"Die deutsche Bauwirtschaft und Ingenieurskunst genießen weltweit einen hervorragenden Ruf. Dennoch werfen eine Reihe aktueller Bauprojekte mit erheblichen Kosten- und Terminüberschreitungen (z. B. Stuttgart 21, Flughafen BER, Elbphilharmonie Hamburg) die Frage auf, ob oder inwieweit es strukturelle Defizite bei Planung und Realisierung von Großprojekten in Deutschland gibt. Bürgerinnen und Bürger zweifeln zunehmend die Fähigkeit von Politik, Verwaltung und Wirtschaft an, Großprojekte erfolgreich durchzuführen. Hinzu kommt der Ärger über offensichtlich zu niedrig kalkulierte Baukosten." [1]
Neben den eingangs genannten Bauprojekten mit explodierenden Kosten gibt es viele weitere Projekte in Deutschland bei denen der vorgesehene Kostenrahmen bereits überschritten wurde oder dieser insgesamt wenig realistisch erscheint:
In dem vom Bund der Steuerzahler veröffentlichten Schwarzbuch "Die öffentliche Verschwendung 2013“ wird festgestellt, dass bei Großbauvorhaben oft elementare gesetzliche Vorschriften missachtet werden. Die massiven Überschreitungen der ursprünglichen Baukosten entstehen oft durch von der Politik und der Verwaltung hausgemachte Probleme. Gemäß Steuerzahlerbund sind die Kostensteigerungen durch solide Planung und realistische Finanzierung meist vermeidbar.
Stand: Januar 2015
[1] Zitat der Webseite der Reformkommission Bau von Großprojekten.
http://www.bmvbs.de/SharedDocs/DE/Artikel/UI/reformkommission-bau-von-grossprojekten.html
[2] http://www.tagesspiegel.de/berlin/berliner-flughafen-hartmut-mehdorn-will-noch-mehr-geld-fuer-den-ber/10124948.html
[3] http://www.welt.de/politik/deutschland/article120539222/Das-naechste-Grab-fuer-Steuerzahler-Millionen.html
[4] http://www.hna.de/reise/flughafen-kassel-calden-eroeffnung-nach-15-jahren-kritiker-prophezeien-verluste-zr-2833749.html
[5] http://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-finanzen/mieten-und-wohnen/nach-stuttgart-21-stuttgart-plant-ein-neues-grossprojekt-13370505.html
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Neben den eingangs genannten Bauprojekten mit explodierenden Kosten gibt es viele weitere Projekte in Deutschland bei denen der vorgesehene Kostenrahmen bereits überschritten wurde oder dieser insgesamt wenig realistisch erscheint:
- Der Flughafen Berlin Bandenburg (BER) ist wohl das bekannteste Beispiel für ein gescheitertes Bauprojekt in Deutschland. Neben diversen Konstruktions- und Baufehlern z.B. beim Brandschutz, gibt es außerdem Diskussionen um grundsätzliche Fehlplanungen bezüglich der Kapazitäten. In der frühen Bauphase wurden die Kosten auf ca. 2,5 Milliarden Euro geschätzt, mittlerweile kann mit Kosten in Höhe von insgesamt 6 Milliarden Euro gerechnet werden. [2]
- Auch beim Berliner Hauptbahnhof überstiegen die tatsächlichen Kosten die ursprüngliche Prognose bei weitem. Anfangs sollte der Bau ca. 300 Millionen Euro kosten. Letztlich wurden es1,2 Milliarden Euro - bereits notwendige Reparaturarbeiten nicht eingeschlossen. Denn aufgrund mangelhafter Schrauben an den Übergängen der Gleisbrücken muss der erst acht Jahre alte Bahnhof im Laufe des Jahres 2015 für voraussichtlich drei Monate zwecks Reparaturen gesperrt werden. Die Bahn rechnet dafür mit einem Sanierungsaufwand von rund 25 Millionen Euro.
- Das Berliner Stadtschloss soll im Jahr 2019 wieder eröffnet werden. Die Baukosten werden sich wohl auf über 600 Millionen Euro belaufen. Da der Berliner Haushaltsausschuss im Jahr 2007 die Baukosten auf maximal 552 Millionen Euro begrenzt hatte, ist nach Meinung des Ex-Bürgermeisters Wowereit nicht das Land Berlin, sondern der Bund für etwaige Mehrkosten beim Bau zuständig. Die Kosten der Rekonstruktion der historischen Fassade in Höhe von ca. 80 Millionen Euro sollen private Spender aufbringen. Da allerdings gemäß einer vor einigen Jahren von der Zeitschrift Stern durchgeführten Umfrage lediglich 30% der Bürger die Rekonstruktion des Stadtschlosses befürworten, erscheint es fraglich, ob genug solvente Spender gefunden werden können.
- Für das geplante Besucher- und Informationszentrum des Bundestags sind Baukosten von 200 Millionen Euro vorgesehen. Unter Einbeziehung der Risiken durch komplizierte Bautechnik und die Baupreissteigerungen werden die Kosten laut Reformkommission eher 500 Millionen Euro betragen. [3]
- Dresden: Auch bei der im Dresdner Elbtal gelegenen Waldschlösschenbrücke wurden die ursprünglich prognostizierten Gesamtkosten von 157 Mio. Euro weit überschritten. Im Juni 2013 wurden die Kosten mit knapp 182 Mio. € angegeben.
- Duisburg: Ein teils frei schwebender Stahlkubus auf den Silos des Kunstmuseums Küppersmühle in Duisburg sollte ursprünglich ein Zeichen im Kulturhauptstadtjahr 2010 setzen. Die Kosten des Projektes wurden auf 25 Millionen Euro geschätzt. Massive Fehler bei der Bauausführung ließen jedoch die Kosten explodieren wodurch das städtische Wohnungsbauunternehmen Gebag fast in die Insolvenz getrieben und das Projekt letztlich nie vollendet wurde. Neben den Baukosten fielen für die im Jahr 2014 schließlich erfolgte Demontage der Stahlkonstruktion noch einmal Kosten von fast 1 Million Euro an.
- Eifel: Ursprünglich sollte der Ausbau des Nürburgrings komplett privat finanziert werden. Da aber kein Investor gefunden werden konnte, zahlte das Land Rheinland-Pfalz das Projekt einfach aus Steuergeldern, so dass mit dem Bau begonnen werden konnte. (Landesfinanzminister Ingolf Deubel trat am 7. Juli 2009 zurück und wurde später zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.) Insgesamt wurden ca. 350 Millionen Euro an Steuergeldern in das Freizeit- und Erlebniszentrum investiert. Nachdem die Nürburgring GmbH im Sommer 2012 Insolvenz angemeldet hatte, wurde die Strecke zum 1. Januar 2015 an den Autoteilezulieferer Capricorn verkauft.
- Hamburg: Ursprünglich sollte die Hamburger Elbphilharmonie bereits im Jahr 2010 eröffnet werden. Aufgrund massiver Planungsfehler sowie Auseinandersetzungen zwischen dem Baukonzern Hochtief und der Stadt Hamburg verzögerte sich der Bau erheblich und der Termin musste mehrfach verschoben werden. Entsprechend stiegen die Gesamtosten von den ursprünglich geplanten 77 Millionen Euro auf fast 800 Millionen (!) Euro. Nach aktueller Planung soll das Gebäude im Oktober 2016 offiziell übergeben werden. Ab November 2016 soll die 4000 Quadratmeter große Plaza der Öffentlichkeit zugänglich sein und die Elbphilharmonie nach rund siebenjähriger Verspätung im Januar 2017 schließlich endgültig eröffnet werden.
- Kassel: Die ursprünglich mit ca. 150 Millionen Euro bezifferten Baukosten des Reginalflughafens Kassel-Calden summierten sich letztlich auf über 270 Millionen Euro. Der Anfang des Jahres 2015 in Kassel Airport umbenannte Flughafen macht seit seiner Eröffnung Millionenverluste. [4]
- Köln: Die im Bau befindliche Nord-Süd-Stadtbahn in Köln soll mit einer Tunnelstrecke unter der Altstadt zwischen dem Innenstadttunnel und dem Rhein das bestehende Netz der Kölner Stadtbahn erweitern. Die Baukosten werden auf mindestens 1,1 Milliarden Euro geschätzt. Allerdings ist das Projekt ist nicht nur teuer, sondern auch von spektakulären Pannen geprägt - wie dem Einsturz des Historischen Stadtarchivs. Die komplette Strecke soll nach aktuellen Plänen erst im Jahr 2017/2018 fertig sein, ab 2016 werden Teilbereiche im Süden der Domstadt in Betrieb genommen.
- Moseltal: Die Gesamtkosten für das 25 Kilometer lange Teilstück der B50 bei Ürzig im Moseltal belaufen sich auf etwa 330 Millionen Euro. Die Gegner des Projekts bezweifeln dessen Nutzen und warnen vor einem erheblichen Eingriff in das Landschaftsbild und die daraus entstehenden negativen Folgen für den Tourismus der Region.
- Saarbrücken: Eigentlich sollte mit dem IV. Pavillon des Saarland-Museums und der Modernen Galerie in Saarbrücken ein Prestigeprojekt realisiert werden. Allerdings beginnt das Desaster schon bei der Wahl des Siegerentwurfes, denn die Jury kürt im Jahr 2007 aus 350 internationalen Entwürfe einen Gewinner, dessen Entwurf nicht realisiert werden darf, weil er die Vorgaben des Wettbewerbes außer Acht lässt. Die Politik mischt sich ein und drängt auf Realisierung. Nach Jahren der Bauverzögerung haben sich die ursprünglich veranschlagten Kosten in Höhe von neun Millionen Euro mittlerweile mehr als verdreifacht. Bisher steht in bester Lage in Saarbrücken unweit des Staatstheaters lediglich ein Rohbau. Der hässliche Betonklotz hat zudem laut einem Gutachten zahlreiche Baumängel. Die Landesregierung will trotzdem an dem kostenintensiven und umstrittenen Projekt festhalten.
- Stuttgart 21 ist neben BER ein Synonym für potentiell unsinnige und zu teure Bauprojekte in Deutschland. Nach massiven Protesten sprach sich Ende des Jahres 2011 in einer Abstimmung allerdings eine Mehrheit der Bevölkerung für das Projekt aus. Der Bundesrechnungshof hatte die veranschlagten Baukosten bereits vor Jahren als viel zu gering kritisiert. Die Deutsche Bahn hatte diese Einschätzung damals zurückgewiesen. Inzwischen sind Dokumente veröffentlicht worden, die belegen, dass die Bahn vorsätzlich hohe Mehrkosten verschwiegen hat. Tatsächlich mussten die prognostizierten Baukosten bereits mehrfach nach oben angepasst werden. Die Deutsche Bahn bezifferte die Kosten zuerst auf ca. 4,5 Milliarden Euro, hat diese aber mittlerweile um rund zwei Milliarden Euro erhöht.
- Stuttgart - Bad Cannstatt: Nach mehrjähriger Planung soll in 2015 mit den ersten Bauarbeiten begonnen werden. Da unter anderem eine 600 Meter lange Lärmschutzwand gebaut werden muss, müssen insgesamt vorab rund 4,5 Millionen Euro investiert werden, bevor die ersten Wohnungen entstehen können. [5]
- Wilhelmshaven: Der JadeWeserPort verursachte ca. 100 Millionen Euro Mehrkosten und erwirtschaftet bisher keinen Gewinn.
In dem vom Bund der Steuerzahler veröffentlichten Schwarzbuch "Die öffentliche Verschwendung 2013“ wird festgestellt, dass bei Großbauvorhaben oft elementare gesetzliche Vorschriften missachtet werden. Die massiven Überschreitungen der ursprünglichen Baukosten entstehen oft durch von der Politik und der Verwaltung hausgemachte Probleme. Gemäß Steuerzahlerbund sind die Kostensteigerungen durch solide Planung und realistische Finanzierung meist vermeidbar.
Stand: Januar 2015
[1] Zitat der Webseite der Reformkommission Bau von Großprojekten.
http://www.bmvbs.de/SharedDocs/DE/Artikel/UI/reformkommission-bau-von-grossprojekten.html
[2] http://www.tagesspiegel.de/berlin/berliner-flughafen-hartmut-mehdorn-will-noch-mehr-geld-fuer-den-ber/10124948.html
[3] http://www.welt.de/politik/deutschland/article120539222/Das-naechste-Grab-fuer-Steuerzahler-Millionen.html
[4] http://www.hna.de/reise/flughafen-kassel-calden-eroeffnung-nach-15-jahren-kritiker-prophezeien-verluste-zr-2833749.html
[5] http://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-finanzen/mieten-und-wohnen/nach-stuttgart-21-stuttgart-plant-ein-neues-grossprojekt-13370505.html
Tags: Berlin Stadt Schloss Hauptstadt Flughafen BER, Elbphilharmonie Hamburg, Stuttgart 21, Kassel-Calden, Bau Großprojekte, Kostenexplosion, Bürger, Steuergelder, Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Ingenieur Leistung, Qualitätsarbeit, Made in Germany, Deutschland, Wettbewerbsfähigkeit