Am 31.05.2013 von Spiegel Online veröffentlichter Gastbeitrag von Herrn Bofinger: "Folgen der Niedrigzinsen: Blase - na und?"
Als Beweis, dass die Politik des billigen Geldes zu keiner abnormen Steigerung der Vermögenspreise führt, nennt Herr Bofinger die Immobilienpreise. Diese lägen "global gesehen noch unter den Niveaus, die sie am Ende des Booms im Sommer 2007 erreicht hatten.“
Es ist erstaunlich, wie ein Preisniveau, das durch Platzen der Blase als Übertreibung identifiziert wurde, als Referenzwert dienen soll.
Herr Bofinger hält es für "grundsätzlich schwierig, Blasen genau zu diagnostizieren". Er ist jedoch der Meinung, dass man "zwischen gutartigen und bösartigen Blasen unterscheiden" kann. Blasen auf Immobilienmärkten stuft er als gefährlich ein, insbesondere wenn viele kreditfinanzierte Immobilien neu auf den Markt kommen. Allerdings ist er der Meinung, dass Immobilien in Deutschland derzeit nicht übermäßig auf Pump gekauft werden.
Zumindest im privaten Bereich ist beim Ersterwerb einer Immobilie die Vollfinanzierung durchaus üblich. Viele Darlehensnehmer decken mit ihrem Eigenkapital lediglich die beim Immobilienerwerb anfallenden Nebenkosten ab. Um die monatliche Kreditrate gering zu halten, wird darüber hinaus trotz niedriger Zinsen oft eine recht niedrige Tilgungsleistung vereinbart.
Da Anleihen nach Meinung von Herrn Bofinger in der Regel von langfristigen und auf Sicherheit bedachten Investoren, wie beispielsweise Versicherungen und Pensionsfonds, erworben werden, sieht er an den Anleihemärkten keine Probleme. Diese Investoren halten die Anleihen ohnehin bis zum Ende der Laufzeit und "wenn die Zinsen sinken und die Kurse steigen ist das für solche Anleger ebenso wenig von Bedeutung wie ein eintretender Kursverlust, wenn die Zinsen während der Laufzeit wieder steigen." Ergo: "Zu den besonders gutartigen Blasen zählen Blasen auf den Anleihemärkten."
Nicht nur für hochverschuldete Staaten, die bei steigenden Zinsen mehr Geld für den Schuldendienst aufbringen müssen, hätte ein Crash auf dem Anleihemarkt mit fallenden Kursen und steigenden Zinsen tatsächlich vielfach negative Auswirkungen. So würden z.B. die Investoren massiven Druck auf die Währungen der Schwellenländern erzeugen, wenn sie bei steigenden Zinsen ihr Geld aus diesen Landern abziehen und dieses vorzugsweise wieder in vermeintlich sicheren Ländern wie USA investieren. Schwellenländer, die aufgrund von Leistungsbilanzdefiziten auf Kapitalzufluss angewiesen sind, würden enorme Finanzierungsprobleme bekommen.
Die wahre Gefahr sieht Herr Bofinger in einer Rezession die in eine Deflation übergeht. "Zusammen mit der hohen Verschuldung privater und öffentlicher Haushalte wäre das eine echte Bedrohung für das gesamte Bankensystem."
Interessant, wie Herr Bofinger einerseits einräumt, dass der Staat bereits hochverschuldet ist - und andererseits immer mehr billiges Geld, eine unbeschränkte Ausweitung der Verschuldung zur vermeintlichen Konjunkturstimulierung sowie Eurobonds, also letztlich die Ausweitung der Haftung auf Schulden anderer Länder, seit Jahren seine Standardantwort auf die Krise ist. Diese Politik wird seit Jahren betrieben. Die Erfolge sind eher bescheiden.
Siehe: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/peter-bofinger-keine-angst-vor-spekulationsblasen-a-902978.html
Als Beweis, dass die Politik des billigen Geldes zu keiner abnormen Steigerung der Vermögenspreise führt, nennt Herr Bofinger die Immobilienpreise. Diese lägen "global gesehen noch unter den Niveaus, die sie am Ende des Booms im Sommer 2007 erreicht hatten.“
Es ist erstaunlich, wie ein Preisniveau, das durch Platzen der Blase als Übertreibung identifiziert wurde, als Referenzwert dienen soll.
Herr Bofinger hält es für "grundsätzlich schwierig, Blasen genau zu diagnostizieren". Er ist jedoch der Meinung, dass man "zwischen gutartigen und bösartigen Blasen unterscheiden" kann. Blasen auf Immobilienmärkten stuft er als gefährlich ein, insbesondere wenn viele kreditfinanzierte Immobilien neu auf den Markt kommen. Allerdings ist er der Meinung, dass Immobilien in Deutschland derzeit nicht übermäßig auf Pump gekauft werden.
Zumindest im privaten Bereich ist beim Ersterwerb einer Immobilie die Vollfinanzierung durchaus üblich. Viele Darlehensnehmer decken mit ihrem Eigenkapital lediglich die beim Immobilienerwerb anfallenden Nebenkosten ab. Um die monatliche Kreditrate gering zu halten, wird darüber hinaus trotz niedriger Zinsen oft eine recht niedrige Tilgungsleistung vereinbart.
Da Anleihen nach Meinung von Herrn Bofinger in der Regel von langfristigen und auf Sicherheit bedachten Investoren, wie beispielsweise Versicherungen und Pensionsfonds, erworben werden, sieht er an den Anleihemärkten keine Probleme. Diese Investoren halten die Anleihen ohnehin bis zum Ende der Laufzeit und "wenn die Zinsen sinken und die Kurse steigen ist das für solche Anleger ebenso wenig von Bedeutung wie ein eintretender Kursverlust, wenn die Zinsen während der Laufzeit wieder steigen." Ergo: "Zu den besonders gutartigen Blasen zählen Blasen auf den Anleihemärkten."
Nicht nur für hochverschuldete Staaten, die bei steigenden Zinsen mehr Geld für den Schuldendienst aufbringen müssen, hätte ein Crash auf dem Anleihemarkt mit fallenden Kursen und steigenden Zinsen tatsächlich vielfach negative Auswirkungen. So würden z.B. die Investoren massiven Druck auf die Währungen der Schwellenländern erzeugen, wenn sie bei steigenden Zinsen ihr Geld aus diesen Landern abziehen und dieses vorzugsweise wieder in vermeintlich sicheren Ländern wie USA investieren. Schwellenländer, die aufgrund von Leistungsbilanzdefiziten auf Kapitalzufluss angewiesen sind, würden enorme Finanzierungsprobleme bekommen.
Die wahre Gefahr sieht Herr Bofinger in einer Rezession die in eine Deflation übergeht. "Zusammen mit der hohen Verschuldung privater und öffentlicher Haushalte wäre das eine echte Bedrohung für das gesamte Bankensystem."
Interessant, wie Herr Bofinger einerseits einräumt, dass der Staat bereits hochverschuldet ist - und andererseits immer mehr billiges Geld, eine unbeschränkte Ausweitung der Verschuldung zur vermeintlichen Konjunkturstimulierung sowie Eurobonds, also letztlich die Ausweitung der Haftung auf Schulden anderer Länder, seit Jahren seine Standardantwort auf die Krise ist. Diese Politik wird seit Jahren betrieben. Die Erfolge sind eher bescheiden.
Siehe: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/peter-bofinger-keine-angst-vor-spekulationsblasen-a-902978.html
In einem Interview am 17.08.2007 mit der Zeitung „Die Welt“ äußerte sich Herr Bofinger über die amerikanische Geldpolitik wie folgt: „Sie war in den Jahren 2004 und 2005, als sich die Wirtschaft längst von der Krise in Folge der Terroranschläge auf die USA im September 2001 erholt hatte, viel zu expansiv.“ [1]
Es ist erfreulich, dass Herr Bofinger rückblickend in der Lage ist, die Politik des billigen Geldes als einen der Gründe der Finanzkrise zu identifizieren. In Anbetracht dieser Erkenntnis ist es jedoch erstaunlich, dass er sich im März 2011 bezüglich einer Zinserhöhung in Europa wie folgt äußerte: „Im Augenblick sehe ich dafür [Zinserhöhung] keine Notwendigkeit. Die EZB sollte mit einer Entscheidung besser bis zum Sommer abwarten und schauen, wie sich die Konjunktur bis dahin entwickelt.“ Hr. Bofinger rechnete trotz der massiven Liquiditätsschwemme weder mit einer dauerhaft hohen Teuerung im Euro-Raum, noch mit Zweitrundeneffekten [Löhne und Preise treiben sich gegenseitig in die Höhe]. „Wegen der extrem hohen Arbeitslosigkeit in vielen Euro-Ländern besteht keine Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale“, sagte Bofinger. [2]
Es ist offensichtlich, dass alle Einschätzungen von Hr. Bofinger falsch sind:
- Die Verschuldung der BRD liegt mittlerweile bei über 80% des BIP und wird auf absehbare Zeit nicht signifikant sinken.
- Die Inflation lag von September bis November 2011 bei 3% und in den ersten drei Quartalen 2012 im Schnitt bei ca. 2,5%. [3]
- Am 31.03.2012 einigte sich die Gewerkschaft Ver.di mit den Arbeitgebern im öffentlichen Dienst auf eine Lohnsteigerung von insgesamt 6,3% innerhalb der nächsten zwei Jahre. Die IG Metall Südwest konnte im Mai 2012 einen Abschluss von 4,3% durchsetzen. Insgesamt ist festzustellen, dass die Tarifabschlüsse im 1. Halbjahr 2012 über denen des Vorjahres liegen. [4]
- Durch die Liquiditätsschwemme entsteht auf allen Märkten ein enormer Anlagedruck. So haben die Aktien- und Rohstoffmärkte das Niveau von vor der Krise fast erreicht und der Immobilienmarkt hat dieses in guten Lagen bereits deutlich überschritten. [5]
[1] http://www.welt.de/welt_print/article1112566/Wir_erleben_das_Ende_eines_langen_und_starken_globalen_Aufschwungs.html
[2] http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/nachrichten/ezb-praesident-trichet-laeutet-die-zinswende-ein/3911274.html
[3] http://sdw.ecb.int/quickview.do?SERIES_KEY=122.ICP.M.U2.N.000000.4.ANR
[4] http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/deutschlands-arbeitskosten-steigen-deutlich-a-854503.html
http://www.welt.de/wirtschaft/article113440982/Realloehne-steigen-2012-das-dritte-Jahr-in-Folge.html
http://www.welt.de/wirtschaft/article116910976/Arbeit-verteuert-sich-so-stark-wie-seit-2009-nicht.html
[5] http://www.immobilienscout24.de/de/immobilienbewertung/immobilienindex/index.jsp
https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/Preise/BauImmobilienpreise/AktuellBauleistungspreise.html
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