Eine Participation trophy ist eine Auszeichnung nicht für eine besondere Leistung, sondern für die bloße Teilnahme an einer (Sport-) Veranstaltung. So soll z.B. bei den Bundesjugendspielen die Teilnahmeurkunde dafür sorgen, dass die Kinder nicht demotiviert werden und sich in der Folge aus Frustration zurückziehen und an zukünftigen Sportveranstaltungen nicht mehr teilnehmen.
Die ohne Zweifel gut gemeinte Absicht den Kindern die Schmach der Niederlage zu ersparen, verfehlt allerdings nicht nur das gewünschte Ziel, sondern hat weitreichende negative Konsequenzen.
Konstantes Lob für Nicht-Leistung ist auf mehreren Ebenen problematisch. Intelligente Kinder verstehen, dass die Würdigung ihren Wert verliert wenn unabhängig von der erbrachten Leistung jeder eine Auszeichnung bekommt. Sie werden mit der Zeit hinterfragen warum sie sich besonders anstrengen sollten. Wenn jeder ohnehin dieselbe Auszeichnung bekommt und dieselbe Ehrung erfährt, reicht es doch aus das absolute Minimum zu leisten. Kluge Kinder werden demotiviert, da sie verstehen, dass ihre besondere Anstrengung keine Anerkennung erfährt. Und gutgläubige Kinder mit geringem Ehrgeiz verharren auf dem Niveau des Minderleisters da dieses schließlich den Rückmeldungen zufolge gut genug ist. Den größten Schaden richtet das ungerechtfertigte Lob jedoch an, wenn die Kinder instinktiv spüren, dass die Lobpreisung objektiv nicht gerechtfertigt ist. Aus Angst zu versagen, ziehen sie sich zurück. [1] Es birgt eine bittere Ironie dass der Rückzug aus Angst zu versagen ausgerechnet jenes Verhalten ist welches mit der Aushändigung der Trophäen eigentlich verhindert werden sollte.
Geringer Ehrgeiz, gepaart mit der Furcht zu versagen, kann dazu führen dass diese Menschen sich zeitlebens nie einer echten Herausforderung stellen werden. Sie werden stets den sicheren Weg wählen und alle noch so kleinen Risiken des Scheiterns tunlichst vermeiden. Dies wird zwangsläufig dazu führen, dass sie ihr eigenes Potential nie entfalten werden. Schlimmer noch: sie werden selbst noch nicht einmal wissen, was sie hätten leisten können.
Auch Verlieren will gelernt sein
Participation Trophies senden zudem eine problematische Botschaft aus: Verlieren ist so schlimm, dass es gänzlich eliminiert werden muss. Abgesehen von der Tatsache, dass sich in der realen Welt Niederlagen nicht einfach abschaffen lassen, wird dem Scheitern damit auch eine zu große Bedeutung beigemessen. Meistens sind Niederlagen eben nicht das Ende, sondern letztlich eine Chance aus den Fehlern zu lernen und es beim nächsten Mal besser zu machen.
Kinder dauerhaft vor Misserfolgen zu bewahren, heißt ihnen die Chance zu nehmen zu lernen wie man mit Niederlagen umgeht. Kinder haben ein Recht darauf Fehler zu machen, auch mal zu verlieren und in der Konsequenz aus ihren Fehlern zu lernen und als Mensch zu wachsen. Es ist die Aufgabe der Eltern Niederlagen nicht gänzlich zu verhindern, sondern den Kindern vielmehr mit altersgerechten Herausforderungen eben auch das Verlieren beizubringen. Die Dämonisierung der Niederlage vergrößert die Angst des Scheiterns nur.
Die Idee, dass nicht das Ergebnis zählt, sondern allein der Versuch eine gute Leistung zu erzielen vollkommen ausreichend ist, führt langfristig zu viel größerer Frustration als nur die temporäre Enttäuschung über eine verpasste Medaille in der Kindheit. Das Mantra das jeder ein Gewinner, und jeder etwas Besonderes ist wird von der Realität früher oder später als Unsinn entlarvt.
Durch fehlgeleitetes Lob in den Glauben versetzt sie seien etwas Besonderes und in der Folge Privilegien ohne Erbringung einer nennenswerte Leistung erwartend, entwickelt sich eine generelle Erwartungshaltung und schließlich ein Anspruchsdenken das der Realität schlicht nicht standhält. Studien deuten darauf hin, dass Participation Trophies als ein Aspekt des übertrieben lobenden Erziehungsstils vieler Eltern mit der Zeit zu einer überzogene Selbsteinschätzung und letztlich narzisstischen Verhalten führt. [2] [3]
Stand: September 2022
[1] https://psycnet.apa.org/record/2013-05731-001
[2] https://www.pnas.org/doi/abs/10.1073/pnas.1507035112
[3] https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.1420870112
Tags: sozialen Lerntheorie Narzissmus Eddie Brummelman Millennials Bundesjugendspiele Ehrenurkunde Siegerurkunde Teilnehmerurkunde ehrenvolle lobende Erwähnung ehrende Anerkennung Krisen Probleme Konflikt Bewältigung Frustrationstoleranz psychologische Resilienz Widerstandsfähigkeit
Die ohne Zweifel gut gemeinte Absicht den Kindern die Schmach der Niederlage zu ersparen, verfehlt allerdings nicht nur das gewünschte Ziel, sondern hat weitreichende negative Konsequenzen.
Konstantes Lob für Nicht-Leistung ist auf mehreren Ebenen problematisch. Intelligente Kinder verstehen, dass die Würdigung ihren Wert verliert wenn unabhängig von der erbrachten Leistung jeder eine Auszeichnung bekommt. Sie werden mit der Zeit hinterfragen warum sie sich besonders anstrengen sollten. Wenn jeder ohnehin dieselbe Auszeichnung bekommt und dieselbe Ehrung erfährt, reicht es doch aus das absolute Minimum zu leisten. Kluge Kinder werden demotiviert, da sie verstehen, dass ihre besondere Anstrengung keine Anerkennung erfährt. Und gutgläubige Kinder mit geringem Ehrgeiz verharren auf dem Niveau des Minderleisters da dieses schließlich den Rückmeldungen zufolge gut genug ist. Den größten Schaden richtet das ungerechtfertigte Lob jedoch an, wenn die Kinder instinktiv spüren, dass die Lobpreisung objektiv nicht gerechtfertigt ist. Aus Angst zu versagen, ziehen sie sich zurück. [1] Es birgt eine bittere Ironie dass der Rückzug aus Angst zu versagen ausgerechnet jenes Verhalten ist welches mit der Aushändigung der Trophäen eigentlich verhindert werden sollte.
Geringer Ehrgeiz, gepaart mit der Furcht zu versagen, kann dazu führen dass diese Menschen sich zeitlebens nie einer echten Herausforderung stellen werden. Sie werden stets den sicheren Weg wählen und alle noch so kleinen Risiken des Scheiterns tunlichst vermeiden. Dies wird zwangsläufig dazu führen, dass sie ihr eigenes Potential nie entfalten werden. Schlimmer noch: sie werden selbst noch nicht einmal wissen, was sie hätten leisten können.
Auch Verlieren will gelernt sein
Participation Trophies senden zudem eine problematische Botschaft aus: Verlieren ist so schlimm, dass es gänzlich eliminiert werden muss. Abgesehen von der Tatsache, dass sich in der realen Welt Niederlagen nicht einfach abschaffen lassen, wird dem Scheitern damit auch eine zu große Bedeutung beigemessen. Meistens sind Niederlagen eben nicht das Ende, sondern letztlich eine Chance aus den Fehlern zu lernen und es beim nächsten Mal besser zu machen.
Kinder dauerhaft vor Misserfolgen zu bewahren, heißt ihnen die Chance zu nehmen zu lernen wie man mit Niederlagen umgeht. Kinder haben ein Recht darauf Fehler zu machen, auch mal zu verlieren und in der Konsequenz aus ihren Fehlern zu lernen und als Mensch zu wachsen. Es ist die Aufgabe der Eltern Niederlagen nicht gänzlich zu verhindern, sondern den Kindern vielmehr mit altersgerechten Herausforderungen eben auch das Verlieren beizubringen. Die Dämonisierung der Niederlage vergrößert die Angst des Scheiterns nur.
Die Idee, dass nicht das Ergebnis zählt, sondern allein der Versuch eine gute Leistung zu erzielen vollkommen ausreichend ist, führt langfristig zu viel größerer Frustration als nur die temporäre Enttäuschung über eine verpasste Medaille in der Kindheit. Das Mantra das jeder ein Gewinner, und jeder etwas Besonderes ist wird von der Realität früher oder später als Unsinn entlarvt.
Durch fehlgeleitetes Lob in den Glauben versetzt sie seien etwas Besonderes und in der Folge Privilegien ohne Erbringung einer nennenswerte Leistung erwartend, entwickelt sich eine generelle Erwartungshaltung und schließlich ein Anspruchsdenken das der Realität schlicht nicht standhält. Studien deuten darauf hin, dass Participation Trophies als ein Aspekt des übertrieben lobenden Erziehungsstils vieler Eltern mit der Zeit zu einer überzogene Selbsteinschätzung und letztlich narzisstischen Verhalten führt. [2] [3]
Stand: September 2022
[1] https://psycnet.apa.org/record/2013-05731-001
[2] https://www.pnas.org/doi/abs/10.1073/pnas.1507035112
[3] https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.1420870112
Tags: sozialen Lerntheorie Narzissmus Eddie Brummelman Millennials Bundesjugendspiele Ehrenurkunde Siegerurkunde Teilnehmerurkunde ehrenvolle lobende Erwähnung ehrende Anerkennung Krisen Probleme Konflikt Bewältigung Frustrationstoleranz psychologische Resilienz Widerstandsfähigkeit