Der Begriff Multitasking bezeichnet die gleichzeitige Ausführung zweier oder mehrerer Aufgaben.
Mentale Tätigkeiten sind sie nur schwerlich miteinander vereinbar, wenn sie dieselben neuronalen Netze beanspruchen. Sofern Aufgaben ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit erfordern, ist das menschliche Gehirn kaum in der Lage diese zeitgleich abzuarbeiten. Die akute Überlastung entsteht dabei meist durch Interaktion in Kombination mit einem Gedankenprozess. Wer z.B. eine Frage gestellt bekommt, während er im Geiste etwas plant, wird zeitverzögert antworten. Der Grund für die Verzögerung ist der Versuch der zeitgleichen Inanspruchnahme von Hirnarealen welche nur jeweils eine Aufgabe ausführen können. Die erste Aufgabe muss unterbrochen werden, um die zweite abarbeiten zu können.
Belastung durch Multitasking am Arbeitsplatz
Der moderne Arbeitsalltag erfordert permanentes Multitasking. Mehr noch: Arbeitgeber fordern von Mitarbeitern die Fähigkeit zum Multitasking als Teil der mitzubringenden Soft Skills ein. Die vermeintlich erlernbare Fähigkeit mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen wird als Qualifikation gefeiert. Tatsächlich kann Multitasking jedoch nicht z.B. durch effektivere Koordination einzelner Prozesse verbessert werden, sondern lediglich einzelne Aufgabenbereiche so trainiert werden, dass sie automatisch ablaufen.
Wie stark es einen Menschen belastet, die Arbeit zu unterbrechen und zwischen Aufgaben zu wechseln, ist letztlich eine Frage der Persönlichkeit. Menschen, die von sich sagen, dass sie die Herausforderung der Bewältigung komplexer Aufgaben mögen, fühlen sich vom Multitasking in der Tat weniger gestresst. Aber auch ihre Fähigkeit zur zeitgleichen Erledigung mehrerer Aufgaben ist nicht besser als die der Mitarbeiter, die eigenen Angaben zufolge bevorzugen, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren. [1]
Multitasking im Straßenverkehr
Die Illusion tatsächlich mehrere Aufgaben gleichzeitig erfolgreich ausführen zu können, führt mitunter zu gefährlichen Situationen. So fasst Studienautor David Sanbonmatsu die Kernaussage einer Studie der University of Utah wie folgt zusammen: "Wir konnten zeigen, dass diejenigen, die am meisten multitasken, offenbar am wenigsten dazu fähig sind." Das bedeutet, „dass gerade die Leute, die beim Autofahren telefonieren, dies eigentlich nicht tun sollten." [2] Dunning-Kruger-Effekt im Bereich Multitasking.
Sind Frauen die besseren Multitasker?
Wissenschaftliche Versuche konnten das Klischee der Frau als Königin des Multitasking nicht bestätigen. In einem auf räumliche Vorstellung fokussierten Versuchsaufbau fand Timo Mäntylä von der Universität von Stockholm tatsächlich eine leichte Überlegenheit der Männer. Allerdings kann räumliche Vorstellung durchaus trainiert werden und es ist anzunehmen, dass die männlichen Teilnehmer hier einen Übungsvorteil hatten. Entgegen des weit verbreiteten Vorurteils hat das biologische Geschlecht keine pauschale Auswirkung auf die Fähigkeit zum Multitasking. [3] [4]
Stand: Januar 2019
[1] Arbeitsunterbrechungen und Multitasking (2010) www.uni-leipzig.de/~apsycho
[2] Sanbonmatsu DM, Strayer DL, Medeiros-Ward N, Watson JM (2013) Who Multi-Tasks and Why? Multi-Tasking Ability, Perceived Multi-Tasking Ability, Impulsivity, and Sensation Seeking. PLoS ONE 8(1): e54402. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0054402
[3] Gender differences in multitasking reflect spatial ability. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23462757
[4] Tschernegg M, Neuper C, Schmidt R, Wood G, Kronbichler M, Fazekas F, et al. (2017) FMRI to probe sex-related differences in brain function with multitasking. PLoS ONE 12(7): e0181554. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0181554
[X] Multitasking und Auswirkungen auf die Fehlerverarbeitung. Psychophysiologische Untersuchung zur Analyse von Informationsverarbeitungsprozessen https://www.baua.de/DE/Angebote/Publikationen/Berichte/F2247.html
Tags: Mehrfachaufgabenperformanz Default-Mode-Netzwerk kortikale Aktivität Hirnforschung prospektives Gedächtnis chronische mentale Überlastung E-Mail Erreichbarkeit Informationsflut Erschöpfung Burn Out Arbeitsplatz Stress Psychologie Dipl. Psych Anja Baethge Universität Leipzig Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin Situationsbewusstsein Timo Mäntylä Universität von Stockholm
Mentale Tätigkeiten sind sie nur schwerlich miteinander vereinbar, wenn sie dieselben neuronalen Netze beanspruchen. Sofern Aufgaben ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit erfordern, ist das menschliche Gehirn kaum in der Lage diese zeitgleich abzuarbeiten. Die akute Überlastung entsteht dabei meist durch Interaktion in Kombination mit einem Gedankenprozess. Wer z.B. eine Frage gestellt bekommt, während er im Geiste etwas plant, wird zeitverzögert antworten. Der Grund für die Verzögerung ist der Versuch der zeitgleichen Inanspruchnahme von Hirnarealen welche nur jeweils eine Aufgabe ausführen können. Die erste Aufgabe muss unterbrochen werden, um die zweite abarbeiten zu können.
Belastung durch Multitasking am Arbeitsplatz
Der moderne Arbeitsalltag erfordert permanentes Multitasking. Mehr noch: Arbeitgeber fordern von Mitarbeitern die Fähigkeit zum Multitasking als Teil der mitzubringenden Soft Skills ein. Die vermeintlich erlernbare Fähigkeit mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen wird als Qualifikation gefeiert. Tatsächlich kann Multitasking jedoch nicht z.B. durch effektivere Koordination einzelner Prozesse verbessert werden, sondern lediglich einzelne Aufgabenbereiche so trainiert werden, dass sie automatisch ablaufen.
Wie stark es einen Menschen belastet, die Arbeit zu unterbrechen und zwischen Aufgaben zu wechseln, ist letztlich eine Frage der Persönlichkeit. Menschen, die von sich sagen, dass sie die Herausforderung der Bewältigung komplexer Aufgaben mögen, fühlen sich vom Multitasking in der Tat weniger gestresst. Aber auch ihre Fähigkeit zur zeitgleichen Erledigung mehrerer Aufgaben ist nicht besser als die der Mitarbeiter, die eigenen Angaben zufolge bevorzugen, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren. [1]
Multitasking im Straßenverkehr
Die Illusion tatsächlich mehrere Aufgaben gleichzeitig erfolgreich ausführen zu können, führt mitunter zu gefährlichen Situationen. So fasst Studienautor David Sanbonmatsu die Kernaussage einer Studie der University of Utah wie folgt zusammen: "Wir konnten zeigen, dass diejenigen, die am meisten multitasken, offenbar am wenigsten dazu fähig sind." Das bedeutet, „dass gerade die Leute, die beim Autofahren telefonieren, dies eigentlich nicht tun sollten." [2] Dunning-Kruger-Effekt im Bereich Multitasking.
Sind Frauen die besseren Multitasker?
Wissenschaftliche Versuche konnten das Klischee der Frau als Königin des Multitasking nicht bestätigen. In einem auf räumliche Vorstellung fokussierten Versuchsaufbau fand Timo Mäntylä von der Universität von Stockholm tatsächlich eine leichte Überlegenheit der Männer. Allerdings kann räumliche Vorstellung durchaus trainiert werden und es ist anzunehmen, dass die männlichen Teilnehmer hier einen Übungsvorteil hatten. Entgegen des weit verbreiteten Vorurteils hat das biologische Geschlecht keine pauschale Auswirkung auf die Fähigkeit zum Multitasking. [3] [4]
Stand: Januar 2019
[1] Arbeitsunterbrechungen und Multitasking (2010) www.uni-leipzig.de/~apsycho
[2] Sanbonmatsu DM, Strayer DL, Medeiros-Ward N, Watson JM (2013) Who Multi-Tasks and Why? Multi-Tasking Ability, Perceived Multi-Tasking Ability, Impulsivity, and Sensation Seeking. PLoS ONE 8(1): e54402. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0054402
[3] Gender differences in multitasking reflect spatial ability. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23462757
[4] Tschernegg M, Neuper C, Schmidt R, Wood G, Kronbichler M, Fazekas F, et al. (2017) FMRI to probe sex-related differences in brain function with multitasking. PLoS ONE 12(7): e0181554. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0181554
[X] Multitasking und Auswirkungen auf die Fehlerverarbeitung. Psychophysiologische Untersuchung zur Analyse von Informationsverarbeitungsprozessen https://www.baua.de/DE/Angebote/Publikationen/Berichte/F2247.html
Tags: Mehrfachaufgabenperformanz Default-Mode-Netzwerk kortikale Aktivität Hirnforschung prospektives Gedächtnis chronische mentale Überlastung E-Mail Erreichbarkeit Informationsflut Erschöpfung Burn Out Arbeitsplatz Stress Psychologie Dipl. Psych Anja Baethge Universität Leipzig Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin Situationsbewusstsein Timo Mäntylä Universität von Stockholm