und die Ungleichheit nimmt zu. Egal ob niedrig entlohnter Zeitarbeiter, einfacher Angestellter, kleiner Rentner oder frustrierter Dauerbezieher von Transferleistungen: sie eint das Gefühl von den Medien belogen und „denen da oben“ nicht gehört zu werden. Zudem sieht ein Großteil der Bevölkerung in Deutschland ohnehin keine echte Demokratie mehr, da politische Entscheidungen zu stark von Lobbygruppen beeinflusst werden. Die Wut der zutiefst frustrierten und desillusionierten Bürger findet in politischen Parteien wie der AfD und Bewegungen wie Pegida ein Ventil.
Der privilegierte und berufstätige Mittelschichtbürger kann die Gefühlsmelange der Ohnmacht und Langeweile zumindest noch mit einer besinnungslosen Betriebsamkeit füllen. Endloses posten und sichten belanglosen Contents diverser Sozialer Medien, Chats, Verabredungen, Termine. Schaffung eines unterhaltsamen und vor allen Dingen scheinbar kontrollier- und vorhersehbaren Alltags. Wer es sich zeitlich und finanziell leisten kann, frönt zur Ablenkung von den Problemen dem Konsum von mehr oder minder sinnvollen Waren und Dienstleistungen. Das Ziel ist maximale Zerstreuung um jedes Nachdenken zu vermeiden.
Doch die Zuwanderung zwingt die Ängste vor Veränderung und der Zukunft allgemein an die Oberfläche. Die German Angst ist zurück. Den Neubürgern schlägt auch deshalb so viel Ablehnung entgegen, weil sie mit ihrer bloßen Gegenwart den Finger in die offenen gesellschaftlichen Wunden legen. Deutschland wird gezwungen sich endlich den Problemen zu stellen. Nach über einem Jahrzehnt der Merkelschen Tatenlosigkeit sind die Defizite jedoch gewaltig und die Probleme scheinen mittlerweile fast unlösbar.
Die Defizite Deutschlands sind vor allem im Bereich Sozialer Wohnungsbau und im Schulsystem deutlich erkennbar. Zum einen werden scheinbar ohne eine langfristige Strategie immer wieder neue Konzepte (Stadtteilschulen) ausprobiert und Vorhandenes modifiziert (Turboabitur). Zum anderen sollen mittlerweile Schüler mit speziellen Bedürfnissen, z.B. aufgrund einer Behinderung, nicht mehr ausgeschlossen werden und am normalen Unterricht einer Regelschule teilnehmen. Zusätzlich müssen verstärkt Schüler mit Migrationshintergrund integriert werden - das alles natürlich bei einer nur unzureichend veränderten Personalstärke und wenig zusätzlicher Unterstützung der ohnehin meist schon überforderten Lehrer.
Die hohe Zuwanderung zwingt die bereits in Deutschland lebenden Menschen nun sich den grundsätzlichen, aber schwierigen und teilweise unangenehmen gesellschaftlichen Fragen zu stellen. Wie will die Gesellschaft in Deutschland zukünftig die vorhandenen Ressourcen (Wohnungen, Arbeitsplätze, Sozialleistungen, etc.) verteilen? Wie weit geht die Meinungs- und Religionsfreiheit? Und seitdem in Deutschland wie bereits in den Neunzigern wieder Ausländerheime brennen, muss sich die deutsche Gesellschaft auch dem Problem der allgegenwärtigen Diskriminierung und Ausländerfeindlichkeit stellen.*
Insgesamt wird deutlich, dass viele Diskussionen, wie z.B. Schaffung eines Zuwanderungsgesetzes -nebst Festlegung einheitlicher Standards zur Anerkennung von im Ausland erworbenen Bildungsabschlüssen- lange hätten erfolgen können und müssen.
Noch ist Deutschland ein wohlhabendes Land: Der deutschen Bevölkerung geht es mehrheitlich gut und der durchschnittliche Lebensstandard des Einzelnen ist hoch. Die Infrastruktur des Landes ist gut ausgebaut, höhere Bildung ist auch für finanziell nicht Privilegierte möglich, die Lebenserwartung ist hoch und die Versorgung im Krankheitsfall ist für jeden gewährleistet.
Es wäre sinnvoll, diesen insgesamt hohen Lebensstandard zum Wohle aller Bürger in Deutschland zu erhalten und in den heute defizitären Bereichen zu verbessern. Dies kann jedoch nur gelingen, wenn das Erreichen des gemeinsamen Zieles – ein freies, gesellschaftlich und sozial erfülltes, sowie materiell abgesichertes Leben unabhängig von ethnischer Herkunft, Geschlecht, Alter, eventuell bestehenden Krankheiten oder Behinderungen, etc. führen zu können – von allen Bürgern in Deutschland aufrichtig und ohne Vorbehalte angegangen wird.
Stand: November 2016
* Entgegen dem Irrglauben vieler Deutscher, ist Deutschland ein zutiefst ausländerfeindliches und rassistisches Land. Die Diskriminierung von Ausländern, insbesondere auch bei der Suche nach einem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz wird von der privilegierten Mehrheit nicht selten geleugnet oder mitunter auch wirklich nicht wahrgenommen, ist aber dennoch allgegenwärtig. Siehe z.B. Studie Diskriminierung am Ausbildungsmarkt: (2014)
http://www.svr-migration.de/wp-content/uploads/2014/11/SVR-FB_Diskriminierung-am-Ausbildungsmarkt.pdf (3.66 MB)
Tags: Sozial System Bildung Ungleichheit Mittelschicht Globalisierung Verlierer Kapitalismus Neoliberalismus Gesellschaft Volk besorgte Wut Bürger Pegida AfD Bevölkerung Deutschland Ausländer Migration Asyl Flüchtling Geflüchteter politisch korrekt Globale Klasse Arm gegen Reich Klassenkampf