Freies Lernen bezeichnet ein vom Kind geleitetes Lernen im eigenen Wohn- und Lebensumfeld. Im Unterschied zur klassischen Form des Hausunterrichts wird bewusst kein Versuch unternommen, die traditionelle Schule und ihre Lehrpläne zu Hause nachzuahmen. Es gibt keinen geplanten Unterricht oder bestimmte Zeiten am Tag, für die schulähnliche Aktivitäten vorgeschrieben sind. Themen werden behandelt, wenn das Interesse des Kindes danach verlangt. Die Bezugspersonen sind weniger Lehrer im schulischen Sinne, als vielmehr Unterstützer und Begleiter der Lernprozesse.
Lernen an einer Schule widernatürlich und daher tendenziell demotivierend und nicht effizient. Zudem sehen einige Befürworter des Freien Lernens in dem Zwangsunterricht der klassischen Schule eine Verletzung der Rechte der Kinder.
Die Kritiker halten dem entgegen, dass beim Freien Lernen kein bestimmtes Bildungsniveau sichergestellt werden kann. Dieser gedankliche Ansatz setzt allerdings voraus, dass ein normiertes Bildungsniveau erstrebenswert und möglich ist. Beides kann infrage gestellt werden.
Niemand dürfte bestreiten, dass Kinder einen natürlichen Wissensdurst haben. Allerdings wird dieser im aktuellen Schulsystem nicht gefördert. Die tatsächliche Wissensaneignung ist irrelevant, belohnt wird lediglich die Fähigkeit, in Tests gut abzuschneiden.
Experiment Hole-In-The-Wall
1999 startete Sugata Mitra für NIIT das Experiment „Hole in the Wall“, um das Lernverhalten von Kindern in einer Umgebung ohne Anleitung und Überwachung zu überprüfen. Ebenfalls von Interesse war für den Wissenschaftler, ob sich Kinder aus unterschiedlichen Schichten im Lernverhalten und im Lerneifer unterscheiden. Für das Experiment wurden in einem Slum in Neu-Delhi Computer mit Internetzugang in Maueröffnungen installiert (daher die Bezeichnung „Hole in the Wall“), die nur über eine Videokamera überwacht wurden. Das überraschende Ergebnis: Zunächst nahmen die Kinder Maus und Tastatur nur als Spielzeug wahr, aber nachdem sie sich selbst die grundlegenden Funktionsweisen beigebracht hatten, wurden daraus Mittel zum Zweck – die Kinder nutzten den Computer, um sich in ihren Interessensgebieten weiterzubilden. Das Experiment zeigte, dass Kinder allein durch Wissbegierde und Neugier zum Lernen motiviert werden und in der Lage sind, sich selbstständig und in gegenseitigem Austausch Dinge beizubringen – ohne Eingreifen durch einen Lehrer. Auch veränderte sich das soziale Verhalten der Kinder – Wissen wurde zum Wert. Dabei spielt die Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Schicht keine Rolle. [1]
Wenn das Konzept des Freien Lernens funktioniert, bedeutet dies auch, dass die Bedeutung des Lehrers als Wissensvermittler praktisch irrelevant ist. Dies ist für das Selbstverständnis klassischer Lehrer, sowie deren „Qualifikation“ ein fundamentales Problem. Entsprechend gering dürfte die Zahl ausgebildeter Lehrer sein, welche das Konzept des Freien Lernens unterstützen.
Stand: Februar 2018
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Hole_in_the_Wall
Tags: Bildung Niveau Leistung Messung PISA Quantifizierung Schulpflicht Schulbesuch Bildungsfreiheit Pro Natürlich Lernen Leben ohne Schule Schulfrei Freilerner John Caldwell Holt Antipädagogik Deschooling Unschooling Bulimielernen
Lernen an einer Schule widernatürlich und daher tendenziell demotivierend und nicht effizient. Zudem sehen einige Befürworter des Freien Lernens in dem Zwangsunterricht der klassischen Schule eine Verletzung der Rechte der Kinder.
Die Kritiker halten dem entgegen, dass beim Freien Lernen kein bestimmtes Bildungsniveau sichergestellt werden kann. Dieser gedankliche Ansatz setzt allerdings voraus, dass ein normiertes Bildungsniveau erstrebenswert und möglich ist. Beides kann infrage gestellt werden.
Niemand dürfte bestreiten, dass Kinder einen natürlichen Wissensdurst haben. Allerdings wird dieser im aktuellen Schulsystem nicht gefördert. Die tatsächliche Wissensaneignung ist irrelevant, belohnt wird lediglich die Fähigkeit, in Tests gut abzuschneiden.
Experiment Hole-In-The-Wall
1999 startete Sugata Mitra für NIIT das Experiment „Hole in the Wall“, um das Lernverhalten von Kindern in einer Umgebung ohne Anleitung und Überwachung zu überprüfen. Ebenfalls von Interesse war für den Wissenschaftler, ob sich Kinder aus unterschiedlichen Schichten im Lernverhalten und im Lerneifer unterscheiden. Für das Experiment wurden in einem Slum in Neu-Delhi Computer mit Internetzugang in Maueröffnungen installiert (daher die Bezeichnung „Hole in the Wall“), die nur über eine Videokamera überwacht wurden. Das überraschende Ergebnis: Zunächst nahmen die Kinder Maus und Tastatur nur als Spielzeug wahr, aber nachdem sie sich selbst die grundlegenden Funktionsweisen beigebracht hatten, wurden daraus Mittel zum Zweck – die Kinder nutzten den Computer, um sich in ihren Interessensgebieten weiterzubilden. Das Experiment zeigte, dass Kinder allein durch Wissbegierde und Neugier zum Lernen motiviert werden und in der Lage sind, sich selbstständig und in gegenseitigem Austausch Dinge beizubringen – ohne Eingreifen durch einen Lehrer. Auch veränderte sich das soziale Verhalten der Kinder – Wissen wurde zum Wert. Dabei spielt die Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Schicht keine Rolle. [1]
Wenn das Konzept des Freien Lernens funktioniert, bedeutet dies auch, dass die Bedeutung des Lehrers als Wissensvermittler praktisch irrelevant ist. Dies ist für das Selbstverständnis klassischer Lehrer, sowie deren „Qualifikation“ ein fundamentales Problem. Entsprechend gering dürfte die Zahl ausgebildeter Lehrer sein, welche das Konzept des Freien Lernens unterstützen.
Stand: Februar 2018
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Hole_in_the_Wall
Tags: Bildung Niveau Leistung Messung PISA Quantifizierung Schulpflicht Schulbesuch Bildungsfreiheit Pro Natürlich Lernen Leben ohne Schule Schulfrei Freilerner John Caldwell Holt Antipädagogik Deschooling Unschooling Bulimielernen