Das umgangssprachlich als Dosenpfand bezeichnete Einwegpfand gilt in Deutschland für Einwegverpackungen von Getränken.
In den ersten drei Jahren nach Einführung gab es verschiedene Pfandsysteme, was dazu führte, dass die jeweiligen Verpackungen nur in bestimmten Geschäften abgegeben werden konnten. Seit dem 1. Mai 2006 müssen jedoch alle Geschäfte, die Getränke in pfandpflichtigen Einwegverpackungen verkaufen, die Einwegverpackungen der jeweiligen Materialart auch zurücknehmen.
Allerdings führt über 10 Jahre nach Einführung des Einweg-Pfandes die unüberschaubare Vielfalt an Materialien, Bestimmungen und Ausnahmen noch immer für Verwirrung bei den Verbrauchern. Die Konsumenten wissen oft gar nicht, ob sie ihre Getränke in Einweg- oder Mehrwegverpackungen kaufen – was unter anderem daran liegt, dass sich die Gefäße der verschiedenen Systeme zum Verwechseln ähnlich sehen. Zudem lässt das ursprünglich vom Mehrweg-System bekannte Pfand viele Verbraucher irrtümlich annehmen, dass auch die Einwegflaschen wiederbefüllt würden. Tatsächlich werden die Einweg-Plastikflaschen normalerweise noch im Laden geschreddert. Umfragen zufolge glaubt dennoch die Hälfte der Verbraucher, dass die Pfandflasche generell gleichbedeutend mit umweltfreundlicher Mehrwegflasche ist. [1]
Insgesamt kaufen die Verbraucher in Deutschland immer seltener Mehrwegflaschen. Lag im Jahr 2004 die Mehrwegquote noch bei rund zwei Drittel, so war der Anteil der Mehrweg-Getränke im Jahr 2012 bereits auf 45,7% abgesunken. Die steigende Beliebtheit von Einwegverpackungen ist dabei unter anderem auch den Marketingstrategien von Herstellern und Händlern geschuldet. So unterbieten sich die Getränke- und Supermärkte schon seit Jahren beim Preis für Mineralwasser. Diese Billigstangebote funktionieren aber nur mit Einwegflaschen, da das Sammeln, Reinigen und Wiederbefüllen der Flaschen zu teuer wäre.
Ein vom Handel kalkulierter Nebeneffekt der pfandpflichtigen Einweg-Verpackungen: Viele Pfandflaschen werden vom Verbraucher weggeworfen statt zurückgegeben. Dieser sogenannte Pfandschlupf bedeutet für den Einzelhandel einen Zusatzgewinn. [2]
Tetra Pak
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) ist der Auffassung, die als Tetra Pak bekannten Getränkekartons seien weniger umweltfreundlich als gemeinhin angenommen und beklagt die insgesamt geringe Wiederverwertungsquote. Als Konsequenz fordert die DUH den Getränkekartons den Status als ökologisch vorteilhafte Verpackung abzuerkennen und sie in die Einwegpfandpflicht einzubeziehen.
Tetra Paks bestehen aus einem Verbund von Karton sowie hauchdünnen Alu- und Polyethylenfolien. Die Grafik zeigt den Aufbau einer Getränkeverpackung und macht deutlich, dass diese bestenfalls nur mit großem Aufwand überhaupt recycelt werden können. Die effizienteste Möglichkeit der „Wiederverwendung“ ist eine „thermische Verwertung“, also Verbrennung. Dazu muss die Verbundverpackung jedoch nicht aufwendig in einem zweiten System gesammelt werden, sondern kann regulär über den Hausmüll entsorgt werden, da dieser in Deutschland ohnehin verbrannt wird.
Aktuell sind Tetra Paks als ökologisch vorteilhaft eingestuft und daher von der Pfandpflicht ausgenommen. Allerdings teilt die Deutsche Umwelthilfe diese vor über 10 Jahren getroffene Einschätzung des Bundesumweltamtes nicht. So sind die heutigen Getränkekartons zum einen insgesamt schwerer und haben zudem einen geringeren Zellstoffanteil und entsprechend höheren Plastikanteil.
Gestützt auf Branchenzahlen und Daten des Umweltbundesamtes behauptet die Deutsche Umwelthilfe außerdem, dass nur 36% stofflich wiederverwertet werden - was deutlich unter den von den Herstellern angegebenen 71% liegt. Laut DUH wird jeder vierte Getränkekarton nicht in der Gelben Tonne entsorgt, sondern wird in den Restmüll gegeben und folglich verbrannt. Von den Kartons, die tatsächlich in den Wertstoffkreislauf eingebracht werden, wird hauptsächlich der Zellstoff wiederverwendet - die Anteile an Plastik und Aluminium machen jedoch bis zu ein Drittel des Gesamtgewichts aus. (Das Plastik wird meist verbrannt, das Aluminium in der Zementindustrie als Bauxitersatz verwendet.)
In einer Stellungnahme weist der Fachverband Kartonverpackungen für flüssige Nahrungsmittel e.V. (FKN) die „abenteuerlichen Zahlenspielchen“ von Seiten der Deutsche Umwelthilfe scharf zurück. Insbesondere der unprofessionelle Ton der Presseerklärung weckt jedoch Zweifel an der Seriosität der präsentierten Gegendarstellung. [3]
Tatsächlich ist es laut Angabe der DUH so, dass der Fachverband Kartonverpackungen im Mai 2015 eine Unterlassungserklärung abgegeben hat und damit offiziell zugibt, dass in Deutschland kein sortenreines Recycling des Aluminiums aus Getränkekartons im industriellen Maßstab stattfindet. [4]
Fakt ist allerdings, dass mehrheitlich kein Interesse daran besteht, Getränkekartons der Pfandpflicht zu unterwerfen:
Wie so oft in Deutschland, versäumen es die eigentlich zuständigen Stellen für Klarheit zu sorgen und dem um Umweltschutz bemühten Verbraucher objektive Informationen zur Verfügung zu stellen. Aus heutiger Sicht erscheint die Mehrwegflasche als die ökologisch beste Wahl. Dies gilt allerdings auch nur bei Produkten aus der Region, denn ansonsten ist der Energieverbrauch beim Transport zu hoch.
Stand: Mai 2015
[1] http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/neue-kennzeichnung-gefordert-das-grosse-chaos-am-pfand-automaten-1.996530
[2] http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/vergessene-werte-in-kellern-und-kofferraeumen/704452.html
Studie Tetra Pak Deutsche Umwelthilfe http://www.duh.de/uploads/media/DUH-Hintergrundpapier_Getraenkekartons_171011.pdf
[3] Stellungnahme zur Kritik der DUH: http://www.getraenkekarton.de/meldungen/deutsche-umwelthilfe-duh
http://www.getraenkekarton.de/media/file/23.Faktencheck_DUH_150415.pdf
[4] http://duh.de/pressemitteilung.html?&tx_ttnews[tt_news]=3538&tx_ttnews[backPid]=84
Hintergrundpapier Deutsche Umwelthilfe (Stand 2014):
http://www.duh.de/uploads/media/Hintergrundpapier_Getr%C3%A4nkekartons_161114.pdf (1.87 MB)
Hintergrundpapier des Umweltbundesamtes aus dem Jahr 2000:
http://www.bmub.bund.de/fileadmin/bmu-import/files/pdfs/allgemein/application/pdf/hintergrundpap_oekobilanz.pdf
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In den ersten drei Jahren nach Einführung gab es verschiedene Pfandsysteme, was dazu führte, dass die jeweiligen Verpackungen nur in bestimmten Geschäften abgegeben werden konnten. Seit dem 1. Mai 2006 müssen jedoch alle Geschäfte, die Getränke in pfandpflichtigen Einwegverpackungen verkaufen, die Einwegverpackungen der jeweiligen Materialart auch zurücknehmen.
Allerdings führt über 10 Jahre nach Einführung des Einweg-Pfandes die unüberschaubare Vielfalt an Materialien, Bestimmungen und Ausnahmen noch immer für Verwirrung bei den Verbrauchern. Die Konsumenten wissen oft gar nicht, ob sie ihre Getränke in Einweg- oder Mehrwegverpackungen kaufen – was unter anderem daran liegt, dass sich die Gefäße der verschiedenen Systeme zum Verwechseln ähnlich sehen. Zudem lässt das ursprünglich vom Mehrweg-System bekannte Pfand viele Verbraucher irrtümlich annehmen, dass auch die Einwegflaschen wiederbefüllt würden. Tatsächlich werden die Einweg-Plastikflaschen normalerweise noch im Laden geschreddert. Umfragen zufolge glaubt dennoch die Hälfte der Verbraucher, dass die Pfandflasche generell gleichbedeutend mit umweltfreundlicher Mehrwegflasche ist. [1]
Insgesamt kaufen die Verbraucher in Deutschland immer seltener Mehrwegflaschen. Lag im Jahr 2004 die Mehrwegquote noch bei rund zwei Drittel, so war der Anteil der Mehrweg-Getränke im Jahr 2012 bereits auf 45,7% abgesunken. Die steigende Beliebtheit von Einwegverpackungen ist dabei unter anderem auch den Marketingstrategien von Herstellern und Händlern geschuldet. So unterbieten sich die Getränke- und Supermärkte schon seit Jahren beim Preis für Mineralwasser. Diese Billigstangebote funktionieren aber nur mit Einwegflaschen, da das Sammeln, Reinigen und Wiederbefüllen der Flaschen zu teuer wäre.
Ein vom Handel kalkulierter Nebeneffekt der pfandpflichtigen Einweg-Verpackungen: Viele Pfandflaschen werden vom Verbraucher weggeworfen statt zurückgegeben. Dieser sogenannte Pfandschlupf bedeutet für den Einzelhandel einen Zusatzgewinn. [2]
Tetra Pak
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) ist der Auffassung, die als Tetra Pak bekannten Getränkekartons seien weniger umweltfreundlich als gemeinhin angenommen und beklagt die insgesamt geringe Wiederverwertungsquote. Als Konsequenz fordert die DUH den Getränkekartons den Status als ökologisch vorteilhafte Verpackung abzuerkennen und sie in die Einwegpfandpflicht einzubeziehen.
Tetra Paks bestehen aus einem Verbund von Karton sowie hauchdünnen Alu- und Polyethylenfolien. Die Grafik zeigt den Aufbau einer Getränkeverpackung und macht deutlich, dass diese bestenfalls nur mit großem Aufwand überhaupt recycelt werden können. Die effizienteste Möglichkeit der „Wiederverwendung“ ist eine „thermische Verwertung“, also Verbrennung. Dazu muss die Verbundverpackung jedoch nicht aufwendig in einem zweiten System gesammelt werden, sondern kann regulär über den Hausmüll entsorgt werden, da dieser in Deutschland ohnehin verbrannt wird.
Aktuell sind Tetra Paks als ökologisch vorteilhaft eingestuft und daher von der Pfandpflicht ausgenommen. Allerdings teilt die Deutsche Umwelthilfe diese vor über 10 Jahren getroffene Einschätzung des Bundesumweltamtes nicht. So sind die heutigen Getränkekartons zum einen insgesamt schwerer und haben zudem einen geringeren Zellstoffanteil und entsprechend höheren Plastikanteil.
Gestützt auf Branchenzahlen und Daten des Umweltbundesamtes behauptet die Deutsche Umwelthilfe außerdem, dass nur 36% stofflich wiederverwertet werden - was deutlich unter den von den Herstellern angegebenen 71% liegt. Laut DUH wird jeder vierte Getränkekarton nicht in der Gelben Tonne entsorgt, sondern wird in den Restmüll gegeben und folglich verbrannt. Von den Kartons, die tatsächlich in den Wertstoffkreislauf eingebracht werden, wird hauptsächlich der Zellstoff wiederverwendet - die Anteile an Plastik und Aluminium machen jedoch bis zu ein Drittel des Gesamtgewichts aus. (Das Plastik wird meist verbrannt, das Aluminium in der Zementindustrie als Bauxitersatz verwendet.)
In einer Stellungnahme weist der Fachverband Kartonverpackungen für flüssige Nahrungsmittel e.V. (FKN) die „abenteuerlichen Zahlenspielchen“ von Seiten der Deutsche Umwelthilfe scharf zurück. Insbesondere der unprofessionelle Ton der Presseerklärung weckt jedoch Zweifel an der Seriosität der präsentierten Gegendarstellung. [3]
Tatsächlich ist es laut Angabe der DUH so, dass der Fachverband Kartonverpackungen im Mai 2015 eine Unterlassungserklärung abgegeben hat und damit offiziell zugibt, dass in Deutschland kein sortenreines Recycling des Aluminiums aus Getränkekartons im industriellen Maßstab stattfindet. [4]
Fakt ist allerdings, dass mehrheitlich kein Interesse daran besteht, Getränkekartons der Pfandpflicht zu unterwerfen:
- Für den Verbraucher wäre das Sammeln und Zurückbringen der TetraPaks mehr Arbeit. Es ist schlicht bequemer die Verpackung in der gelben Tonne zu entsorgen.
- Das Duale System Deutschland („Grüner Punkt“) hat kein Interesse an einer Reduzierung des Wertstoff-Volumens.
- Die Hersteller von Kartonverpackungen würden den Wettbewerbsvorteil „pfandfrei“ einbüßen und wahrscheinlich Marktanteile an alternative Verpackungen verlieren.
- Der Einzelhandel hätte mehr Arbeit und zusätzliche Kosten.
- Das Umweltbundesamt scheut offensichtlich den Konflikt und ist nicht motiviert fur Klarheit zu sorgen.
Wie so oft in Deutschland, versäumen es die eigentlich zuständigen Stellen für Klarheit zu sorgen und dem um Umweltschutz bemühten Verbraucher objektive Informationen zur Verfügung zu stellen. Aus heutiger Sicht erscheint die Mehrwegflasche als die ökologisch beste Wahl. Dies gilt allerdings auch nur bei Produkten aus der Region, denn ansonsten ist der Energieverbrauch beim Transport zu hoch.
Stand: Mai 2015
[1] http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/neue-kennzeichnung-gefordert-das-grosse-chaos-am-pfand-automaten-1.996530
[2] http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/vergessene-werte-in-kellern-und-kofferraeumen/704452.html
Studie Tetra Pak Deutsche Umwelthilfe http://www.duh.de/uploads/media/DUH-Hintergrundpapier_Getraenkekartons_171011.pdf
[3] Stellungnahme zur Kritik der DUH: http://www.getraenkekarton.de/meldungen/deutsche-umwelthilfe-duh
http://www.getraenkekarton.de/media/file/23.Faktencheck_DUH_150415.pdf
[4] http://duh.de/pressemitteilung.html?&tx_ttnews[tt_news]=3538&tx_ttnews[backPid]=84
Hintergrundpapier Deutsche Umwelthilfe (Stand 2014):
http://www.duh.de/uploads/media/Hintergrundpapier_Getr%C3%A4nkekartons_161114.pdf (1.87 MB)
Hintergrundpapier des Umweltbundesamtes aus dem Jahr 2000:
http://www.bmub.bund.de/fileadmin/bmu-import/files/pdfs/allgemein/application/pdf/hintergrundpap_oekobilanz.pdf
Tags: Einweg Mehrweg Dosen Pfand Pflicht Schlupf Plastik PET Flaschen Rücknahme Einzelhandel Preise Steuer Lenkungsabgabe Wertstoffe Recycling Duales System Deutschland Gelbe Tonne Sack Deutsche Umwelthilfe DUH Tetra Pak SIG Elopak FKN Verbund Verpackung Getränke Karton Verwertung Recycling Quote Zellstoff Plastik Aluminium Umweltbundesamt Ersatzbrennstoff Zementwerk