Da die Schulpolitik in die Kompetenz der einzelnen Bundesländer fällt,
variierten die Studiengebühren in Deutschland stark in Abhängigkeit vom jeweiligen
Bundesland des Hochschulstandortes. Üblich war eine Studiengebühr in Höhe von 500 Euro pro Semester, wobei einzelne Bundesländer
wie z.B. Bayern die Studiengebühren zwischenzeitlich nicht generell erhoben,
sondern lediglich für Langzeitstudenten sowie Absolventen von
Zweitstudiengängen.
Bereits vor der Einführung von Studiengebühren war der Zugang zu einer Hochschule in Deutschland nicht gänzlich kostenfrei, da während der Studienzeit normalerweise ein obligatorischer Semesterbeitrag zu entrichten ist. Allerdings sind Semesterbeiträge im Unterschied zu Studiengebühren Sozialbeiträge (AStA/ Studentenwerk) und beinhalten außerdem meist ein Semesterticket für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.
Bereits vor der Einführung von Studiengebühren war der Zugang zu einer Hochschule in Deutschland nicht gänzlich kostenfrei, da während der Studienzeit normalerweise ein obligatorischer Semesterbeitrag zu entrichten ist. Allerdings sind Semesterbeiträge im Unterschied zu Studiengebühren Sozialbeiträge (AStA/ Studentenwerk) und beinhalten außerdem meist ein Semesterticket für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.

Aufgrund der allgemeinen Ablehnung unter den Studierenden sowie verfassungsrechtlicher Schwierigkeiten wurden die Studiengebühren in fast allen Bundesländern mittlerweile wieder abgeschafft. Zu den Protesten der Studenten kamen der enorme administrative Aufwand in Verbindung mit der Frage inwieweit die Gebühren sozial bzw. gerecht sind: So lag z.B. die Quote der Ausnahmen und Befreiungen kurz vor der Abschaffung der Studiengebühren in Baden-Württemberg zum Sommersemester 2012 bei ca. 44%. Als offizielle Begründung für die Abschaffung der Studiengebühren wurde meist die Benachteiligung von sozialen schwächeren Bewerbern genannt.
Die Grafik zeigt das Ergebnis einer Umfrage in Deutschland und der EU zu Studiengebühren. 65% der Befragten in Deutschland waren der Meinung, der Besuch einer Universität sollte für jeden kostenlos sein, auch wenn dies bedeutet, dass die Bildungsqualität etwas schlechter wäre. [1]
Die Grafik zeigt das Ergebnis einer Umfrage in Deutschland und der EU zu Studiengebühren. 65% der Befragten in Deutschland waren der Meinung, der Besuch einer Universität sollte für jeden kostenlos sein, auch wenn dies bedeutet, dass die Bildungsqualität etwas schlechter wäre. [1]
Argumente für Studiengebühren:
Argumente gegen Studiengebühren
- Sachzwang: Aufgrund leerer Kassen der Länder, wird die Qualität der Hochschulbildung ohne alternative Finanzierungswege weiter leiden. Diese Problematik wird durch die Schuldenbremse in Zukunft noch verstärkt werden. Es werden schlicht neue Geldquellen gefunden werden müssen um den Betrieb mit entsprechendem Standard aufrecht zu erhalten. [2]
- Das klassische Argument: „Die Krankenschwester finanziert mit ihren Steuern und Abgaben das Studium des Chefarztes.“ Hintergrund: Gerade in Deutschland ist die soziale Mobilität eher gering. Mehr als zwei Drittel der Studenten entstammen der Mittel- und Oberschicht. Die Steuern aber, mit denen die Hochschulen finanziert werden, zahlen alle. Ein unentgeltliches Studium bedeutet folglich, dass allgemeine Steuermitteln benutzt werden um eine ohnehin bereits privilegierte Schicht zu alimentieren.
- Wenn keine Studiengebühren erhoben werden, finanziert der deutsche Steuerzahler den ausländischen Studenten an deutschen Unis das Studium. (Wohlgemerkt: Es ist absolut zu begrüßen, dass viele ausländische Studenten nach Deutschland kommen um an deutschen Hochschulen zu studieren. Vielfalt erweitert nicht nur geistige Horizonte, sondern legt letztlich auch die Basis für fruchtbare internationale Kontakte und spätere Handels- und Wirtschaftsbeziehungen. Es ist jedoch trotzdem nicht schlüssig, warum die hauptsächlich für den Einzelnen vorteilhafte Ausbildung von der Allgemeinheit finanziert werden soll.) [3]
- Berechnungen der fünf Wirtschaftsweisen zufolge ist der persönliche Vorteil eines Studiums größer als der Vorteil für die Gesellschaft. Daraus folgt: Es wäre ein Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit die Studierenden in Form von Studiengebühren an den Kosten ihres Studiums zu beteiligen.
- Studiengebühren würden die Bedingungen der Ausbildungswege angleichen, denn aktuell muss z.B. ein Handwerker seine Meisterausbildung überwiegend selbst finanzieren, wohingegen ein Studium von der Allgemeinheit finanziert wird.
- Wenn Studiengebühren zweckgebunden und vollständig für aktuell schlicht nicht finanzierbare Zusatzangebote wie Schaffung von Arbeitsgemeinschaften/ Seminare als Hilfsangebote, Ausweitung der Öffnungszeiten der Bibliothek, Erwerb neuer Literatur, etc. verwandt werden, kann dies die Qualität des Studiums signifikant verbessern.
- Studiengebühren könnten dazu beitragen, dass Studenten sich bemühen ihr Studium zügig zu beenden, bzw. sich vorher genauer überlegen ob und was sie studieren möchten.
- Studiengebühren könnten eine gewisse Lenkungsfunktion bezüglich der Studienwahl entfalten. „Unproduktive“ Studienfächer mit schlechten Jobaussichten wie Politologie, Soziologie, Germanistik, Philosophie, etc. würden unattraktiver. Studienfächer mit guten Jobaussichten entsprechend attraktiver.
- Insbesondere Frauen lassen sich auf Kosten der Allgemeinheit ausbilden, um dann letztendlich doch zuhause die Kinder zu hüten und bestenfalls Teilzeit zu arbeiten. Wäre ein Studium mit Kosten verbunden, könnte dies mehr Frauen dazu motivieren später ihre Arbeitskraft auch tatsächlich vollumfänglich zur Verfügung zu stellen.
- Wenn Universitäten Studiengebühren erheben, werden Studenten zu Kunden. Dies könnte dazu beitragen, dass sich Professoren tatsächlich um ihre Studenten kümmern und sie anständig betreuen, anstatt wie heute oft üblich nur ihre Lehrveranstaltung abreißen.
- Wenn die Finanzierung der Hochschulen über die Gebühren der Studierenden erfolgt, herrscht mehr Wettbewerb. Dies könnte für Universitäten Motivation für bessere Qualität der Lehre sein.
Argumente gegen Studiengebühren
- Wille der Mehrheit - Knapp zwei Drittel der Bevölkerung in Deutschland lehnen Studiengebühren ab (siehe Chart oben). [1]
- Wenn neben den Kosten für Lehrbücher, etc. auch noch Studiengebühren anfallen, werden noch mehr Menschen aus nicht privilegierten Familien vom Studium absehen. (Inwieweit Studiengebühren tatsächlich der ausschlaggebende Faktor für den Verzicht auf ein Studium sind, ist umstritten. Letztendlich hängt diese Entscheidung unter anderem von der Höhe der Gebühren, den gegebenen Finanzierungsmöglichkeiten sowie Verfügbarkeit von alternativen Ausbildungswegen ab.) [4]
- Es besteht die Gefahr, dass Studiengebühren zweckentfremdet werden. Statt direkt den Studierenden zugute zu kommen, werden z.B. Haushaltslöcher gestopft. In diesem Fall wären Studiengebühren eine verkappte Steuererhöhung, welche von einer finanziell ohnehin nicht privilegierten Bevölkerungsgruppe erbracht würde.
- Einkommensunabhängige Studiengebühren sind „ungerecht“, weil sich durch diese die Belastung zur Finanzierung öffentlicher Aufgaben nach unten verlagert. (Bei Gebühren in einheitlicher absoluter Höhe müssen Menschen mit besserem Einkommen relativ gesehen weniger finanzielle Mittel aufwenden.)
- Die Hochschulfinanzierung mittels Studiengebühren ist ineffizient, da sie einen hohen Verwaltungsaufwand nach sich zieht.
-
Sind Studiengebühren erst einmal eingeführt, scheinen sie unaufhörlich
und überproportional zu steigen. Dies ist in den USA gut zu beobachten. Hier sind die Studiengebühren/ Fees in den letzten
Jahren extrem gestiegen (siehe Chart weiter unten).
- Studiengebühren könnten dazu führen, dass Studierende gezwungen sind mehr Stunden nebenbei zu arbeiten um ihr Studium zu finanzieren. Entsprechend würde weniger Zeit für das Studium zur Verfügung stehen.
- Studiengebühren könnten bei Studenten noch größeren Leistungsdruck erzeugen. Der zusätzliche finanzielle Druck könnte den Lernerfolg belasten.
- Wenn Universitäten Studiengebühren erheben, werden Studenten zu Kunden. Dies könnte einzelne Universitäten dazu verleiten sich z.B. durch lasche Notenvergabe beliebt machen zu wollen. (Diese Strategie wurde selbstverständlich langfristig dazu führen, dass der Ruf der Universität leidet. Um kurzfristige Erfolge vorweisen zu können, könnten jedoch einige Institute der Verlockung trotzdem erliegen.)
- Die Mittel aus den Studiengebühren können Universitäten mitunter dazu verleiten, für Studenten vermeintlich attraktive Gimmicks mit schlechtem Kosten-/Nutzen Verhältnis anzuschaffen ohne die Folgekosten zu berücksichtigen.

Da die Studiengebühren aufgrund staatlicher Vorgaben nicht beliebig erhöht werden können, sind viele Colleges/ Universitäten in den USA in den letzten Jahren verstärkt dazu übergegangen schlicht immer mehr für die Unterkunft zu berechnen oder von den Studenten diverse zusätzliche Gebühren zu erheben. So ist mittlerweile eine Parking Fee oder eine Tech Fee für die technologische Ausstattung üblich. Da einige Bildungseinrichtungen bei den Fees sehr kreativ wurden und z.B. eine Sustainability Campus Fee einführten, wurde es den Instituten von staatlicher Seite vorläufig untersagt neue Gebühren einzuführen.
[1] http://de.statista.com/statistik/daten/studie/182715/umfrage/meinung-zu-studiengebuehren
[2] http://www.iwkoeln.de/de/infodienste/iw-nachrichten/beitrag/mehr-studenten-als-erwartet-studiengebuehren-aus-der-tabuzone-holen-165156
[3] http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/neue-studiengebuehrendebatte-auslaender-zieht-es-an-deutsche-hochschulen-12542921.html
[4] http://www.wzb.eu/de/pressemitteilung/gebuehren-mindern-studierneigung-nicht-0
[5] Chart: http://trends.collegeboard.org/college-pricing/figures-tables/average-rates-growth-tuition-and-fees-over-time
Tags: Studien Situation Gebühr Gegner Bezahlstudium Fach Hochschulen Universitäten Semester Beitrag Bafög Langzeitstudenten Zweitstudium Protest Gerechtigkeit Recht Bildung öffentliches Gut Bafoeg Ausgaben Steuern Sozialabgaben Allgemeinheit Staat Gesetz Bundes Verfassungsgericht Länder
[2] http://www.iwkoeln.de/de/infodienste/iw-nachrichten/beitrag/mehr-studenten-als-erwartet-studiengebuehren-aus-der-tabuzone-holen-165156
[3] http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/neue-studiengebuehrendebatte-auslaender-zieht-es-an-deutsche-hochschulen-12542921.html
[4] http://www.wzb.eu/de/pressemitteilung/gebuehren-mindern-studierneigung-nicht-0
[5] Chart: http://trends.collegeboard.org/college-pricing/figures-tables/average-rates-growth-tuition-and-fees-over-time
Tags: Studien Situation Gebühr Gegner Bezahlstudium Fach Hochschulen Universitäten Semester Beitrag Bafög Langzeitstudenten Zweitstudium Protest Gerechtigkeit Recht Bildung öffentliches Gut Bafoeg Ausgaben Steuern Sozialabgaben Allgemeinheit Staat Gesetz Bundes Verfassungsgericht Länder