Tafel ist die Bezeichnung für gemeinnützige Hilfsorganisationen, die Lebensmittel, welche im Wirtschaftskreislauf nicht mehr verwendet und ansonsten vernichtet werden würden, an Bedürftige verteilen oder gegen geringes Entgelt abgeben.
Verglichen mit den etablierten Verbänden der freien Wohlfahrtspflege wie etwa der Arbeiterwohlfahrt und der Caritas sind die im Tafel Deutschland e. V. organisierten Tafeln verhältnismäßig neue Akteure im Bereich der sozialen Arbeit. Die erste deutsche Tafel wurde 1993 in Berlin durch Sabine Werth und ihrer Initiativgruppe Berliner Frauen e. V. gegründet und organisiert, nach deren Vorbild weitere Tafeln zunächst in den großen deutschen Städten entstanden. Den Angaben des Dachverbandes Tafel Deutschland e.V. zufolge gab es in der Bundesrepublik im Jahr 2017 inzwischen 934 Tafeln mit mehr als 2.100 Tafel-Läden und Ausgabestellen.
Funktionsweise der Tafeln
Die in der Regel ehrenamtlichen Helfer der Tafeln sammeln vom Handel als unverkäuflich aussortierte, aber noch verwertbare Lebensmittel bei Spendern aus dem Bereich Einzelhandel und Gastronomie ein. Dabei handelt es sich meist um Produkte, die das Mindesthaltbarkeitsdatum fast erreicht haben oder deren Verpackung beschädigt ist. Darüber hinaus kann es vorkommen, dass ein Geschäft zu viel eines bestimmten Artikels geordert hat, diese Menge nicht zeitnah abverkaufen kann und die überschüssige Menge daher an die Tafel weiterreicht.*
Die an die Tafel gespendeten Lebensmittel, sowie in geringerem Umfang auch Non-Food-Artikel des täglichen Bedarfs, gelangen über die Ausgabestellen in sozialen Einrichtungen oder Tafel-Läden an die Bedürftigen. Die Abgabe erfolgt kostenlos oder gegen einen eher symbolischen Geldbetrag. Die Empfänger der Spenden sind Bedürftige, wie z.B. Bezieher von ALG II oder von Sozialhilfe.
Die Finanzierung der Tafel-Arbeit läuft ausschließlich über Mitglieder, Sponsoren und Spender. Als privat organisierte Initiativen erhalten die Tafeln keine Mittel von Bund oder Ländern, mitunter jedoch von Kommunen.
Verteilungskampf - Gleichbehandlungsgrundsatz
Durch einen Artikel in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung wurde im Februar 2018 einer breiten Öffentlichkeit bekannt, dass die Essener Tafel seit Jahresbeginn keine Ausländer mehr als Neukunden aufnimmt. Der Verein sah sich nach dem Bericht massiver Kritik ausgesetzt.
Die Einteilung von Bedürftigen nach Nationalität ist problematisch, da es im Widerspruch zum Gleichbehandlungsgrundsatz der Tafeln steht. Die Essener Tafel sieht in der Maßnahme allerdings schlicht eine pragmatische Antwort auf die Realität. Durch den Anteil der Flüchtlinge von zwischenzeitlich 75% findet laut Essener Tafel ein Verdrängungswettbewerb statt, ältere Nutzerinnen und alleinerziehende Mütter werden Opfer eines schleichenden Wettbewerbs. Laut Statement der Tafel Deutschland e.V. ist der (zeitlich befristete) Aufnahmestopp der Essener Tafel lediglich der Not der Situation geschuldet. [1]
Staatlicher Versorgungsauftrag
Aus der freiwilligen Arbeit der nicht-staatlichen Organisation der Tafel lässt sich grundsätzlich kein Versorgungsauftrag ableiten. Den Versorgungsauftrag hat in Deutschland nach wie vor der Staat. Es obliegt dem Staat, Armut durch geeignete Massnahmen zu lindern und Bedürftige zu versorgen. Durch den Zustrom der Flüchtlinge wird allerdings ein Problem deutlich sichtbar, welches schon seit langem besteht. Der überforderte Staat ist schon seit Jahrzehnten froh, sukzessive immer mehr Verantwortung für die Fürsorge der Bürger an den Bürger selbst weiterreichen zu können. Inzwischen wird jedoch deutlich, dass dies nicht ewig weitergehen kann. Um vom eigenen Versagen abzulenken, sind allerdings viele Politiker nur allzu bereit die Tafel für ihren unpopulären Schritt zu kritisieren.
Stand: Februar 2018
*Um Lebensmittelverschwendung zu reduzieren, sehen die Richtlinien vieler großer Lebensmittelhändler vor, dass nicht verkaufsfähige Produkte eher gespendet als weggeworfen werden sollen. In der Realität werden viele noch verwertbare Lebensmittel dennoch wegen Zeitdrucks der Einzelhandelsmitarbeiter schlicht im Müll entsorgt. Und so macht die Menge der an die Tafeln gelieferten Waren (etwa 100.000 Tonnen im Jahr) im Vergleich zur Menge der insgesamt im Müll entsorgten Lebensmittel einen relativ geringen Teil aus.
[1] Stellungnahme Tafel: https://www.tafel.de/ueber-uns/aktuelle-meldungen/aktuelle-meldungen-2018/stellungnahme-berichterstattung-essener-tafel-ev
Tags: Sabine Werth Initiativgruppe Berliner Frauen e. V. Berliner Hamburger Essener Tafel Jörg Sartor Flüchtlinge Asylsuchende ehrenamtliche Helfer Spenden Einzelhandel Armut Wohlfahrt Industrie Sozial Verband Hilfe Organisation Wohltätigkeit gemeinnützig sozial Engagement Ehrenamt Stiftunglife Bundesverband Deutsche Tafel Deutschland e. V. Bundestafeltreffen Stefan Selke Suppenküche Volxküche Liebstattsonntag Armenspeisung
Verglichen mit den etablierten Verbänden der freien Wohlfahrtspflege wie etwa der Arbeiterwohlfahrt und der Caritas sind die im Tafel Deutschland e. V. organisierten Tafeln verhältnismäßig neue Akteure im Bereich der sozialen Arbeit. Die erste deutsche Tafel wurde 1993 in Berlin durch Sabine Werth und ihrer Initiativgruppe Berliner Frauen e. V. gegründet und organisiert, nach deren Vorbild weitere Tafeln zunächst in den großen deutschen Städten entstanden. Den Angaben des Dachverbandes Tafel Deutschland e.V. zufolge gab es in der Bundesrepublik im Jahr 2017 inzwischen 934 Tafeln mit mehr als 2.100 Tafel-Läden und Ausgabestellen.
Funktionsweise der Tafeln
Die in der Regel ehrenamtlichen Helfer der Tafeln sammeln vom Handel als unverkäuflich aussortierte, aber noch verwertbare Lebensmittel bei Spendern aus dem Bereich Einzelhandel und Gastronomie ein. Dabei handelt es sich meist um Produkte, die das Mindesthaltbarkeitsdatum fast erreicht haben oder deren Verpackung beschädigt ist. Darüber hinaus kann es vorkommen, dass ein Geschäft zu viel eines bestimmten Artikels geordert hat, diese Menge nicht zeitnah abverkaufen kann und die überschüssige Menge daher an die Tafel weiterreicht.*
Die an die Tafel gespendeten Lebensmittel, sowie in geringerem Umfang auch Non-Food-Artikel des täglichen Bedarfs, gelangen über die Ausgabestellen in sozialen Einrichtungen oder Tafel-Läden an die Bedürftigen. Die Abgabe erfolgt kostenlos oder gegen einen eher symbolischen Geldbetrag. Die Empfänger der Spenden sind Bedürftige, wie z.B. Bezieher von ALG II oder von Sozialhilfe.
Die Finanzierung der Tafel-Arbeit läuft ausschließlich über Mitglieder, Sponsoren und Spender. Als privat organisierte Initiativen erhalten die Tafeln keine Mittel von Bund oder Ländern, mitunter jedoch von Kommunen.
Verteilungskampf - Gleichbehandlungsgrundsatz
Durch einen Artikel in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung wurde im Februar 2018 einer breiten Öffentlichkeit bekannt, dass die Essener Tafel seit Jahresbeginn keine Ausländer mehr als Neukunden aufnimmt. Der Verein sah sich nach dem Bericht massiver Kritik ausgesetzt.
Die Einteilung von Bedürftigen nach Nationalität ist problematisch, da es im Widerspruch zum Gleichbehandlungsgrundsatz der Tafeln steht. Die Essener Tafel sieht in der Maßnahme allerdings schlicht eine pragmatische Antwort auf die Realität. Durch den Anteil der Flüchtlinge von zwischenzeitlich 75% findet laut Essener Tafel ein Verdrängungswettbewerb statt, ältere Nutzerinnen und alleinerziehende Mütter werden Opfer eines schleichenden Wettbewerbs. Laut Statement der Tafel Deutschland e.V. ist der (zeitlich befristete) Aufnahmestopp der Essener Tafel lediglich der Not der Situation geschuldet. [1]
Staatlicher Versorgungsauftrag
Aus der freiwilligen Arbeit der nicht-staatlichen Organisation der Tafel lässt sich grundsätzlich kein Versorgungsauftrag ableiten. Den Versorgungsauftrag hat in Deutschland nach wie vor der Staat. Es obliegt dem Staat, Armut durch geeignete Massnahmen zu lindern und Bedürftige zu versorgen. Durch den Zustrom der Flüchtlinge wird allerdings ein Problem deutlich sichtbar, welches schon seit langem besteht. Der überforderte Staat ist schon seit Jahrzehnten froh, sukzessive immer mehr Verantwortung für die Fürsorge der Bürger an den Bürger selbst weiterreichen zu können. Inzwischen wird jedoch deutlich, dass dies nicht ewig weitergehen kann. Um vom eigenen Versagen abzulenken, sind allerdings viele Politiker nur allzu bereit die Tafel für ihren unpopulären Schritt zu kritisieren.
Stand: Februar 2018
*Um Lebensmittelverschwendung zu reduzieren, sehen die Richtlinien vieler großer Lebensmittelhändler vor, dass nicht verkaufsfähige Produkte eher gespendet als weggeworfen werden sollen. In der Realität werden viele noch verwertbare Lebensmittel dennoch wegen Zeitdrucks der Einzelhandelsmitarbeiter schlicht im Müll entsorgt. Und so macht die Menge der an die Tafeln gelieferten Waren (etwa 100.000 Tonnen im Jahr) im Vergleich zur Menge der insgesamt im Müll entsorgten Lebensmittel einen relativ geringen Teil aus.
[1] Stellungnahme Tafel: https://www.tafel.de/ueber-uns/aktuelle-meldungen/aktuelle-meldungen-2018/stellungnahme-berichterstattung-essener-tafel-ev
Tags: Sabine Werth Initiativgruppe Berliner Frauen e. V. Berliner Hamburger Essener Tafel Jörg Sartor Flüchtlinge Asylsuchende ehrenamtliche Helfer Spenden Einzelhandel Armut Wohlfahrt Industrie Sozial Verband Hilfe Organisation Wohltätigkeit gemeinnützig sozial Engagement Ehrenamt Stiftunglife Bundesverband Deutsche Tafel Deutschland e. V. Bundestafeltreffen Stefan Selke Suppenküche Volxküche Liebstattsonntag Armenspeisung