Mit Beginn des Jahres 2015 wurde in Deutschland die sogenannte Biotonne verpflichtend eingeführt.
Zweck der Biotonne ist die im Haushalt anfallenden, biologisch verwertbaren Abfallstoffe zu sammeln und einer weiteren Nutzung zuzuführen, z.B. zur Kompost- oder Energiegewinnung in Biogasanlagen. Gleichzeitig soll durch die getrennte Sammlung und Verwertung von Bioabfällen die Umweltbelastung des ansonsten von offenen Deponien freigesetzten klimarelevanten Methangases reduziert werden.
Hausmülldeponien dürfen in Deutschland seit Mitte des Jahres 2005 nur noch vorbehandelte Abfälle aufnehmen, bei denen organische Bestandteile nahezu völlig entfernt sind. Insofern bemüht sich Deutschland seit einigen Jahren generell verstärkt um eine bessere Wiederverwertung des anfallenden Abfallvolumens. Generell erscheint es dazu sinnvoll, biologisch abbaubare Abfälle vorzusortieren, getrennt zu sammeln und zu verwerten.
Im Idealfall sammelt die Müllabfuhr die in den dazu bereitgestellten Tonnen gesammelten Bioabfälle in regelmäßigen Abständen ein. In vielen Kommunen werden den Bürgern jedoch keine Biotonnen zur Verfügung gestellt. Peter Kurth, Präsident des Verbandes der Energiewirtschaft, beklagte ein halbes Jahr nach der verpflichtenden Einführung der Biotonne in einem Zeitungsinterview, dass „die Hälfte der Einwohner keine Biotonne [hat], weil die Kommunen, vor allem die Großstädte, den Aufwand scheuen.“ Als Lobbyist der Energiewirtschaft bedauert er dies, denn eine flächendeckende Versorgung mit Biotonnen würde seinen Schätzungen zufolge „zwei Millionen Tonnen zusätzlicher Masse für die Biogasanlagen“ bedeuten. [1] Viele Bürger dürfte die geringe Verbreitung der Braunen Tonne insgeheim indes eher freuen, denn deren Akzeptanz ist gering.
Einige Gründe für die allgemeine Unbeliebtheit der Biotonne
- Viele Verbraucher wollen keinen stinkenden Biomüll in ihrer Küche sammeln.
- Die Trennung von organischem Abfall wird als eklig, lästig und zu zeitaufwendig empfundenen.
- Die Biotonne lockt Fliegen an. Vor allem im Sommer kann zudem eine Geruchsbelästigung entstehen.
- Die Keime in der organischen Masse sind eine potentielle Gesundheitsgefahr für Ältere und Immunschwache.
- Die Bürger wollen nicht noch eine Tonne vor der Tür, die zudem auch noch zusätzliche Kosten verursacht.
- Die Mülltrennung im Haushalt wird als unnötig angesehen. Alles könnte zusammen gesammelt und später sortiert werden.
Neben der geringen Akzeptanz der Braunen Tonne gibt es bei vielen Bürgern auch Verunsicherung bezüglich der korrekten Nutzung. Wie auch schon bei der Gelben Tonne, wissen viele Verbraucher schlicht nicht, wie die Abfälle richtig zu entsorgen sind. Erschwerend kommt hinzu, dass die Vorschriften je nach Kommune variieren, denn die verbindliche Festlegung der vor Ort in der Braunen Tonne zu sammelnden Bioabfälle trifft der lokale öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger.
Was gehört in die Biotonne?
Generell können Kaffeesatz mit Papierfilter, Brot- und Backwarenreste, Eier/ Eierschalen, Nussschalen, Milchprodukte, Naturrinde vom Käse, welke Blumen, Schalen von Obst (auch die ggf. chemisch behandelten Schalen von Zitrusfrüchten), Gemüsereste -also fast alle rohen/ gekochten/ verdorbenen Lebensmittel- ohne Verpackung in der Biotonne entsorgt werden.
Ausnahmen können für Fleisch- oder Fischreste gelten. Wenn sie gesammelt werden, sollten sie zur Vermeidung von Ungeziefer und Geruchsbelästigung möglichst in Zeitungspapier (keine Hochglanzmagazine) eingeschlagen werden. Ungeöffnete, aber bereits verdorbene Lebensmittel sollten aus der Verpackung genommen und entsprechend getrennt in Gelber und Brauner Tonne entsorgt werden. (Die ungeöffnete Packung wäre hingegen vollständig im Restmüll zu entsorgen.)
Problem Kunststofftüten und andere Fehleinwürfe
Die Verbraucher finden im Handel heutzutage vermehrt Verpackungen aus biologisch abbaubaren Kunststoffen. Insbesondere die biologisch abbaubaren Plastikbeutel werden von Konsumenten dabei gerne für die Sammlung von Bioabfall verwendet, weil die Biotonne sauber bleibt und die Tüte vermeintlich ein Teil des Komposts wird.
Die Verbraucher nehmen dabei irrtümlich an, dass die aus nachwachsenden pflanzlichen Rohstoffen wie Mais oder Weizen hergestellten Biokunststoffe in Kompostierungsanlagen verwertet werden. Tatsächlich sortieren moderne Kompostierungsanlage die meisten Störstoffe aber vollautomatisch aus. Da die Bioplastiktüten optisch praktisch nicht von anderen Plastiktüten zu unterscheiden sind, werden sie ebenfalls aussortiert und als Restabfall mit zusätzlichen Kosten entsorgt. (Die anfallenden Zusatzkosten erhöhen letztendlich die Gebühren, welche die Städte und Gemeinden den Bürgern für die Entsorgung des Bioabfalls in Rechnung stellen.) In Städten mit Müllkontrolle läuft der Bürger zudem Gefahr, dass die Braune Tonne wegen falscher Befüllung ungeleert stehen bleibt.
-> Die Küchenabfälle sollten lieber in Zeitungspapier eingewickelt und der Bioabfall in Papiertüten gesammelt werden. Damit werden die Fliegen von den Bioabfällen ferngehalten und auch der Madenbildung in der Braunen Tonne weitgehend vorgebeugt. Außerdem werden Flüssigkeiten im Bioabfall durch das Zeitungspapier gut aufgesaugt, so dass die Biotonne nicht so stark verschmutzt.
Das Konzept Biotonne geht in der Praxis derzeit nicht auf.
Laut Umweltbundesamt werden biologisch abbaubare Abfälle „getrennt gesammelt und sinnvoll verwertet“. [2] Die aus ihnen entstehen Komposte und Gärreste können als organischer Dünger genutzt werden oder Torf in Blumenerde und Pflanzsubstraten ersetzen. Wenn das bei der Vergärung entstehende Methan energetisch genutzt wird, kann die Bioabfallverwertung zudem auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Aufgrund der stetig steigenden Düngemittelpreise setzt die Landwirtschaft den Kompost immer stärker als Mehrnährstoff- und Humusdünger ein und ist mittlerweile der größte Abnehmer. Problematisch dabei ist, dass die Bürger zu viel Plastikmüll in die Biotonnen werfen und der auf den Äckern ausgebrachte Kompost aufgrund mangelhafter Sortierung mit Kunststoff versetzt ist.
Zwar wird der Bioabfall im Kompostierwerk sowohl maschinell als auch manuell sortiert und der Kompost am Ende gesiebt, aber ein gewisser Anteil an Plastikabfall verbleibt im Kompost und wird mit diesem später von den Landwirten auf den Feldern verstreut. Der Gesetzgeber beschränkt den Anteil auf höchstens 250 Gramm Plastik pro 50 kg Trockenkompost, aber auch dieser geringe Prozentsatz erscheint zu hoch, denn der Kunststoff auf den Feldern ist mehr als ein ästhetisches Ärgernis.
Problematisch erscheinen vor allem die in den Kunststoffen enthaltenen Zusatzstoffe wie Weichmacher und Flammschutzmittel, welche mit der Zeit aus dem Plastik austreten und in den Acker einsickern. Diese Stoffe könnten von den auf dem Acker angebauten Pflanzen aufgenommen werden und letztendlich über die pflanzliche Nahrung in den menschlichen Körper gelangen. Besonders problematisch erscheinen dabei endokrin aktive Substanzen wie Bisphenol A. Die hormonähnlichen Substanzen stehen im Verdacht z.B. bei schwangeren Frauen die Entwicklung des ungeborenen Kindes zu stören.
Zusätzlich könnte langfristig ein weiteres Problem entstehen: Wird das Plastik über die Jahre spröde, zerbricht es und zerfällt in kleinste Teilchen. Diese könnten vom Regen ausgespült werden, in Gräben und Flüssen und schließlich im Meer landen. Dort lagert das sogenannte Mikroplastik Schadstoffe an. Angelagert und angereichert werden insbesondere fettlösliche Substanzen, zu denen auch längst verbotene, aber im Meer schwimmende Schadstoffe wie zum Beispiel DDT oder Lindan gehören. Werden die mit Schadstoffen anreicherten Plastikpartikel dann von Meeresorganismen verschluckt, gelangen sie letztendlich auch in die Nahrung des Menschen.
Trotz der möglichen Gefahren toleriert die Bundesregierung aktuell Plastik im Kompost und erlässt für die Hersteller keine strengeren Auflagen weil viele Werke keinen besseren Kompost liefern können. Laut Landwirtschaftsministerium orientieren sich die Grenzwerte letztlich an der erwarteten technischen Machbarkeit. Tatsächlich wäre technisch mehr machbar - aber eben nur zu höheren Kosten.
Die Biotonne mag theoretisch eine gute Idee sein - aber so wie sie derzeit umgesetzt wird, ist sie ein umweltpolitischer Irrweg.
Stand: Februar 2016
[1] http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/muellentsorgung-die-haelfte-der-einwohner-hat-keine-biotonne/12075842.html
[2] https://www.umweltbundesamt.de/daten/abfall-kreislaufwirtschaft/entsorgung-verwertung-ausgewaehlter-abfallarten/bioabfaelle
Chart: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/384/bilder/dateien/2_abb_zusammensetzung-bioabfaelle_2015-12-08.pdf
Pressemitteilung Nr. 467 vom 16.12.2015: https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2015/12/PD15_467_321.html
Tags: Braune Bio Tonne Kunststoffe Fehleinwürfe Störstoffe kompostierbare Öko Plastik Tüten Weichmacher Flammschutzmittel hormonähnliche Substanzen endokrine Disruptoren Mikroplastik Kompost Natur Dünger Humus organische Abfälle Nahrung Lebensmittel Rest Haus Müll Kontrolle Abfall Recht Deponie Verordnung Recycling Kreislauf Wirtschaft Gesetz KrWG Kompostier Werk Anlage Deponien Methan Treibhauseffekt Klimaschutz Biogas Biomasse Grünschnitt Nawaro Bonus Brennstoff Heiz Kraftwerk BGK Bundesgütegemeinschaft Kompost e.V. HK aktuell Abfall Wirtschaft
Zweck der Biotonne ist die im Haushalt anfallenden, biologisch verwertbaren Abfallstoffe zu sammeln und einer weiteren Nutzung zuzuführen, z.B. zur Kompost- oder Energiegewinnung in Biogasanlagen. Gleichzeitig soll durch die getrennte Sammlung und Verwertung von Bioabfällen die Umweltbelastung des ansonsten von offenen Deponien freigesetzten klimarelevanten Methangases reduziert werden.
Hausmülldeponien dürfen in Deutschland seit Mitte des Jahres 2005 nur noch vorbehandelte Abfälle aufnehmen, bei denen organische Bestandteile nahezu völlig entfernt sind. Insofern bemüht sich Deutschland seit einigen Jahren generell verstärkt um eine bessere Wiederverwertung des anfallenden Abfallvolumens. Generell erscheint es dazu sinnvoll, biologisch abbaubare Abfälle vorzusortieren, getrennt zu sammeln und zu verwerten.
Im Idealfall sammelt die Müllabfuhr die in den dazu bereitgestellten Tonnen gesammelten Bioabfälle in regelmäßigen Abständen ein. In vielen Kommunen werden den Bürgern jedoch keine Biotonnen zur Verfügung gestellt. Peter Kurth, Präsident des Verbandes der Energiewirtschaft, beklagte ein halbes Jahr nach der verpflichtenden Einführung der Biotonne in einem Zeitungsinterview, dass „die Hälfte der Einwohner keine Biotonne [hat], weil die Kommunen, vor allem die Großstädte, den Aufwand scheuen.“ Als Lobbyist der Energiewirtschaft bedauert er dies, denn eine flächendeckende Versorgung mit Biotonnen würde seinen Schätzungen zufolge „zwei Millionen Tonnen zusätzlicher Masse für die Biogasanlagen“ bedeuten. [1] Viele Bürger dürfte die geringe Verbreitung der Braunen Tonne insgeheim indes eher freuen, denn deren Akzeptanz ist gering.
Einige Gründe für die allgemeine Unbeliebtheit der Biotonne
- Viele Verbraucher wollen keinen stinkenden Biomüll in ihrer Küche sammeln.
- Die Trennung von organischem Abfall wird als eklig, lästig und zu zeitaufwendig empfundenen.
- Die Biotonne lockt Fliegen an. Vor allem im Sommer kann zudem eine Geruchsbelästigung entstehen.
- Die Keime in der organischen Masse sind eine potentielle Gesundheitsgefahr für Ältere und Immunschwache.
- Die Bürger wollen nicht noch eine Tonne vor der Tür, die zudem auch noch zusätzliche Kosten verursacht.
- Die Mülltrennung im Haushalt wird als unnötig angesehen. Alles könnte zusammen gesammelt und später sortiert werden.
Neben der geringen Akzeptanz der Braunen Tonne gibt es bei vielen Bürgern auch Verunsicherung bezüglich der korrekten Nutzung. Wie auch schon bei der Gelben Tonne, wissen viele Verbraucher schlicht nicht, wie die Abfälle richtig zu entsorgen sind. Erschwerend kommt hinzu, dass die Vorschriften je nach Kommune variieren, denn die verbindliche Festlegung der vor Ort in der Braunen Tonne zu sammelnden Bioabfälle trifft der lokale öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger.
Was gehört in die Biotonne?
Generell können Kaffeesatz mit Papierfilter, Brot- und Backwarenreste, Eier/ Eierschalen, Nussschalen, Milchprodukte, Naturrinde vom Käse, welke Blumen, Schalen von Obst (auch die ggf. chemisch behandelten Schalen von Zitrusfrüchten), Gemüsereste -also fast alle rohen/ gekochten/ verdorbenen Lebensmittel- ohne Verpackung in der Biotonne entsorgt werden.
Ausnahmen können für Fleisch- oder Fischreste gelten. Wenn sie gesammelt werden, sollten sie zur Vermeidung von Ungeziefer und Geruchsbelästigung möglichst in Zeitungspapier (keine Hochglanzmagazine) eingeschlagen werden. Ungeöffnete, aber bereits verdorbene Lebensmittel sollten aus der Verpackung genommen und entsprechend getrennt in Gelber und Brauner Tonne entsorgt werden. (Die ungeöffnete Packung wäre hingegen vollständig im Restmüll zu entsorgen.)
Problem Kunststofftüten und andere Fehleinwürfe
Die Verbraucher finden im Handel heutzutage vermehrt Verpackungen aus biologisch abbaubaren Kunststoffen. Insbesondere die biologisch abbaubaren Plastikbeutel werden von Konsumenten dabei gerne für die Sammlung von Bioabfall verwendet, weil die Biotonne sauber bleibt und die Tüte vermeintlich ein Teil des Komposts wird.
Die Verbraucher nehmen dabei irrtümlich an, dass die aus nachwachsenden pflanzlichen Rohstoffen wie Mais oder Weizen hergestellten Biokunststoffe in Kompostierungsanlagen verwertet werden. Tatsächlich sortieren moderne Kompostierungsanlage die meisten Störstoffe aber vollautomatisch aus. Da die Bioplastiktüten optisch praktisch nicht von anderen Plastiktüten zu unterscheiden sind, werden sie ebenfalls aussortiert und als Restabfall mit zusätzlichen Kosten entsorgt. (Die anfallenden Zusatzkosten erhöhen letztendlich die Gebühren, welche die Städte und Gemeinden den Bürgern für die Entsorgung des Bioabfalls in Rechnung stellen.) In Städten mit Müllkontrolle läuft der Bürger zudem Gefahr, dass die Braune Tonne wegen falscher Befüllung ungeleert stehen bleibt.
-> Die Küchenabfälle sollten lieber in Zeitungspapier eingewickelt und der Bioabfall in Papiertüten gesammelt werden. Damit werden die Fliegen von den Bioabfällen ferngehalten und auch der Madenbildung in der Braunen Tonne weitgehend vorgebeugt. Außerdem werden Flüssigkeiten im Bioabfall durch das Zeitungspapier gut aufgesaugt, so dass die Biotonne nicht so stark verschmutzt.
Das Konzept Biotonne geht in der Praxis derzeit nicht auf.
Laut Umweltbundesamt werden biologisch abbaubare Abfälle „getrennt gesammelt und sinnvoll verwertet“. [2] Die aus ihnen entstehen Komposte und Gärreste können als organischer Dünger genutzt werden oder Torf in Blumenerde und Pflanzsubstraten ersetzen. Wenn das bei der Vergärung entstehende Methan energetisch genutzt wird, kann die Bioabfallverwertung zudem auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Aufgrund der stetig steigenden Düngemittelpreise setzt die Landwirtschaft den Kompost immer stärker als Mehrnährstoff- und Humusdünger ein und ist mittlerweile der größte Abnehmer. Problematisch dabei ist, dass die Bürger zu viel Plastikmüll in die Biotonnen werfen und der auf den Äckern ausgebrachte Kompost aufgrund mangelhafter Sortierung mit Kunststoff versetzt ist.
Zwar wird der Bioabfall im Kompostierwerk sowohl maschinell als auch manuell sortiert und der Kompost am Ende gesiebt, aber ein gewisser Anteil an Plastikabfall verbleibt im Kompost und wird mit diesem später von den Landwirten auf den Feldern verstreut. Der Gesetzgeber beschränkt den Anteil auf höchstens 250 Gramm Plastik pro 50 kg Trockenkompost, aber auch dieser geringe Prozentsatz erscheint zu hoch, denn der Kunststoff auf den Feldern ist mehr als ein ästhetisches Ärgernis.
Problematisch erscheinen vor allem die in den Kunststoffen enthaltenen Zusatzstoffe wie Weichmacher und Flammschutzmittel, welche mit der Zeit aus dem Plastik austreten und in den Acker einsickern. Diese Stoffe könnten von den auf dem Acker angebauten Pflanzen aufgenommen werden und letztendlich über die pflanzliche Nahrung in den menschlichen Körper gelangen. Besonders problematisch erscheinen dabei endokrin aktive Substanzen wie Bisphenol A. Die hormonähnlichen Substanzen stehen im Verdacht z.B. bei schwangeren Frauen die Entwicklung des ungeborenen Kindes zu stören.
Zusätzlich könnte langfristig ein weiteres Problem entstehen: Wird das Plastik über die Jahre spröde, zerbricht es und zerfällt in kleinste Teilchen. Diese könnten vom Regen ausgespült werden, in Gräben und Flüssen und schließlich im Meer landen. Dort lagert das sogenannte Mikroplastik Schadstoffe an. Angelagert und angereichert werden insbesondere fettlösliche Substanzen, zu denen auch längst verbotene, aber im Meer schwimmende Schadstoffe wie zum Beispiel DDT oder Lindan gehören. Werden die mit Schadstoffen anreicherten Plastikpartikel dann von Meeresorganismen verschluckt, gelangen sie letztendlich auch in die Nahrung des Menschen.
Trotz der möglichen Gefahren toleriert die Bundesregierung aktuell Plastik im Kompost und erlässt für die Hersteller keine strengeren Auflagen weil viele Werke keinen besseren Kompost liefern können. Laut Landwirtschaftsministerium orientieren sich die Grenzwerte letztlich an der erwarteten technischen Machbarkeit. Tatsächlich wäre technisch mehr machbar - aber eben nur zu höheren Kosten.
Die Biotonne mag theoretisch eine gute Idee sein - aber so wie sie derzeit umgesetzt wird, ist sie ein umweltpolitischer Irrweg.
Stand: Februar 2016
[1] http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/muellentsorgung-die-haelfte-der-einwohner-hat-keine-biotonne/12075842.html
[2] https://www.umweltbundesamt.de/daten/abfall-kreislaufwirtschaft/entsorgung-verwertung-ausgewaehlter-abfallarten/bioabfaelle
Chart: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/384/bilder/dateien/2_abb_zusammensetzung-bioabfaelle_2015-12-08.pdf
Pressemitteilung Nr. 467 vom 16.12.2015: https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2015/12/PD15_467_321.html
Tags: Braune Bio Tonne Kunststoffe Fehleinwürfe Störstoffe kompostierbare Öko Plastik Tüten Weichmacher Flammschutzmittel hormonähnliche Substanzen endokrine Disruptoren Mikroplastik Kompost Natur Dünger Humus organische Abfälle Nahrung Lebensmittel Rest Haus Müll Kontrolle Abfall Recht Deponie Verordnung Recycling Kreislauf Wirtschaft Gesetz KrWG Kompostier Werk Anlage Deponien Methan Treibhauseffekt Klimaschutz Biogas Biomasse Grünschnitt Nawaro Bonus Brennstoff Heiz Kraftwerk BGK Bundesgütegemeinschaft Kompost e.V. HK aktuell Abfall Wirtschaft