Das Konzept des Free-Range Parenting ermutigt Kinder im Rahmen ihrer altersbedingten Möglichkeiten und Fähigkeiten möglichst eigenständig und unabhängig, also mit bewusst wenig elterlicher Aufsicht, zu agieren. Es kann als Gegenentwurf zum überbehütenden Erziehungsstil der Helikopter-Eltern betrachtet werden.
In den USA begann im Jahre 2008 eine hitzige Diskussion um die Frage wie viel Freiheit die Eltern ihren Kindern gewähren sollten. Auslöser war eine Kolumne der Autorin Lenore Skenazy, welche beschrieb, wie ihr damals neunjähriger Sohn alleine den Heimweg antrat indem er die örtlichen Nahverkehrsmittel nutzte. [1]
Dies ist insofern bemerkenswert, da in den USA –abhängig von den konkreten Gesetzen des jeweiligen Bundesstaates- die temporäre Nichtbeaufsichtigung eines Kindes als Kindesvernachlässigung geahndet werden kann.
Diese Erfahrung mussten beispielsweise Alexander und Danielle Meitiv aus Silver Spring, Maryland (USA) machen, welche das vermeintliche Verbrechen begingen, ihre zwei Kinder im Alter von 10 und 6 Jahren alleine von der Schule nach Hause laufen zu lassen. Besorgte Mitbürger riefen die Polizei und das örtliche Jugendamt nahm die Ermittlungen wegen des Verdachts der Kindesvernachlässigung auf. [2]
Diese massive Einmischung des Staates in die privaten Angelegenheiten der Familien hat gravierende Folgen. So zitiert die WELT Russell Max Simon aus Silver Spring mit den Worten: „Wir haben inzwischen mehr Angst davor, dass irgendwer die Polizei zu uns holt, als Angst davor, dass unseren Kindern etwas passieren könnte.“ [3]
Anfang des Jahres 2018 präzisierte der Gesetzgeber im US-Bundesstaat Utah die Definition der Kindesvernachlässigung und stellte klar, dass unabhängige Aktivitäten des Kindes keine Vernachlässigung darstellen, solange diese dem Alter und Reifegrad des Kindes entsprechen und das Kind einen insgesamt gut versorgten Eindruck macht. [4]
Eltern in Deutschland mögen Vorfälle dieser Art als typisch amerikanisch abtun. Allerdings scheint auch in Deutschland die Zahl der überängstlichen Helikopter-Eltern zuzunehmen und amerikanische Verhältnisse vielleicht nur eine Frage der Zeit….
Stand: Mai 2018
[1] https://www.nysun.com/opinion/why-i-let-my-9-year-old-ride-subway-alone/73976/
[2] https://www.washingtontimes.com/news/2015/jun/22/free-range-meitiv-family-cleared-of-all-child-negl/
[3] http://www.welt.de/politik/ausland/article136921336/Die-hysterische-Kultur-des-Nanny-Staats-USA.html
[4] https://www.washingtonpost.com/news/morning-mix/wp/2018/03/28/utahs-free-range-parenting-law-said-to-be-first-in-the-nation
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In den USA begann im Jahre 2008 eine hitzige Diskussion um die Frage wie viel Freiheit die Eltern ihren Kindern gewähren sollten. Auslöser war eine Kolumne der Autorin Lenore Skenazy, welche beschrieb, wie ihr damals neunjähriger Sohn alleine den Heimweg antrat indem er die örtlichen Nahverkehrsmittel nutzte. [1]
Dies ist insofern bemerkenswert, da in den USA –abhängig von den konkreten Gesetzen des jeweiligen Bundesstaates- die temporäre Nichtbeaufsichtigung eines Kindes als Kindesvernachlässigung geahndet werden kann.
Diese Erfahrung mussten beispielsweise Alexander und Danielle Meitiv aus Silver Spring, Maryland (USA) machen, welche das vermeintliche Verbrechen begingen, ihre zwei Kinder im Alter von 10 und 6 Jahren alleine von der Schule nach Hause laufen zu lassen. Besorgte Mitbürger riefen die Polizei und das örtliche Jugendamt nahm die Ermittlungen wegen des Verdachts der Kindesvernachlässigung auf. [2]
Diese massive Einmischung des Staates in die privaten Angelegenheiten der Familien hat gravierende Folgen. So zitiert die WELT Russell Max Simon aus Silver Spring mit den Worten: „Wir haben inzwischen mehr Angst davor, dass irgendwer die Polizei zu uns holt, als Angst davor, dass unseren Kindern etwas passieren könnte.“ [3]
Anfang des Jahres 2018 präzisierte der Gesetzgeber im US-Bundesstaat Utah die Definition der Kindesvernachlässigung und stellte klar, dass unabhängige Aktivitäten des Kindes keine Vernachlässigung darstellen, solange diese dem Alter und Reifegrad des Kindes entsprechen und das Kind einen insgesamt gut versorgten Eindruck macht. [4]
Eltern in Deutschland mögen Vorfälle dieser Art als typisch amerikanisch abtun. Allerdings scheint auch in Deutschland die Zahl der überängstlichen Helikopter-Eltern zuzunehmen und amerikanische Verhältnisse vielleicht nur eine Frage der Zeit….
Stand: Mai 2018
[1] https://www.nysun.com/opinion/why-i-let-my-9-year-old-ride-subway-alone/73976/
[2] https://www.washingtontimes.com/news/2015/jun/22/free-range-meitiv-family-cleared-of-all-child-negl/
[3] http://www.welt.de/politik/ausland/article136921336/Die-hysterische-Kultur-des-Nanny-Staats-USA.html
[4] https://www.washingtonpost.com/news/morning-mix/wp/2018/03/28/utahs-free-range-parenting-law-said-to-be-first-in-the-nation
Tags: Selbstständigkeit Freiheit Selbstwirksamkeit Resilienz Angst Debra Harrell Danielle Alexander Meitiv Silver Spring Maryland-Koalition free range kids Lenore Skenazy Kinder Arzt Benjamin Spock Psychologie Boston College Peter Gray Free to Learn Spielen Unschooling Eltern-Determinismus